Interview mit Celin Stöhr
"Eine der stärksten Saisons meiner Karriere"
13. Dezember 2018, 18:16 Uhr aktualisiert am 13. Dezember 2018, 18:48 Uhr
Celin Stöhr ist eine der Leistungsträgerinnen bei NawaRo Straubing. Im Interview spricht sie über die aktuelle Saison, die Unterschiede zur vergangenen Spielzeit und das anstehende Derby gegen die Roten Raben Vislbiburg.
Nawaro Straubing hat in der aktuellen Saison nach sechs Spielen fünf Punkte gesammelt. Würden Sie sagen, NawaRo ist im Soll?
Celin Stöhr: Wir hätten vielleicht gegen den VFB Suhl noch einen Punkt mehr holen können, weil wir da sehr hoch geführt haben. Wir haben aber beispielsweise gegen Wiesbaden gezeigt, was möglich ist, indem wir zwei Sätze gewonnen haben. Wir können zwar zufrieden sein, dennoch geht immer noch mehr. Auch Überraschungssiege sind möglich.
In den vergangenen beiden Spielen gab es einen Sieg und eine Fünfsatz-Niederlage. Beim 2:3 gegen Wiesbaden holte NawaRo einen Punkt, gegen den VCO Berlin gelang der erwartete Dreier. Wie würden Sie diese beiden Spiele einschätzen?
Stöhr: Es war nicht leicht, stark zurückzukommen, nachdem wir gegen Potsdam eine deutliche Niederlage kassiert haben. Wir haben in der Woche auch mental hart gearbeitet. Gegen Wiesbaden war es ein super Spiel, wir haben viel gezeigt und wirklich gut dagegengehalten. Gegen Berlin war es schwer für uns, da es bereits das zweite Spiel des Wochenendes war. Wir haben aber unser Soll erfüllt und gezeigt, was wir können.
Gegen Berlin hat die Mannschaft stark begonnen, im dritten Satz dann aber etwas nachgelassen. Würden Sie sagen, dass das auf das anstrengende Spiel gegen Wiesbaden zuvor zurückzuführen ist?
Stöhr: Ja, das kann schon sein. Unser Trainer hat dann auch durchgewechselt. Vor der Zehn-Minuten-Pause haben wir zwei Sätze konstant gut gespielt und dem Gegner gezeigt, wer Herr im Haus ist. Danach hat man die Belastung gemerkt und Berlin wurde stärker. Letztendlich haben wir es aber geschafft, und das ist es, was zählt.
Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer persönlichen Leistung in der bisherigen Spielzeit?
Stöhr: Es ist eine der stärksten Saisons meiner Karriere. Ich war fast immer die Spielerin, die die meisten Punkte gemacht und auch wichtige Blocks gemacht hat. Auch im Training versuche ich, voranzugehen, um gerade auch den jungen Spielerinnen zu zeigen, wie es gemacht wird.
Stöhr über die NawaRo-Truppe und das anstehende Niederbayern-Derby
Was macht das Team von NawaRo diese Saison aus?
Stöhr: Wir kämpfen immer und sind ein junges Team, das nie aufgibt. Wir wollen alle zeigen, dass wir gut sind, auch wenn wir oft die Underdog-Rolle haben oder hinten liegen.
Wenn man die erste Bundesliga mit der zweiten Liga vergleicht: Wo liegen da Ihrer Meinung nach die größten Unterschiede?
Stöhr: Die Unterschiede sind in allen Bereichen sehr groß. Das Spiel ist viel schneller. Für das Lesen der Blocks, Angriffe und Aufschläge hat man deutlich weniger Zeit. Die erste Liga ist viel athletischer, es gibt unter anderem auch einen hohen Anteil an athletischen ausländischen Spielerinnen.
Was macht Ihren Trainer Benedikt Frank aus?
Stöhr: Er ist immer erreichbar und ist für seine Spielerinnen da. Man kann mit ihm über alles reden. Gerade wenn man einen kleineren Kader hat, ist es wichtig, einen Trainer zu haben, der Rücksicht nimmt, wenn eine Spielerin krank oder angeschlagen ist. Bene macht nicht nur sehr viel im Verein, sondern arbeitet auch viel nach außen. Sei es die Kommunikation mit Sponsoren oder Projekte in Schulen. Er investiert sein Leben in den Volleyball.
NawaRo Straubing will den Weg mit jungen Spielerinnen weitergehen. Was halten Sie von dieser Philosophie? Übernehmen Sie gegenüber den jungen Mitspielerinnen eine gewisse Führungsrolle?
Stöhr: Mit so vielen jungen Spielerinnen ist es sehr schwierig, mit anderen Mannschaften mitzuhalten. Stuttgart zum Beispiel verfügt über zehn erfahrene Ausländerinnen. Natürlich ist die Philosophie trotzdem gut, aber es ist dann erst mal schwierig, die Playoffs zu erreichen. Am besten ist eine Mischung aus jungen Spielerinnen in Kombination mit ein paar erfahrenen Routiniers, die die Liga kennen und die jungen Spielerinnen leiten.
Am Samstag spielen Sie gegen einen Ihrer ehemaligen Vereine, die Roten Raben Vilsbiburg. Was für ein Spiel ist das für Sie? Wie gehen Sie in ein solches Spiel?
Stöhr: Es ist immer komisch, in der Halle zu sein, in der man früher lange gespielt hat. Es fühlt sich für mich fast an, wie ein Heimspiel, da ich noch sehr viele Fans dort kenne. Ich möchte auf jeden Fall Vilsbiburg schlagen, das ist mein größtes Ziel. Auch wenn ich da meine größten Erfolge hatte, hänge ich nicht an diesem Verein. Ich möchte für Straubing spielen und zeigen, dass wir gewinnen können.
Sie sind geborene Baden-Württembergerin. Bietet dieses niederbayerische Derby trotzdem einen gewissen Reiz für Sie?
Stöhr: Mein Freund spielt in Vilsbiburg Basketball, von daher bin ich oft da, um ihm zuzuschauen. Ich kenne einige Fans und sie wissen, dass ich das Spiel unbedingt gewinnen will. Die Halle wird bestimmt voll sein, deswegen ist ein niederbayerisches Derby mit Sicherheit sehr reizvoll.
Mit welchen Erwartungen gehen Sie in dieses Spiel? Ist NawaRo Außenseiter?
Stöhr: Wir sind auf jeden Fall der Underdog. Aber wir haben bereits in der Vorbereitung - trotz Niederlage - gezeigt, dass wir mithalten können. Wenn jeder fit ist und wir einen guten Tag erwischen, können wir ihnen auch zeigen, wo der Hammer hängt. Vilsbiburg ist diese Saison nicht so stark wie gewohnt, was man auch in der aktuellen Tabelle sehen kann.
Was wird ausschlaggebend sein, um dieses Spiel zu gewinnen?
Stöhr: Ich kenne diese Halle, viele unserer Spielerinnen werden sich dort aber komisch fühlen, weil sie sehr groß und weitläufig ist. Von daher wird es schon wichtig sein, so viele eigene Fans wie möglich mitzubringen, die uns anfeuern.