Bayern

Stammstrecken-Debakel: Landtagsabgeordnete sind empört

"Das war frech von der Bahn": Eigentlich sollte die Bahn vom aktuellen Stand bei der Baustelle für die zweite S-Bahnstammstrecke berichten. Doch den Landtagsabgeordneten werden nur alte Zahlen präsentiert.


Die Baustelle zur Zweiten Stammstrecke auf der Höhe Donnersbergerbrücke in diesen Tagen.

Die Baustelle zur Zweiten Stammstrecke auf der Höhe Donnersbergerbrücke in diesen Tagen.

Von Heidi Geyer

München - Das Begleitgremium zur Zweiten Stammstrecke im Bayerischen Landtag durfte sich am Dienstag wie in einer Unternehmensberatung fühlen. Denn statt konkrete Antworten auf ihre Fragen bekamen die Abgeordneten zahlreiche Powerpoint-Folien zu sehen. Ein richtiges Ärgernis aus Sicht von Unterausschuss-Mitglied Elmar Hayn (Grüne). "So kenne ich das nicht", sagt er im Gespräch mit der AZ.

Anders als der gleichnamige Untersuchungsausschuss zum Projekt dient das Begleitgremium, auch Unterausschuss genannt, nicht dem Zweck, Fehlverhalten der Staatsregierung aufzudecken. Sondern das Gremium soll als eine Art Projekt-Controlling im Landtag wirken.

Auf sieben Seiten war die Deutsche Bahn, Auftragnehmer für das Münchener Großprojekt, aufgefordert worden, dezidiert Auskunft zu geben. Etwa konkrete Fragen zur Kostenentwicklung, beispielsweise wie Risikozuschläge berechnet wurden. Denn sowohl Kosten als auch die Dauer des Projekts waren völlig aus dem Ruder gelaufen (AZ berichtete). Über 8 Milliarden Euro soll die zweite Röhre nach derzeitigen Prognosen vermutlich kosten, doch auch das könnte noch nach oben gehen.

Was die Bahn wie einkalkuliert hat, konnte jedoch nicht mehr geklärt werden. Denn nach den ausgiebigen Präsentationen blieb keine Zeit mehr für die Abgeordneten, weitere Fragen zu stellen.

"Wir müssen jetzt Fleißarbeit machen und prüfen, ob unser ursprünglicher Fragenkatalog überhaupt beantwortet ist", sagt Hayn. Sollte das nicht der Fall sein, räumt die Bahn vier bis sechs Wochen Zeit für die Beantwortung ein. Auch hier kann Hayn nur den Kopf schütteln, schließlich ist der Freistaat der Auftraggeber des Projekts.

Dass sich das Ziel des Unterausschusses, ganz nah an der Planung dran zu sein, gestern erfüllt hat, bezweifelt Hayn: "Wir haben Zahlen von 2021 zu sehen bekommen und keine aktuellen. Das war schon richtig frech." Er habe den Termin eher als "Marketing-Veranstaltung" der Deutschen Bahn empfunden.