Bayern

Fast 200 Millionen Euro für ein Dach

Der Stadtrat beschließt, das Ensemble im Olympiapark zu sanieren - unter Bedingungen.


Von Christina Hertel

München - Alles, was schön ist, ist auch teuer - der Spruch trifft auf das Zeltdach im Olympiapark wohl ganz besonders zu. Der Stadtrat hat nun beschlossen, die Planungen für die Sanierung fortzusetzen. Langfristig bedeutet das, dass er um die 191 Millionen Euro für die Instandhaltung des Dachs ausgeben muss. Wahrscheinlich wird es eher mehr. In seiner Vorlage schreibt das Wirtschaftsreferat, dass die Kosten "seriös nicht angegeben werden können".

Dass das Zeltdach ein historisches Wahrzeichen Münchens ist, das es zu bewahren gilt - darin waren sich die Stadträte einig. Niemand forderte einen Sanierungsstopp oder gar einen Abriss des Dachs.

Eine kritische Stimme gab es trotzdem: Anne Hübner, die Fraktionschefin der SPD, forderte mehr Transparenz bei der Darstellung der Kosten. Bis vor Kurzem ging der Stadtrat nämlich noch davon aus, die Sanierung würde etwa 84 Millionen kosten - also nicht einmal die Hälfte dessen, was das Wirtschaftsreferat nun veranschlagt. Hübner störte, dass die Kostensteigerungen in diesem Fall "einfach so durchgewunken" werde. Gleichzeitig erfahre der Stadtrat nur "scheibchenweise" wie hoch die Beträge wirklich sind. Erst auf Nachfrage hätten ihr die Stadtwerke, die für den Olympiapark verantwortlich sind, mitgeteilt, dass die Stadt zwischen 2025 und 2027 wohl um die 300 Millionen Euro in Dach und Stadion stecken muss.

"Wir können das nicht mehr einfach so laufenlassen. Das sind wir dem städtischen Haushalt schuldig", so Hübner. Außerdem fordert sie eine Diskussion, wie das Olympiastadion in den nächsten Jahren genutzt werden soll. "Es soll mehr als ein Denkmal sein", sagte sie. "Sechs bis acht Konzerte im Jahr können nicht alles sein." Gemeinsam mit den Grünen beantragte die SPD, dass das Wirtschaftsreferat Perspektiven für eine Einnahmenerhöhung darstellen soll. Dass weder SPD noch Grüne konkrete Ideen nannten, welche Nutzungen sie sich vorstellen, störte den CSUler Alexander Reissl besonders. Er wies daraufhin, dass der Olympiapark von Langlauf, über Autorennen bis zu Weinmessen früher viel ausprobiert habe - allerdings ohne wirtschaftlichen Erfolg.

Nicht nur er, sondern auch Brigitte Wolf von der Linken sah einen weiteren Vorschlag der Rathaus-Koalition kritisch. SPD und Grüne forderten, dass die Verwaltung auch prüfen soll, inwieweit sich Solarfolien auf das Dach integrieren lassen. "Ich halte das für aussichtslos", sagte Wolf. "Nicht alles, was in der Landschaft herumsteht, eignet sich für Solarenergie." Sie forderte außerdem: "Alles, was zu einer weiteren Zeitverzögerung führt, muss unterbunden werden."

Die Grünen-Stadträtin Anna Hanusch sieht das anders. "Wenn es klappt, ist das ein besonders eindrucksvolles Beispiel, was alles machbar ist."

Risiken, die die Sanierung noch teurer machen könnten, nennen die Stadtwerke in einer Unterlage viele: Zum Beispiel ist es möglich, dass Schäden noch größer sind - bisher wurde nur stichprobenartig untersucht. Möglich ist auch, dass der Austausch aller Plexiglasscheiben doch länger dauert als angenommen und dass die Baukosten weiter steigen. Auf jeden Fall muss sich der Stadtrat wohl wieder mit dem Dach befassen.