Wirtschaft
Mehr Wert für Mehrweg
24. April 2023, 18:21 Uhr
München - Der Preiskampf ums Pfand: Er bewegt auch die Münchner Brauereien. Brauerverbände hatten laut über eine Erhöhung nachgedacht (AZ berichtete) - eine neue Bierflasche ist schließlich teurer als das recht geringe Pfand von derzeit acht Cent.
Von einer Erhöhung versprechen sich Befürworter eine höhere Rücklaufquote. Besonders weit aus dem Fenster lehnte sich Sebastian Priller, Chef der unter anderem für Spezi bekannten Brauerei Riegele in Augsburg, mit seiner Forderung nach zehn Euro Pfand für ein 20er-Tragerl Bier.
Kritiker dagegen führen die hohen Kosten für eine Umstellung an, negative Auswirkungen beim Verbraucher und Zweifel, ob eine Erhöhung überhaupt einen Effekt auf die Rücklaufquote hätte.
Auf der Seite der Befürworter eines höheren Pfandes steht in München Giesinger Bräu. "Wir sind der Meinung, dass sowohl das Pfand auf das Tragerl als auch das Glaspfand deutlich erhöht werden müssen", sagt Gründer und Geschäftsführer Steffen Marx der AZ.
"Die Preise wurden vor mehr als 20 Jahren festgelegt und haben sich seitdem durch Faktoren wie Inflation und Herstellungskosten deutlich nach oben verändert. Eine Erhöhung des Pfandes ist daher überfällig, denn wir Brauereien zahlen bei jeder Flasche und bei jedem Tragerl drauf." Momentan erhalte Giesinger Bräu beim 20er-Tragerl Bier 1,60 Euro Pfand für Glas und 1,50 Euro Pfand für das Biertragerl. Dem Gesamtpfand von 3,10 Euro stünden allerdings fast zehn Euro Kosten gegenüber.
Jedes Jahr müsse die Brauerei zusätzliches Leergut für einen mittleren sechsstelligen Betrag zukaufen, sagt Marx. "Diese Kosten würden sich durch ein höheres Flaschenpfand deutlich verringern lassen", glaubt er. "Ein höheres Flaschenpfand, zum Beispiel in der Region des Pfandes für PET-Flaschen, würde auch beim Verbraucher die Wertigkeit von Glasflaschen erhöhen." Marx und Giesinger Bräu setzen sich für 25 Cent Flaschenpfand und fünf Euro Pfand für das Biertragerl ein.
"Der Einkauf einer Flasche kostet uns aktuell rund 20 Cent, ein Biertragerl kostet im Einkauf knapp unter fünf Euro. Mit der genanten Erhöhung könnten wir endlich wieder kostendeckend arbeiten."
Auch beim Getränkeunternehmen Anheuser-Busch InBev Deutschland, zu dem unter anderem die Münchner Biere Löwenbräu und Spaten gehören, ist man sich der Problematik bewusst. "Wie die gesamte Branche stehen auch wir aufgrund der drastischen Kostenentwicklung vor großen Herausforderungen", sagt Sprecher Fried-Heye Allers der AZ. "Betrachtet man den inflationsbereinigten Pfandbetrag über die vergangenen 20 Jahre, sieht man, dass die reale Entwicklung negativ ist. Und da der Betrag nicht die Kosten der Flaschen deckt, haben wir wie auch andere Brauer das Problem, dass sich nicht zurückgegebene Flaschen negativ auswirken." Das Unternehmen arbeite daran, die Pfandrückgabequote zu erhöhen.
"Erst vor zwei Wochen haben wir mit unserer Premiummarke Corona Extra eine Kampagne ins Leben gerufen, welche darauf abzielt, Konsumentinnen und Konsumenten dazu zu bewegen, ihre Pfandflaschen dem System zurückzuführen", führt Allers aus. "Hierbei setzten wir auf eine Out Of Home Kampagne, in der auf Plakaten die Corona-Motive zu sehen sind - und zwar ohne die typische Flasche in der Hand."
Dazu wolle man mit dem Slogan "Wir haben unsere Flasche schon zurückgegeben. Jetzt bist du dran" die Verbraucher darauf aufmerksam machen, "der Umwelt und uns zu helfen und die Flaschen dem Pfandsystem zurückzuführen".