Furioses Rennen in Baku

Vettel rast auf Platz zwei


Die Erleichterung ist Sebastian Vettel nach seinem ersten Podium mit Aston Martin deutlich anzumerken.

Die Erleichterung ist Sebastian Vettel nach seinem ersten Podium mit Aston Martin deutlich anzumerken.

Von sid

Sebastian Vettel hat in seinem "Wohnzimmer" Baku eine wundersame Auferstehung gefeiert, nach einer grandiosen Aufholjagd sein erstes Podest im Aston Martin geholt - und hatte als Zweiter beste Sicht auf die späten Dramen um Max Verstappen und Lewis Hamilton im Titelkampf. Am Red Bull des Niederländers platzte in Führung liegend ein Hinterreifen, Hamilton verbremste sich nach einem späten Neustart heftig und warf den möglichen Sieg ebenfalls weg.

Verstappens Teamkollege Sergio Perez staubte damit seinen ersten Triumph für Red Bull ab, und Vettel stand beinahe sensationell auf dem zweiten Rang. Damit zeigt die Formkurve nach seinem überraschenden fünften Rang beim vergangenen Rennen in Monaco steil nach oben, nach schwierigen ersten Monaten wird er für Aston Martin endlich zur erhofften Verstärkung. Im fünften Baku-Rennen landete er zudem zum fünften Mal unter den Top Vier - auf einer Strecke, auf der eigentlich fast nichts planbar ist.

Das zeigt auch ein Blick auf die Siegerliste. Perez ist im fünften Rennen der bereits fünfte Gewinner. Im Titelkampf tat sich nichts: Verstappen führt weiterhin mit vier Punkten Vorsprung auf Hamilton, der am Ende des Feldes ins Ziel rollte und minutenlang wie eingefroren in seinem Auto verharrte.

"Auf Wolke sieben"

"Ich bin auf Wolke sieben, dieses Podium konnte man nicht erwarten", sagte Vettel: "Es war ein tolles Rennen. Am Freitag waren wir noch im Irgendwo." Perez erklärte: "Ich bin so glücklich. Das Rennen war total verrückt. Es tut mir wahnsinnig leid für Max, es wäre ja ein Doppelsieg geworden für Max. Es gibt mit natürlich riesiges Selbstvertrauen."

Dritter wurde Pierre Gasly im AlphaTauri. Rookie Mick Schumacher hatte Pech, als ein Vorderreifen beim Stopp nicht richtig verschraubt wurde, er landete im unterlegenen Haas als Vorletzter aber erneut vor seinem Teamkollegen Nikita Masepin.

Zwei Themen hatten die Tage vor dem Rennen bestimmt. Zum einen die vermeintliche Schwäche von Mercedes, das nach der Enttäuschung in Monaco auch auf dem nächsten Stadtkurs ein schwieriges Wochenende erwartete. In den ersten Trainings schien sich dies zu bestätigen, nach einem chaotischen Qualifying mit vier Roten Flaggen stand der Weltmeister dann aber doch (fast) da, wo er meistens steht: Startplatz zwei hinter Leclerc, vor Verstappen also. Von der Überlegenheit der Red Bulls war im Kampf um die Pole wenig übrig geblieben - und damit verlor das zweite große Thema in Baku vorerst an Brisanz: die flexiblen Heckflügel am Red Bull.

Diese biegsamen und damit eigentlich irregulären Teile hatten Mercedes und Co. auf den Plan gerufen, weil der Vorteil auf der 2,2 km langen Geraden so groß erschien. Ein Protest bei den Regelhütern stand daher im Raum, Red Bull nutzte in Baku dann aber ein anderes Heckflügel-Model als noch zuletzt. Vielleicht äußerte sich Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff im Vorfeld des Rennens auch deshalb weniger energisch: Das Thema langweile ihn allmählich.

Spannung vom Start weg

Durchaus spannend ging es dann am Start zu. In der zweiten Runde schon ging Hamilton an Leclerc vorbei, und der Ferrari konnte wie so oft die gute Qualifying-Geschwindigkeit nicht ins Rennen überführen: Wenig später überholten auch Verstappen und Perez, das Red-Bull-Duo jagte damit nun Hamilton, der sich nicht absetzen konnte.

Nach zahlreichen Unfällen in den Trainings und im Qualifying ging das Feld im Rennen offenbar besonders vorsichtig zu Werke, das in Baku fest eingeplante Safety Car ließ auf sich warten. Stattdessen brachten die Stopps den ersten Einschnitt: Hamilton verlor gut zwei Sekunden beim Reifenwechsel, das war genug für eine Red-Bull-Doppelführung, Verstappen vor Perez.

Vettel indes hatte lange auf seinen Stopp gewartet und führte plötzlich für einige Runden das Rennen an - nicht bloß erstmals im Aston Martin, sondern erstmals seit November 2019, damals war Vettel noch Ferrari-Pilot. Auf Rang elf gestartet, hatte Vettel früh zwei Plätze gut gemacht, nach seinem späten Stopp lag er dann schon auf Platz sieben. Und anders als zu Saisonbeginn konnte der AMR21 problemlos das Tempo der Rivalen im Mittelfeld mitgehen.

Stroll mit Glück im Unglück

An der Spitze begann Verstappen nun davonzuziehen, auch Hamilton konnte Perez nicht folgen. Kurz nach der Rennhalbzeit kam dann aber doch noch das Safety Car zum Einsatz, es war allerdings kein gewöhnlicher Unfall: Bei Vettels Teamkollegen Lance Stroll, als einziger noch ohne Boxenstopp, versagte auf der rasend schnellen Start-Ziel-Geraden ein Hinterreifen, ein heftiger Einschlag war die Folge.

Stroll blieb offenbar unverletzt, die Aufräumarbeiten dauerten eine Weile - und hinter dem Safety Car rückte das Feld wieder zusammen. Beim Neustart ergriff Vettel dann seine Chance. Sofort ging er an seinem früheren Ferrari-Kollegen Charles Leclerc vorbei, wenig später überholte er auch Pierre Gasly im AlphaTauri.

Alles deutete nun auf einen sehr guten vierten Platz hin - Verstappens Pech und Hamiltons Missgeschick spülten ihn aber noch nach vorne. Das Rennen musste wegen der Aufräumarbeiten unterbrochen werden, nach dem Neustart wollte Hamilton an Perez vorbei und zahlte dafür.