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Arbeitslosenquote in Deutschland stagniert im April
28. April 2023, 10:00 Uhr
Die trübe Konjunktur und die Flüchtlinge aus der Ukraine haben den oft zu spürenden frischen Frühjahrswind auf dem deutschen Arbeitsmarkt in diesem Jahr zu einem lauen Lüftchen werden lassen. Die Zahl der Arbeitslosen ging im April nur um 8000 auf 2,586 Millionen nach unten - im vergangenen Jahr stand zum selben Zeitpunkt noch ein Rückgang um 53.000 zu Buche. Die Arbeitslosenquote stagnierte bei 5,7 Prozent, wie die Bundesagentur für Arbeit am Freitag in Nürnberg mitteilte. Im April vorigen Jahres lag sie noch bei 5,0 Prozent.
"Die Frühjahrsbelebung am Arbeitsmarkt bleibt auch im April schwach. Einer der Gründe dafür ist die träge Konjunktur. Insgesamt befindet sich der Arbeitsmarkt aber in einer stabilen Verfassung", sagte die Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) sprach von einem "stabilen Arbeitsmarkt in einem wirtschaftlich schwierigen Umfeld".
Für ihre Statistik griff die Bundesagentur auf Zahlenmaterial zurück, das bis zum 13. April vorlag. Auch die Zahl der offenen Stellen ging zurück und liegt mit 772.984 um 4000 unter dem März-Wert und um mehr als 78.000 unter dem Vorjahres-April.
Sorgen macht der Vorstandschefin der Bundesagentur vor allem die Zahl der Langzeitarbeitslosen. 885.000 Menschen in Deutschland sind ein Jahr oder länger ohne Job. 59 Prozent davon sogar mehr als zwei Jahre. 31 Prozent sind älter als 55 Jahre. Zwar sind die Höchststände der Corona-Pandemie inzwischen wieder überwunden, das Niveau ist jedoch noch deutlich höher als in der Zeit vor Ausbruch des Virus.
Es sei für Arbeitslose trotz der hohen Nachfrage nach Fachkräften schwerer geworden, eine Beschäftigung zu finden. "Das führt zu einer Verfestigung von Arbeitslosigkeit", sagte Nahles. Sie rief die Unternehmen auf, auch Menschen einzustellen, die nicht dem Idealprofil entsprächen. "Arbeitgeber müssen sich dafür öffnen, den Menschen, auch wenn sie nicht alle idealtypischen Voraussetzungen mitbringen, eine Chance zu geben", sagte sie. Dann könne die Bundesagentur auch mithelfen, etwa durch Coaching, Begleitung und über die Möglichkeiten des Teilhabechancengesetzes auch mit finanziellen Hilfen.
Minister Heil hob hervor, dass rund zwei Drittel der Langzeitarbeitslosen über keine Berufsausbildung verfügten. "Deshalb ist es richtig, dass wir mit dem neuen Bürgergeld mehr auf Weiterbildung und Qualifizierung anstatt auf Vermittlung in Helferjobs setzen", sagte er. Mit der zweiten Stufe des Bürgergeldes ab 1. Juli bekämen die Jobcenter dafür "schlagkräftige Instrumente zur Hand, um mehr Menschen zu ermutigen, eine Weiterbildung zu beginnen".
Die Chefvolkswirtin der staatlichen Bankengruppe KfW, Fritzi Köhler-Geib, hält besonders den hohen Anteil junger Leute ohne Ausbildung für besorgniserregend. 17 Prozent der 20- bis 34-Jährigen hätten keinen beruflichen Abschluss, dies betreffe 2,7 Millionen Menschen. "Eine fehlende Ausbildung ist immer noch das Arbeitslosigkeitsrisiko Nummer ein."
Die Bundesagentur führte den deutlichen Anstieg bei der Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahr zum Teil auf die Aufnahme von Ukraine-Flüchtlingen in der Statistik zurück. "Auch ohne die Berücksichtigung ukrainischer Geflüchteter wäre die Arbeitslosigkeit im Vorjahresvergleich angestiegen, allerdings weniger stark", teilte die Behörde weiter mit.
Nahles dämpfte die Hoffnung, dass Menschen aus der Ukraine schon bald in großer Zahl und ohne größere Einschränkungen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stünden. Die Flüchtlinge kämen mit Deutschkenntnissen aus den Integrationskursen, die zwar alltagstauglich seien, aber oft nicht für größere berufliche Beanspruchungen ausreichten. Dass die Absolventen von Integrationskursen zunächst wieder in die Grundsicherung gingen und damit Bürgergeld bezögen, bezeichnete Nahles als "normale Entwicklung".
Nur leicht zugenommen hat nach den jüngsten Daten der Bundesagentur auch wieder die Kurzarbeit. Vom 1. bis einschließlich 24. April haben Unternehmen für 36 000 Personen konjunkturelle Kurzarbeit neu angezeigt - ob sie tatsächlich in Anspruch genommen wird, ist aber noch nicht klar. Aktuelle Daten zur tatsächlichen Inanspruchnahme liegen bis Februar 2023 vor. Demnach wurde in diesem Monat für 162.000 Beschäftigte Kurzarbeitergeld bezahlt, rund 21.000 mehr als im Januar.
Nahles geht davon aus, dass im Jahresverlauf für die Kurzarbeit im Haushalt bereitgestellte Finanzmittel in Höhe von bis zu einer Milliarde Euro gespart werden können. Die Bundesagentur könnte in diesem Fall wieder damit beginnen, ihre auf Null zurückgefahrene Rücklage neu aufzubauen.