Corona erzeugt Überschüsse

Erzeugerpreise für Kartoffeln und Schweine im freien Fall


In Bayern wie auch bundesweit haben momentan besonders jene Landwirte einen schweren Stand, die auf Schweinemast oder Kartoffelernte setzen. (Symbolbild)

In Bayern wie auch bundesweit haben momentan besonders jene Landwirte einen schweren Stand, die auf Schweinemast oder Kartoffelernte setzen. (Symbolbild)

Von Redaktion idowa

Die Preise für landwirtschaftliche Produkte waren im August 2020 laut aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamts (Destatis) rund sieben Prozent niedriger im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahrs. Besonders stark betroffen waren Kartoffeln und Schweinefleisch - das spüren auch die bayerische Landwirte.

Laut Destatis waren die Erzeugerpreise für Speisekartoffeln im August 2020 so niedrig wie lange nicht mehr. Weil es in den Jahren 2018 und 2019 durch Trockenheit und Schädlingsbefall zu Ernteausfällen gekommen war, waren in diesen Jahren die Preise angestiegen. Seit einigen Monaten allerdings sinken die Erzeugerpreise bundesweit: Die neue Kartoffelernte war gut, außerdem dürfte der aufgrund der Corona-Maßnahmen geringe Absatz an Pommes-Frites und Schälkartoffeln für die Gastronomie eine Rolle spielen. Die Kartoffelpreise in Deutschland brachen im August 2020 verglichen mit dem Vorjahresmonat um mehr als 45 Prozent ein.

Kartoffelpreise auch in Bayern eingebrochen

Für den Freistaat kann der Bayerische Bauernverband (BBV) diese Entwicklung nur bestätigen. "In Bayern ist die Lage genau so, wie Destatis sie beschreibt", erklärt Sprecherin Stefanie Härtel gegenüber idowa. Laut BBV liegt der Erzeugerpreis für vorwiegend festkochende Speisekartoffeln aktuell bei etwa 9 Euro pro 100 Kilo. Für die sogenannte "Frittenware", aus der Pommes-Frites hergestellt werden, sind es etwas mehr als 2,50 Euro. Ein Vergleich mit dem gleichen Zeitpunkt 2019 macht den Unterschied deutlich: Der Preis für Speisekartoffeln hatte damals bei 15 Euro pro 100 Kilo gelegen und selbst die Frittenware war mit etwa 10 Euro teurer als die Speisekartoffeln jetzt.

Diese Grafik des BBV zeigt die Preisentwicklung bei den Kartoffeln im Zeitverlauf:


Quelle: Bayerischer Bauernverband

Kein Fußball mit Publikum, keine Bratwurst mit Pommes

Wie in der Grafik ersichtlich wird, kam es Anfang September 2019 zu einem deutlichen Preisabfall, hier dürfte sich wohl die im Vergleich zu den Vorjahren bessere Ernte bemerkbar machen. BBV-Sprecherin Härtel kann das bestätigen. "Bei Kartoffeln spielt die vergleichsweise und vor allem europaweit gute Ernte eine Rolle", erklärt sie. "Und auch die Schließung der Gastronomie während der Corona-Maßnahmen im Frühjahr ist definitiv ein Grund."

Auch bei der tierischen Erzeugung gab es laut Destatis von August 2019 bis August 2020 größere Preisveränderungen: Die Erzeugerpreise für Schweinefleisch gaben im Vergleich um fast 20 Prozent nach. Hier dürfte ebenfalls die sinkende Nachfrage der Gastronomie eine wichtige Rolle spielen, wie auch Stefanie Härtel berichtet. "Wir sehen hier einen Grund im fehlenden Außerhaus-Konsum - kein Fußball im Stadion bedeutet keine Bratwurst mit Pommes", bringt sie das Problem der Bauern auf den Punkt.

Diese BBV-Grafik veranschaulicht den Preisverlauf bei den Schlachtschweinen:


Quelle: Bayerischer Bauernverband

Anfang des Jahres 2020 lag der Erzeugerpreis für Schlachtschweine mit etwa zwei Euro pro Kilo noch deutlich über dem Vorjahrespreis von etwa 1,40 Euro. In der Grafik ist zu erkennen, dass ungefähr ab Kalenderwoche neun von 24. September bis 1. März ein deutlicher Preisabfall bis etwa 10. Mai stattgefunden hat - ein Zeitraum, der recht gut mit den verschärften Coronavirus-Beschränkungen übereinstimmt. Stand 11. Oktober 2020 ist mit rund 1,30 Euro pro Kilo Schwein nun ein neuer Tiefstand erreicht, der deutlich unter den knapp zwei Euro des Vorjahreszeitraums liegt.

Gebeutelte Schlachtbetriebe kommen nicht hinterher

Neben fehlendem Absatz in der Gastronomie brachte die Corona-Krise aber noch eine weitere Schwierigkeit für die Mastbetriebe mit sich, wie Willi Wittmann von der Erzeugergemeinschaft Südbayern in Pocking erklärt. Wegen coronabedingter Schließungen und Personalausfällen könnten die Schlachthöfe weniger Tiere annehmen als gewöhnlich, erklärt er. Die Schlacht- und Zerlegebetriebe hätten ihre Kapazitäten reduziert, um weitere Corona-Ausbrüche unter den Arbeitern zu verhindern. "Dadurch können weniger Tiere angenommen und verarbeitet werden", sagt Wittmann. "Für die Schweinehalter ist das ein großes Problem."

Mehr zur schwierigen Lage auf dem Schweinemarkt lesen Sie hier mit idowa.plus: Ferkelerzeuger und Mastbetriebe zwischen Pest und Corona.