Von der Idee zum Text
Magdalena (16) schreibt gerne - so entstehen ihre Gedichte und Geschichten
24. April 2016, 15:51 Uhr
"Wie bist du eigentlich auf die Geschichte gekommen?", hat mich meine Oma einmal gefragt. Die Antwort auf diese Frage ist eigentlich ganz einfach: Sie kommen dann, wenn ich mich am wenigsten darauf konzentriere. Beim Schreiben mache ich mir keine Liste, in der ich alles festhalte. Meine Texte sind auch nicht von vorne bis hinten durchgeplant. Sie entstehen spontan. Nur eines steht von Anfang an fest: der letzte Satz.
Meine Texte entstehen immer abhängig von ihrer Art - also ob es beispielsweise ein Gedicht oder eine Geschichte werden soll. Wenn eine Situation in meinem Leben Stoff für ein Gedicht hergibt, setze ich mich hin, reime und beginne zu schreiben - ganz klassisch mit Stift auf Papier. Mein Gedicht "Der Weg" ist so entstanden. Darin geht es um eine zerbrochene Freundschaft. Manchmal geistern mir auch die ersten Verse für Gedichte vor. Zum Beispiel, wenn ich alleine in meinem Zimmer sitze und Musik höre.
Wenn ich anfange zu dichten, dauert das je nach Länge des Gedichts ungefähr eine Viertelstunde, bis es fertig ist. Danach wird es noch einmal durchgelesen, eventuell tausche ich Wörter aus und dann tippe ich es auf dem PC ab. Meine Gedichte bleiben immer in der Erstfassung. Ich überarbeite sie nicht.
Ganz anders läuft das bei meinen Geschichten ab. Mir kommen dabei "große" Ideen in den Sinn. Wenn ich über sie nachdenke, schreiben sich ein paar einzelne Szenen schon im Kopf. Ich setze mich vor den Laptop und fange an zu formulieren. Während die ersten Wörter und Sätze die Zeilen füllen, weiß ich bereits, wie es weitergehen wird. Mir fallen Dinge ein, die die "große" Idee ausschmücken und die eigentliche Handlung hinauszögern. Ein gutes Beispiel dafür ist "Seba in Gefahr". Ich wusste, dass sich die Geschichte in erster Linie um die Krankheit von Ninas Freund drehen sollte. Er braucht dringend eine Organspende. Dass Nina vor Aufregung um Seba in vollem Karacho mit dem Fahrrad durch das Dorf brettert und dabei fast eine Oma über den Haufen fährt, ist dann eine "kleine" Idee. Meine Fantasie wird aber meistens erst geweckt, wenn ich schreibe. An meinen Geschichten arbeite ich Tage, Wochen oder auch Monate. Dabei sind meine Texte immer unterschiedlich lang. Es gibt Geschichten, die fünf Seiten lang sind und wieder andere, die dreißig Seiten besitzen. Zurzeit schreibe ich eine Geschichte, die bereits 70 Seiten umfasst und noch lange nicht zu Ende ist. Vorgesehen sind 120 Seiten.
Ist eine Geschichte fertig, verschwindet sie für einige Tage. Danach überarbeite ich sie sorgfältig: Sätze werden ergänzt, Fehler beseitigt. Manchmal kommt es auch vor, dass ich die Geschichte komplett umkrempele. Ich gebe ihr eine neue Richtung oder werfe den Schluss um. Das war bei meiner Kurzgeschichte "Traum mit Folgen" so. Zuerst gab es ein Happy-End, nach ein paar Tagen hat mir das nicht mehr gefallen. Ich habe ein offenes Ende daraus gemacht. Erst wenn ich das hinter mir habe, ist eine Geschichte fertig, wird abgeheftet und darf gelesen werden - von meinen Cousinen, meiner Mama, meinen Freundinnen und meiner Oma. Alle meine Werke unterschreibe ich. Außerdem versehe ich sie mit ihrem Entstehungsdatum und einem Stempel. Für mich ist das sehr wichtig, weil ich meine Werke auch gerne verschenke und der Beschenkte auch noch in fünf Jahren wissen soll, wer den Text verfasst hat.
Am Wochenende schreibe ich manchmal den ganzen Nachmittag. Ich verschwinde stundenlang in meinem Zimmer. Alles, was ich dann brauche, sind meine Ideen, etwas zu trinken, meine Lieblingsmusik und meinen Laptop. Erst dann kann ich völlig in die Welt meiner Figuren abtauchen.
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