Interview mit Motorsportler
Supersport-Pilot Patrick Hobelsberger "fit wie noch nie"
31. Juli 2020, 15:20 Uhr aktualisiert am 31. Juli 2020, 15:20 Uhr
Patrick Hobelsberger ist ein Motorrad-Rennfahrer aus der Region um Landau an der Isar und geht in dieser Saison erstmals in der Supersport-Weltmeisterschaft (World-SSP) an den Start. Nach einem hervorragenden Auftakt im Frühjahr und einer schier endlos langen Rennpause spricht der 23-Jährige mit idowa über die psychische Belastung, die Vorfreude auf den Restart und seine Ziele in der verkürzten Saison.
Wie haben Sie sich während Corona physisch und psychisch fitgehalten?
Hobelsberger: Grundsätzlich muss man sagen, dass die lange Pause eine psychische Belastungsprobe für mich war. Immer weiter zu trainieren war extrem hart, aber Konsequenz und Disziplin sind leider unabdingbar. Auch das Training mit dem Rennrad wird mit der Zeit echt langweilig. Irgendwann hat man sich an den hunderten Landstraßen einfach sattgesehen. Trotz der auftretenden mentalen Probleme habe ich aber stets jedes Training durchgezogen. Das Trainingslevel konnte ich sogar konsequent steigern und bin schlussendlich bis zu 205km fast täglich auf dem Rennrad gesessen.
In welchem Umfang und vor allem wo waren Trainingsfahrten überhaupt möglich?
Hobelsberger: Bis zum 15. Mai gab es leider keine Trainingsmöglichkeiten auf der Strecke. Meine ersten Trainingskilometer habe ich dann privat, also ohne mein Team auf dem Red-Bull Ring im österreichischen Spielberg zurückgelegt. Darauf folgten im Juni dann Trainings in Oschersleben, Ungarn und Tschechien. In so einer Zeit bringt einfach jeder Kilometer etwas. Egal, ob die Strecke Teil des Rennkalenders ist oder nicht. Die Strecken in Frankreich oder Spanien, auf denen ich üblicherweise trainiere, waren bis vor kurzem leider keine Option.
Nun geht es bald wieder los. Am 02. August findet in Jerez (Spanien) das erste Rennen nach der Corona-Pause statt. Halten Sie den Restart persönlich für richtig?
Hobelsberger: Ja, definitiv. Die restlichen angesetzten Rennen sind in Anbetracht der enormen Schutzmaßnahmen durchführbar. Es wurde sich nun monatelang der Kopf zerbrochen wie es weitergehen kann und ich denke alle haben realistische Vorstellungen. Ich denke, das ganze ist ein guter Neuanfang für die Rennserie.
Warum startet die Superbike- beziehungsweise Supersport-WM Wochen nach Formel 1 und MotoGP?
Hobelsberger: Das hat vor allem organisatorische Gründe. Jerez ist zurzeit von der MotoGP besetzt und die Strecke ist für die Öffentlichkeit gesperrt. Diese Blase wird dann für unsere Rennserie in der nächsten Woche aufrechterhalten und die Maßnahmen müssen nicht einmal rück- und wieder aufgebaut werden. Die Organisatoren beider Serien arbeiten in dieser Hinsicht auch eng zusammen.
Was bedeutet für Sie der Umstand, dass nun anders als geplant zwei Rennen pro Wochende stattfinden sollen?
Hobelsberger: Es bedeutet eine körperliche und mentale Umstellung. Bisher war der Sonntag immer Renntag und die Abläufe waren eingespielt. Rein körperlich ist es zwar anders, sollte dennoch kein großes Problem darstellen. Ich bin so fit wie noch nie. Aber bei 38°C in Jerez sind zwei Rennen natürlich wirklich anstrengend und kräftezährend. Es ist eine große Umstellung, die ich aber nachvollziehen kann.
Ruft die engere Taktung der Rennen privat oder beruflich irgendwelche Probleme hervor? Schließlich sind Sie noch berufstätig.
Hobelsberger: Privat ist das null Problem. Aber auch beruflich habe ich das Glück, im heimischen Handwerksbetrieb zu arbeiten. Somit habe ich da auch eine weitestgehend freie Zeiteinteilung. Auch ingesamt habe ich noch von keinen großartigen Problemen erfahren. Es gibt jedoch auch nur wenige neben mir, die einer regulären Tätigkeit nachgehen.
Der deutsche Grand Prix in Oschersleben wurde für diese Saison ersatzlos gestrichen. Was heißt das für Sie?
Hobelsberger: Es ist schon schade. Ich habe dort bisher immer gute Rennen absolviert und viel Erfahrung sammeln können. Somit hätte ich gegen andere, die noch nie in Oschersleben gefahren sind, schon einen enormen Vorteil gehabt, den ich nur zu gerne ausgespielt hätte. Andersherum habe ich als Rookie natürlich auch das Problem, dass ich in diesem Jahr auf Strecken wie in Katar keine Erfahrungen sammeln habe können, auf denen ich noch nie unterwegs war.
Abschließend noch die Frage nach dem Sportlichen: Was ist in dieser verkürzten Saison für Sie drin? Was erhoffen Sie sich?
Hobelsberger: Ich will an das erste Rennen in Philip Island anknüpfen. Als Rookie in seinem ersten Rennen auf Rang 13 zu fahren und somit drei WM-Punkte abzustauben, ist schon enorm gewesen. Ich möchte in jedem Rennen um die Punkte mitkämpfen, theoretisch ist das auch überall möglich. Auch für nächstes Jahr bin ich zuversichtlich, mit meinem jetzigen Team Dynavolt Honda weitermachen zu können.