Bayern

Aus altem Bahnhof wird neuer Glaspalast

Der Starnberger Flügelbahnhof wird abgerissen. Obwohl er unter Denkmalschutz steht. Warum der Stadtrat das nicht verhindert und was die Bahn stattdessen plant.


Die alten Türen zum Starnberger Flügelbahnhof.

Die alten Türen zum Starnberger Flügelbahnhof.

Von Christina Hertel

Maxvorstadt - Früher hat der Schriftzug "Schalterhalle" über den Glastüren zum Starnberger Flügelbahnhof einmal geleuchtet. Doch das ist schon lange her. Zuletzt war dieser Teil des Hauptbahnhofs Radlabstellanlage und Ankunftszentrum für geflüchtete Menschen.

Viele haben wohl vergessen, dass sich dort an der Arnulfstraße schon vor 130 Jahren das Tor der Münchner hin zu den Seen und Bergen befand - damals noch ein Holzbau. Und vielleicht wird sich in einigen Jahren niemand mehr erinnern, dass sich dort einmal ein Bahnhof befand. Denn der Starnberger Flügelbahnhof wird abgerissen. Stattdessen plant die Bahn, ein 69 Meter hohes Gebäude zu errichten - voller Büros und Einkaufsmöglichkeiten.

Schon 2006 hat dieser Entwurf für den Neubau am Starnberger Flügelbahnhof einen Architekturwettbewerb gewonnen. Erst danach wurde der Bahnhof unter Denkmalschutz gestellt. Der Münchner Stadtrat findet den Abriss richtig.

Schon 2006 hat dieser Entwurf für den Neubau am Starnberger Flügelbahnhof einen Architekturwettbewerb gewonnen. Erst danach wurde der Bahnhof unter Denkmalschutz gestellt. Der Münchner Stadtrat findet den Abriss richtig.

Kritiker sagen: Es entsteht nur ein "Monstrum an Büro- und Einkaufsfläche"

Karl Hofmann von der Initiative Münchner Architektur und Kultur will das verhindern. Er bezeichnet den geplanten Neubau als das "Grauen pur". Mit dem "Glasklotz", den die Bahn da plane, werde das Stadtbild Münchens "verhunzt", sagt Hofmann.

Es entstehe nichts weiter als noch ein "Monstrum an Büro- und Einkaufsfläche" - von der es doch in München ohnehin schon so viel gebe.

Hofmann kämpft dafür, den Starnberger Flügelbahnhof zu erhalten. Denn dieser ist denkmalgeschützt. Sogar vor Gericht zog er deshalb. Doch er scheiterte. Er sei kein Nachbar und somit nicht unmittelbar betroffen, lautete das Argument des Gerichts. Aufgeben will Hofmann nicht, sagt er. Doch nun rückt der Abriss wieder ein Stück näher.

Der Stadtradt stimmt dem Plan zu, hier 70 Meter hoch zu bauen

Denn der Stadtrat wird nun den Billigungsbeschluss für das neue fast 70 Meter hohe Bahnhofsgebäude erteilen. Das heißt, er stimmt den Plänen soweit grundsätzlich zu.

"Ich finde die Pläne der Bahn gut", sagt SPD-Fraktionschef Christian Müller. Er hält einen Hochpunkt an dieser Stelle für geeignet. Aus seiner Sicht ist es dringend notwendig, dass die Bahn in einen Neubau investiert. Denn die Bahn mache mit einem modernen Gebäude auch deutlich, "dass der Öffentliche Nahverkehr eine Wertigkeit hat", meint er. "Man muss Verkehrsbauten der Zeit anpassen."

Der Denkmalschutz für den Flügelbahnhof kam zu spät

Etwas weniger enthusiastisch klingen die Planungsexperten Heike Kainz von der CSU und Paul Bickelbacher von den Grünen. Gleichzeitig wollen auch sie den Abriss nicht verhindern. "Die Planungen sind zu weit fortgeschritten", sagt Heike Kainz. "Jetzt alles über den Haufen zu werfen, macht keinen Sinn." Tatsächlich stammt der ursprüngliche Entwurf aus dem Jahr 2006. Erst danach wurde der Starnberger Flügelbahnhof unter Denkmalschutz gestellt.

Von dem Abriss ist Grünen-Stadtrat Bickelbacher nicht begeistert. Allerdings: "Man kann eben nur eins von beidem haben", meint er: Neues Gebäude - oder historischen Bahnhof. Ihm gefällt der Gedanke, dass sich einmal so viele Arbeitsplätze am Bahnhof konzentrieren. Er hofft, dass in der geplanten zweistöckigen Tiefgarage in Zukunft Räder abgestellt werden - weil die Mitarbeiter schließlich mit den Öffentlichen zu ihren Büros kommen.

Auch, dass ganz oben in dem Gebäude ein Restaurant mit Ausblick zu den Alpen einziehen soll, findet Bickelbacher gut.

Außerdem habe die Bahn die Pläne angepasst. Das Hochhaus ist nun schlanker und auch etwas niedriger als in früheren Plänen. Wenn es keine Klagen gibt, glaubt Bickelbacher, ist der Abriss besiegelt.