Umbruch

Studie: Zahl der Bauernhöfe wird sich bis 2040 mehr als halbieren

Seit Tagen gehen die Bauern mit Traktoren auf die Straße. Eine neue Studie zeigt, wie groß der Umbruch in der Landwirtschaft ist - und wie rapide das Höfesterben weiter gehen dürfte.


sized

Laut einer Studie wird die Zahl der Landwirtschaftsbetriebe bis 2040 stark zurückgehen. (Symbolbild)

Von dpa

Die Zahl der Landwirtschaftsbetriebe in Deutschland wird sich nach Einschätzung der DZ Bank bis 2040 mehr als halbieren. Kleine Bauernhöfe müssten unter Kostendruck immer mehr großen industriellen Betrieben weichen, heißt es in einer am Freitag in Frankfurt veröffentlichten Studie. "Zunehmende Anforderungen durch Umweltschutz, Tierwohl und Betriebswirtschaft belasten die Bauernhöfe immer stärker. Hinzu kommt der Fachkräftemangel sowie die oftmals nicht gelöste Nachfolgeregelung bei Familienbetrieben."

Die Zahl von rund 256.000 Höfen im Jahr 2022 werde auf etwa 100.000 Betriebe 2040 sinken, schätzt DZ-Bank-Branchenexperte Claus Niegsch. Bei etwa gleichbleibender landwirtschaftlicher Fläche dürfte sich die Durchschnittsgröße eines Betriebs so von 64,8 Hektar auf 160 Hektar im Jahr 2040 mehr als verdoppeln. Langfristig würden immer mehr große, kapitalintensive Betriebe mit moderner Technik die Branche prägen. "Der bäuerliche Familienbetrieb steht zunehmend vor dem Aus."

Der Umbau der Agrarbetriebe zu effizienten, digitalisierten Unternehmen, die zudem wachsende Umweltschutz- und Tierschutz-Anforderungen erfüllen, werde hohe Investitionen erfordern - was den Druck zu mehr Größe noch verstärke. Nischen gebe es aber, so die Studie. "Vor allem die Öko-Landwirtschaft und andere Spezialisierungen, aber auch die Genossenschaftsidee bieten Chancen."

Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg noch 1,8 Millionen Bauernhöfe
Das Höfesterben in Deutschland dauert seit Jahrzehnten an. So gab es 1949 laut DZ Bank noch 1,8 Millionen Landwirtschaftsbetriebe, also rund sieben Mal so viele wie 2022, während die Betriebsfläche damals mit 7,4 Hektar nur einem Bruchteil der zuletzt üblichen entsprach.

Zudem seien die Abgabepreise der Landwirte langfristig langsamer gestiegen als die allgemeinen Verbraucherpreise, so die DZ Bank. "Die Landwirte können aktuell zwar immerhin knapp 50 Prozent mehr für ihre Produkte verlangen als vor über 30 Jahren. Die Verbraucherpreise haben sich seit 1991 aber fast verdoppelt."

Die aktuellen Bauernproteste gegen geplante Kürzungen beim Agrardiesel lenkten den Blick auf den Agrarsektor, der eine relativ geringe volkswirtschaftliche Bedeutung habe, aber wichtig sei für die heimische Versorgung mit Nahrungsmitteln. Habe der Anteil der Landwirtschaft an der deutschen Bruttowertschöpfung 1970 noch 3,3 Prozent betragen, waren es 2022 laut DZ Bank nur noch 1,0 Prozent. "Damit fiel der Bedeutungsverlust in der Landwirtschaft intensiver aus als in der Industrie."

2 Kommentare:


Bitte melden Sie sich an!

Melden Sie sich an, um kommentieren zu können.

Anmelden

Thomas S.

am 13.01.2024 um 09:08

Das erklärt die Unlust unserer wirtschaftsorientierten, wenn nicht -bestimmten Regierungen, sich gestaltend mit der Landwirtschaft zu befassen. "Natürlich" ausphasen lassen und Lebensmittel aus dem Ausland kaufen. So ist hier mehr Platz für "Wirtschaft". Übrigens, eine wirklich ökologische Landwirtschaft passt nicht zusammen mit riesigen kolchosenartigen Betrieben.



Peter S.

am 13.01.2024 um 17:36

wieso nicht ?fielmann hat einen biobetrieb mit über 2000 ha !!



Kommentare anzeigen