Finanzen
Kein EZB-Gewinn und keine Ausschüttung an Notenbanken
23. Februar 2023, 13:22 Uhr aktualisiert am 23. Februar 2023, 20:17 Uhr
Die Europäische Zentralbank (EZB) muss erstmals seit langer Zeit einen Verlust aus ihrem Geschäft mit ihrer Risikovorsorge ausgleichen. Unter dem Strich steht deshalb für das Jahr 2022 eine "schwarze Null", wie die EZB am Donnerstag in Frankfurt mitteilte.
Die normalerweise übliche Gewinnausschüttung an die nationalen Zentralbanken der Eurozone wie die Bundesbank fällt daher aus. 2021 hatte die EZB noch einen kleinen Gewinn von 192 Millionen Euro erzielt. Seit dem Beitritt Kroatiens gehören
inzwischen 20 nationale Notenbanken zum Euro-Währungsgebiet.
Das unter dem Strich ausgeglichene Jahresergebnis kommt nur zustande, weil die EZB aus ihrer Risikovorsorge 1,6 Milliarden Euro zum Ausgleich freigegeben hat. Die Risikovorsorge der Notenbank beläuft sich nach der Freigabe auf knapp 6,6 Milliarden Euro.
Die Notenbank erklärt die Verluste zum einen mit steigenden Zinsausgaben. Hintergrund dieser Entwicklung sind vor allem die steigenden Leitzinsen im Währungsraum. Darüber hinaus nennt die EZB vorsorgliche Abschreibungen auf eigene Vermögenswerte und auf US-Dollar lautende Vermögenstitel. Begründet wird dies mit den steigenden Renditen, also letztlich den steigenden Zinsen an den Kapitalmärkten. Aufgrund dieser Entwicklung sinken die Kurse bestehender Wertpapiere, was ihren Wert mindert.
Die steigenden Zinsen an Finanzmärkten gehen vor allem darauf zurück, dass neben der EZB auch viele andere Notenbanken als Reaktion auf die hohe Inflation ihre Leitzinsen kräftig angehoben haben. Die steigenden Zinsen führen einerseits zu steigenden Zinsausgaben auf Seiten der Notenbanken. Andererseits verlieren die im Bestand befindlichen Vermögenswerte rechnerisch an Wert.
Unter dem Strich belaufen sich die Zinseinnahmen der EZB auf 900 Millionen Euro, nach 1,566 Milliarden Euro im Jahr zuvor. Die Abschreibungen beziffert die EZB auf 1,8 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vorjahr sind diese deutlich gestiegen, 2021 hatten sie lediglich 133 Millionen Euro betragen. Die Personalkosten sanken leicht um 22 Millionen auf 652 Millionen Euro. Die Gebühreneinnahmen aus der Finanzaufsicht betrugen mit 594 Millionen Euro etwas mehr als im Jahr zuvor.
Die durch Wertpapierkäufe aufgeblähte Bilanzsumme des gesamten Eurosystems, also inklusive der nationalen Notenbanken, sank von 8,564 Billionen im Vorjahr auf 7,956 Billionen Euro. Der Rückgang erklärt sich vor allem dadurch, dass die Geschäftsbanken des Euroraums einen Teil zuvor ausgereichter Langfristkredite (TLTROs) zurückgezahlt haben oder ein Teil dieser Kredite ausgelaufen ist. Die EZB hatte die Kredite auch in der Corona-Pandemie ausgereicht, um den Kreditfluss in der Krise am Laufen zu halten.