AZ-Überblick
Weihnachtsgeld: So viel gibt es in den verschiedenen Branchen
13. November 2019, 12:12 Uhr aktualisiert am 13. November 2019, 12:12 Uhr
Mehr Geld für Geschenke unterm Christbaum oder den Urlaub: Das Weihnachtsgeld steigt. Welche Mitarbeiter am meisten profitieren.
München - Nur noch wenige Wochen, und Weihnachten steht vor der Tür. Aber die schönste Zeit des Jahres ist häufig auch die kostspieligste: Neben Ausgaben für Geschenke belasten auch die alljährlichen Zahlungen wie Versicherungsprämien den Kontostand. Entsprechend willkommen ist in diesen Tagen das Weihnachtsgeld. Wer bekommt wie viel davon - und: Haben Arbeitnehmer überhaupt Anspruch auf die Zahlung?
Die AZ bietet einen Überblick:
Die Gewinner
Insbesondere Tarifbeschäftigte können sich auf das Extra zum Jahresende verlassen, wie das Statistische Bundesamt berichtet. Knapp neun von zehn Beschäftigten (86,9 Prozent) erhalten hier in diesem Jahr eine Sonderzahlung. Im Schnitt sind es 2.632 Euro brutto - 1,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Statistiker erfassen alle zusätzlichen Jahreszahlungen, die laut Tarifvertrag im November oder Dezember ausgezahlt werden müssen. Ausgewertet wurden 650 Branchen- und Firmentarifverträge.
Weihnachtsgeld in verschiedenen Branchen
Mitarbeiter in der Erdöl- und Erdgasgewinnung können sich auf die höchste Sonderzahlung. Sie bekommen 5.780 Euro. Besonders wenig Weihnachtsgeld gibt es in der Landwirtschaft (492 Euro), bei Wach- und Sicherheitsdiensten (510) sowie in der Leiharbeit (318).
Tarifbindung fast ein Garant für Weihnachtsgeld
"Fast durch die Bank bekommt man mit Tarifverträgen Weihnachtsgeld", sagt Malte Lübker, Experte des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung. Beschäftigte in nicht-tarifgebundenen Betrieben scheinen schlechtere Karten zu haben. 2018 bekamen nach einer Online-Befragung des WSI nur 42 Prozent Weihnachtsgeld.
Forscher sehen seit Jahren eine "schleichende Erosion" der Tarifbindung. Nach Daten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) arbeiteten im vergangenen Jahr 46 Prozent der Beschäftigten in Betrieben mit einem Branchentarif. Seit 1996 ist der Anteil den Angaben zufolge bundesweit um 21 Prozentpunkte gesunken. Daneben gibt es noch Firmen- und Haustarifverträge.
Kein gesetzlicher Anspruch
Er ist nicht gesetzlich geregelt. Der Anspruch auf Weihnachtsgeld "kann sich nur aus Tarifvertrag, Betriebsvereinbarung, Arbeitsvertrag, Gleichbehandlungsgrundsatz oder betrieblicher Übung ergeben", erklärt Rainer Jung von der Hans-Böckler-Stiftung. Die betriebliche Übung ist dabei eine Art Gewohnheitsrecht. Wenn der Arbeitgeber über mindestens drei Jahre Weihnachtsgeld in gleicher Höhe oder nach der gleichen Berechnungsmethode gezahlt hat, wird aus der freiwilligen Zahlung ein Rechtsanspruch des Arbeitnehmers.
Wie wird Weihnachtsgeld versteuert?
Das Weihnachtsgeld ist steuerlich ein sonstiger Bezug und lohnsteuerpflichtig. Sonstige Bezüge werden bei der Lohnsteuer anders behandelt als laufender Arbeitslohn. Der sonstige Bezug wird (1/12 pro Monat) auf das Kalenderjahr verteilt. Dadurch wird die steuerliche Progression meist abgemildert. Anders bei den Sozialabgaben: Hier gilt das Weihnachtsgeld als "einmalige Zuwendung". Das heißt, alle entsprechenden Abzüge fallen in dem Monat an, in dem es ausgezahlt wird.
Wer bekommt wie viel Weihnachtsgeld?
Branchenübersicht Weihnachtsgeld
Ausgewähle Branche Beschäftigte mit WG* Durchschnittliches Brutto-WG in Euro
Kohlebergbau 100% 2.636
Erdöl & Erdgas 100% 5.780
Tabakverarbeitung 17,5% 962
Herstellung Bekleidung 100% 2.626
Kokerei & Mineralölverarbeitung 100% 4.843
Herstellung von chemischen Erzeugnissen 98,7% 4.739
Maschinenbau 97,6% 2.216
Herstellung von Kraftwagen & Kraftwagenteilen 97,4% 2.074
Energieversorgung 99,9% 4.923
Hoch- und Tiefbau 86,1% 2.016
Kfz: Handel, Reparatur & Instandhaltung 92,8% 1.697
Einzelhandel 97,5% 1.817
Verlagswesen 90,7% 3.693
Rundfunkveranstalter 76.7% 5.274
Finanz- und Versicherungsdienstleistungen 100% 3.882
Vermittlung & Überlassung von Arbeitskräften 99% 318
Wach- und Sicherheitsdienste sowie Detekteien 33% 510
Landwirtschaft, Jagd & verbund. Tätigkeiten 73,9% 492
Die Tabelle zeigt die durchschnittliche Zahlung an Tarifbeschäftigte mit Weihnachtsgeld (*) nach Branchen für das Jahr 2019. Quelle: Destatis
Dafür geben die Deutschen an Weihnachten Geld aus
Auch in diesem Jahr werden unter dem Christbaum statt liebevoll ausgesuchter Geschenke sehr häufig Geld und Gutscheine zu finden sein. Mehr als jeder zweite Verbraucher (56 Prozent) will so der Gefahr entgehen, bei der Geschenkauswahl danebenzugreifen.
Das geht aus Umfrage im Auftrag von Ernst & Young (EY) hervor. Lebensmittel und Süßwaren belegen Rang zwei im Ranking. Bücher und E-Books folgen dahinter. Textilien sowie Konzerttickets sind heuer weniger gefragt.
Lesen Sie hier: Nur gut die Hälfte der Arbeitnehmer bekommt Weihnachtsgeld