"Nah am Limit"
Rote Raben verkaufen sich beim 1:3 gegen Stuttgart prächtig
15. Dezember 2019, 9:30 Uhr aktualisiert am 15. Dezember 2019, 9:30 Uhr
Trotz der 1:3-Heimniederlage gegen Meister Stuttgart war man im Lager der Roten Raben Vilsbiburg sehr zufrieden mit dem eigenen Auftritt.
Mit 1:3 (28:26, 24:26, 19:25, 19:25) haben die Roten Raben gegen Allianz MTV Stuttgart ihr letztes Heimspiel in diesem Jahr verloren - und doch überwog nach dem Match gegen die beste deutsche Mannschaft vor 1.247 Zuschauern in der Ballsporthalle im Vilsbiburger Lager der Stolz auf eine rundum starke und phasenweise gar famose Leistung, über die Cheftrainer Timo Lippuner sagte, sein Team habe "nah am Limit" gespielt.
"Wir haben kämpferisch alles reingeworfen, den Meister gefordert und unter Druck gesetzt, aber das macht dann eben den Unterschied aus, wenn Stuttgart auch so ein Spiel am Ende gewinnt." Zugleich können die Raben viel Positives aus diesem Duell ziehen, betonte der Coach: "Wenn wir weiterhin in dieser Art auftreten, dann müssen wir uns nirgendwo verstecken und werden unsere Punkte holen" - die nächste Gelegenheit dazu bietet sich am kommenden Samstag beim Tabellenvierten Aachen.
Mit Corina Glaab, Jodie Guilliams, Neira Ortiz, Nikki Taylor, Daria Przybylak und Libera Myrthe Schoot vertraute Timo Lippuner weitgehend der Anfangsformation vom letzten Wochenende; als einzige Änderung beorderte er Josepha Bock anstelle von Eszter Nagy in den Mittelblock. Wie ernst Gegner Stuttgart, mit dem frischen Lorbeer des Pokal- Halbfinalsiegs vom Mittwoch gegen Schwerin in die Ballsporthalle gekommen, die Partie im RabenNest nahm, zeigte der Blick aufs Personal: Trainer Giannis Athanasopoulos schickte von Beginn an seine Top-Formation um Starangreiferin Krystal Rivers auf Feld.
Block gegen Rivers als Zeichen
Dass die Raben den allerersten Punkt des Abends mit einem Block gegen Rivers machten, war ein früher Hinweis darauf, wie gut sie einerseits auf das Spiel des vermeintlich übermächtigen Gegners eingestellt waren und wie furchtlos sie andererseits ihre Außenseiterrolle interpretierten. Mit einem erstaunlichen 8:4 ging es in die erste technische Auszeit; dass sich die Gäste in den Anfangssatz zurückarbeiteten (11:11, 14:16), durfte niemand überraschen - eher schon die Tatsache, dass Vilsbiburg sich nicht abschütteln ließ. Bei 24:23 hatten die Raben sogar Satzball; den ersten wehrten die Allianz-Damen ebenso ab wie die nächsten beiden, aber den vierten verwertete Jodie Guilliams zur Begeisterung des Publikum zum 28:26.
Im 2. Satz schien der Meister bei 10:16 enteilt, aber die Raben ließen nicht locker und rissen die Fans mit einer vehementen Aufholjagd zum 20:21 von den Sitzen. Bei 22:24 wehrten sie ihrerseits zwei Satzbälle ab, ehe auf das 24:24 der im Zustandekommen höchst glückliche 25. Punkt für Stuttgart folgte und danach der 26., was insgesamt den 1:1-Ausgleich bedeutete. Ein kurzer Moment der sportlichen Trauer wich in der Ballsporthalle sogleich dem respektvollen Erstaunen vor dieser Leistung der Gastgeberinnen. Abgesehen davon hätte man eine hübsche Summe Weihnachtsgeld gewinnen können, wenn man darauf gewettet hätte, dass die Raben gegen den Deutschen Meister in den ersten beiden Sätzen 52 Punkte holen.
Auch in den Abschnitten drei und vier war es über weite Strecken schlicht beeindruckend, wie sehr der Tabellensechste den Spitzenreiter forderte. Stuttgart machte so gut wie nie den gewohnt souveränen Eindruck, sondern musste sich richtig reinknien, um sich den aufmüpfigen Außenseiter vom Leib zu halten. Im 3. Satz kamen die Raben nach 4:10 auf 16:17 heran, um letztlich mit 19:25 zu unterliegen. Und auch im 4. Durchgang hatte man lange Zeit das Gefühl: Da geht noch was! Doch nach 8:6 und 18:16 mussten die Raben den Meister am Ende doch davonziehen lassen: Das neuerliche 19:25 fixierte die 1:3-Niederlage. MVP wurde bei Vilsbiburg die Top-Scorerin Nikki Taylor (26 Punkte) und bei Stuttgart Mittelblockerin Martina Samadan, die mit 20 Zählern teamintern nur hauchdünn hinter Krystal Rivers (21) blieb.