Für Polizei "stinkt" der Fall
Viele Fragen nach Überfall auf Geldtransport in Cham
17. April 2023, 11:25 Uhr
Ein Überfall auf einen Geldtransport hat am Montagvormittag die Einsatzkräfte der Polizei gefordert. Auch am Tag danach sind noch viele Fragen offen.
Unbekannte erbeuteten der Polizei zufolge aus dem Geldtransporter einen hohen sechsstelligen Geldbetrag, vielleicht sogar einen siebenstelligen. Der Vorfall ereignete sich auf dem Parkplatz einer Kaufland-Filiale. Eine Großfahndung mit Hubschrauber und Suchhunden blieb ohne Erfolg. An der Sache gibt es noch Unstimmigkeiten, sagte Claus Feldmeier, Sprecher der Polizei.
Lange mit Notruf gewartet
Die Uhrzeit des Überfalls machte die Beamten stutzig. Die Tatsache, dass er ausgerechnet am Montag nach dem verkaufsoffenen Sonntag stattgefunden hat. Und dann ist da noch die halbe Stunde zwischen dem Überfall und der Meldung durch die Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes. Um 9.30 Uhr sollen zwei Unbekannte den Bediensteten eines Regensburger Sicherheitsunternehmens bedroht haben. Erst 15 bis 30 Minuten später wählten sie den Notruf. Die Frage ist laut Feldmeier, ob das mit dem Schock des Fahrers zu erklären sei. Deshalb soll der Fahrer am Dienstag noch einmal detailliert vernommen werden. Zudem will die Polizei unter anderem den Überfall rekonstruieren, um mögliche Sicherheitslücken aufzudecken.
Zwei der Mitarbeiter haben sich im Kaufland befunden, der zweite wohl am Fahrzeug. Ihn sollen zwei Männer mit vorgehaltener Waffe bedroht haben. Darum öffnete er den Tätern ein Wertfach. Die machten sich anschließend zu Fuß aus dem Staub.
Keine Spur von den Tätern
Gut 15 bis 30 Minuten vergingen, ehe die Maschinerie in Gang kam, dann aber groß. Mehrere Polizeiautos aus dem ganzen Landkreis kamen. Ein Sanka fuhr an, in dem einer der Sicherheitsdienstmitarbeiter behandelt wurde. "Maximal Schock", sagte Feldmeier, keine Verletzungen am Körper. Für den Rettungsdienst gab es darüberhinaus nichts zu tun. Umso mehr Arbeit gab und wird es wohl für die Polizei geben.
Neben Streifenbeamten fuhren Kripo und Spurensicherung den Tatort an. Die Männer in weißem Overall sicherten Spuren am Werttransporter. Mantrail-Hunde schnüffelten im Wagen nach Duftmarken der Täter. Schließlich stellten sie den Geldtransporter sicher.
Wohin die Täter sind? Das haben die Beamten auch am Dienstag noch nicht gewusst. Sie seien jedenfalls zu Fuß Richtung Rodinger Straße weg - und dann? Das wussten die Polizisten nicht. Immerhin verging zwischen Überfall und Meldung eine halbe Stunde, da brachte auch der kreisende Heli nichts mehr. Für die Ordnungshüter war's schwierig, hier etwas Konkretes herauszufinden. Auch die Täterbeschreibung war dürftig. In einer Erstmeldung hieß es: "Die unbekannten Personen seien dunkel gekleidet gewesen." Vermutlich schob der Pressesprecher dann nach, trugen sie Hoodies, also Kapuzenpullis. Umso wichtiger ist den Beamten der Zeugenaufruf. Wer zwischen 9.30 und 10 Uhr etwas gesehen hat, der solle sich bei der Kriminalpolizei melden.
Nach dem Überfall auf einen Geldtransport am Montag in Cham, ermittelt die Polizei unter Hochdruck weiter. Auf Anfrage hieß es am Dienstag von einem Sprecher des Präsidiums, dass die Kripo weiter Spuren ausgewertet, Sicherheitseinrichtungen am sichergestellten Transporter und den angegebenen zeitliche Ablauf überprüft habe. Außerdem hätten Beamte den überfallenen Mitarbeitern des Sicherheitsdienstes noch einmal befragt.
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Er war während sich seine beiden Kollegen im Einkaufsmarkt befanden am Transporter. Ihn zwangen die Täter - angeblich mit vorgehaltener Waffe - zur Herausgabe des Geldes. Dabei erbeuteten sie einen sechs bis siebenstelligen Eurobetrag. Details und eine etwaige Schärfung in den Aussagen zum Ablauf soll die erneute Befragung ergeben. Die Tatsache, dass der Mann nach dem Überfall unter Schock gestanden habe, mache dies notwendig. Denn gerade was die 15 bis 30 Minuten Verzug zwischen Tat und Notruf angeht, gibt es noch offene Fragen. Wie weit hier der Schock eine Rolle spielt, müsse sich zeigen. Desweiteren werten die Beamten Zeugenaussagen aus. Denn noch immer fehlen von den Tätern eine genaue Beschreibung und welche Wege sie zur Flucht nutzten.