Bayern

Verzögerungen beim Bau: Neues Justizzentrum wird deutlich teurer

Die Kosten steigen um zehn Prozent. Zudem könnte es bis zu einem Jahr länger dauern, bis die Justiz ihre neuen Räume beziehen kann. Die Verzögerungenkönnen nicht mehrabgefangen werden.


So soll das neue Justitzentrum einmal aussehen, wenn es richtig fertig ist.

So soll das neue Justitzentrum einmal aussehen, wenn es richtig fertig ist.

Von Sophie Anfang

Ein "städtebauliches und architektonisches Ausrufezeichen" soll der Neubau des Strafjustizzentrums einmal setzen, so drückte es die damalige bayerische Justizministerin Beate Merk (CSU) aus, als sie 2013 den Siegerentwurf für das bis zu sieben Stockwerke hohe Gebäude an der Ecke Dachauer/Schwere-Reiter-Straße vorstellte. Nun ist klar: Es wird ein teureres Ausrufezeichen als geplant. Und eines, das später fertig wird.

Die Idee, die Räume an der Nymphenburger Straße zu verlassen, stammt aus dem Jahr 2009. Damals beschlossen die Verantwortlichen, dass das bisherige Beton-Gebäude aus den 1970er Jahren nicht mehr saniert werden kann. Vor allem wollte man vermeiden, im laufenden Betrieb sanieren zu müssen.

Jüngst hat sich eine Initiative dafür stark gemacht, das Gebäude umzunutzen (AZ berichtete), doch ein Abriss scheint weitaus wahrscheinlicher. "Ich rechne damit, dass es abgerissen wird", hatte Baumamtsleiter Eberhard Schmid der AZ im Juli bei einem Baustellenrundgang über das Areal an der Schwere-Reiter-Straße gesagt. Seit November 2015 wird an der Ecke gebaut. Es handelt sich um die größte Hochbaumaßnahme des Freistaats.

Es ist nicht das erste Mal, dass in der Nähe des Olympiaparks die Baukosten steigen. Auf 234 Millionen Euro schätzte man beim Baustart die Kosten für den Neubau, in dem einmal 1300 Menschen arbeiten sollen. Hier wird es 54 Sitzungssäle geben, einen davon mit 300 Quadratmetern. Es ist dann einer der größten Verhandlungssäale in Deutschland. Sechs Gerichte und Justizbehörden werden zentral unter einem Dach arbeiten.

Doch der ursprüngliche Kostenplan war nicht zu halten. Der inzwischen vom bayerischen Haushaltsausschuss genehmigte Kostenrahmen liegt bei 340,51 Millionen Euro. Mehr als 100 Millionen Euro sind also bereits dazu gekommen.

Und nun droht noch mehr. Wie Philipp Eckel, Sprecher des Bayerischen Justizministeriums der AZ bestätigt, sind Mehrkosten von rund zehn Prozent eingetreten. Umgerechnet wären das also nochmal 34 Millionen Euro mehr.

"Wie hoch die Kostensteigerungen tatsächlich ausfallen werden, hängt entscheidend von der tatsächlichen Inflationsentwicklung der nächsten Zeit ab", so Eckel weiter. "Eine konkrete Zahl zu nennen, wie teuer das Strafjustizzentrum nach der Schlussabrechnung sein wird, wäre zum jetzigen Zeitpunkt nicht seriös."

Als "wesentlichen Grund" für die Kostensteigerungen nennt das Justizministerium die "derzeit angespannte Marktlage, ausgelöst durch Material- und Lieferengpässe". Und das habe vor allem mit dem Ukrainekrieg zu tun.

Neben den Mehrkosten gibt es nun ein weiteres Problem: Das Justizzentrum wird nicht so schnell fertig wie geplant. Dass bereits heuer Mitarbeiter aus Bayerns Justiz anfangen können, an dem neuen Standort zu arbeiten, davon war man bereits abgerückt. Von 2024 war die Rede. Doch nun kommt es zu weiteren Verzögerungen. "Nach einer ersten Einschätzung ist mit einer voraussichtlichen Bauzeitverzögerung zwischen neun und zwölf Monaten zu rechnen", so Eckel. Der Terminplan werde aktuell fortgeschrieben.

Man habe zwar versucht, den Bauablauf in Teilen umzuorganisieren, auch einen Stillstand auf der Baustelle habe es nicht gegeben. Fassade und Dach sind bereits fertiggestellt. Derzeit wird vor allem der technische Ausbau weiter vorangetrieben, es werden Schreinerarbeiten durchgeführt und der Bodenbelag verlegt. Dann wird in einem nächsten Schritt bereits mit der Möblierung der Sitzungssäale begonnen. Zudem werden die Außenanlagen gestaltet - auf diese war man bei der Vorstellung des Projekts besonders stolz gewesen.

Hilft aber alles nichts. "Trotz der gut voranschreitenden Arbeiten im Innenausbau können Verzögerungen nunmehr nicht mehr abgefangen werden", schreibt Eckel.

Das architektonische Ausrufezeichen, es lässt also noch auf sich warten.