Zwei Siege

SSV Jahn Regensburg startet optimal in die Saison


Perfekter Start in die neue Saison: Die Jahn-Spieler jubeln nach dem 3:0-Sieg über Sandhausen zusammen mit ihren Fans auf der Hans-Jakob-Tribüne.

Perfekter Start in die neue Saison: Die Jahn-Spieler jubeln nach dem 3:0-Sieg über Sandhausen zusammen mit ihren Fans auf der Hans-Jakob-Tribüne.

Schwungvoll und erfolgreich ist der von sogenannten Experten einmal mehr als Abstiegskandidat abgestempelte SSV Jahn Regensburg in die beste 2. Bundesliga aller Zeiten gestartet. Abheben will deswegen allerdings niemand bei den Oberpfälzern.

Zwei Siege (in Darmstadt und gegen Sandhausen) zum Auftakt - besser hätte der SSV Jahn Regensburg kaum in seine fünfte Zweitliga-Saison in Folge starten können. Freude? Klar. Euphorie? Mitnichten.

Dass ein solche gar nicht erst aufkommt oder gar überbordet, dafür sorgt in der Regel Trainer Mersad Selimbegovic, der frei nach dem Jahn-Motto "authentisch, ehrlich und bodenständig" die Dinge zu relativieren weiß - in guten und in schlechten Zeiten. Im Klartext: Bei Bedarf setzt man im Jahn-Trainerteam auch nach einem Sieg auf schonungslose Selbstkritik statt auf gegenseitiges Schulterklopfen.

"Man muss halt dabei auch die Balance wahren", betont Selimbegovic. Kritik müsse vor allem konstruktiv und nachvollziehbar sein. So wie nach dem Auftaktsieg in Darmstadt, nach dem er relativ viel am Auftritt seiner Jungs auszusetzen gehabt habe.

"Geringste Fluktuation seit zwei Jahren"

Dennoch lässt der 39-jährige Bosnier die saloppe Einschätzung noch gelten, die ersten beiden Auftritte seiner Schützlinge seien zwei blitzsaubere Leistungen gewesen, verbunden mit dem Hinweis, dass zu Saisonbeginn natürlich noch nicht alles klappen könne, die Automatismen sich erst einspielen und die Spieler sich erst finden müssten.

Über Treffer des SSV Jahn jubelt der Regensburger Torjäger Andreas Albers am liebsten vor der Hans-Jakob-Tribüne.

Über Treffer des SSV Jahn jubelt der Regensburger Torjäger Andreas Albers am liebsten vor der Hans-Jakob-Tribüne.

Letzteres sei seiner Meinung nach vielleicht ein bisschen einfacher als in der jüngsten Vergangenheit, "weil wir die geringste Fluktuation seit zwei Jahren hatten". Zweifellos ein Vorteil für den Jahn, der nach wie vor auf ein funktionierendes Team "mit entsprechendem Geist sowie Mut und Leidenschaft" in einem familiären Umfeld, in dem Zusammenhalt groß geschrieben werde, setze, um sich gegen die schier übermächtige Konkurrenz in der 2. Bundesliga zur Wehr zu setzen.

Trotz dieses Pluspunktes seien weiterhin Bodenständigkeit und Realitätssinn angebracht, um bestehen zu können, wird Selimbegovic nicht müde, auch nach dem Sechs-Punkte-Traumstart in die neue Saison den Ball flach zu halten.

So kann es schon sein, dass Selimbegovic bei der Frage "darf es denn trotzdem einmal ein bisschen mehr sein, als ausschließlich den Ligaerhalt als Ziel auszurufen?" seinen Gegenüber nachdenklich mustert - fast nach dem Motto: "Will er es denn nicht kapieren?"

"Wir wollen möglichst schnell die 40-Punkte-Grenze erreichen", lässt der Jahn-Trainer keinen Zweifel daran, dass dies das ausschließliche Saisonziel der Regensburger sei, weil eben auch nur sein könne. Alles andere wäre seiner Meinung nach nicht nur vermessen, sondern sogar "Wahnsinn". "Wir wissen, woher wir kommen, wissen, wer wir sind, und wissen genau, mit wem wir es zu tun haben. Von daher sind wir gut beraten, bescheiden und demütig zu bleiben", so der zweifache Familienvater, dessen Intention es keinesfalls sei, mit der Außenseiterrolle auch noch zu kokettieren, um dann gar Gefahr zu laufen, in dieser erdrückt zu werden.

Jahn wie ein "Schlauchboot neben Tankern"

"Sieben bis acht Jahre sind nötig, um uns in der 2. Liga fest zu etablieren. Dann können wir auch mal über andere Zielsetzungen sprechen", meint der SSV-Coach, der mittlerweile 15 Jahre beim Jahn ist und dessen letzte fünf Zweitliga-Jahre er auf der Bank live miterlebt und -gestaltet hat - zwei Jahre als "Co" von Achim Beierlorzer, seit der Saison 2019/2020 als Chef. Letztendlich sieht der Trainer das Jahn-Ranking wie SSV-Geschäftsführer Christian Keller, der den immer wieder von Blutauffrischung geprägten Kader als "Schlauchboot neben Tankern" auf rauher Zweitliga-See herumschippern sieht.

Kapitän Benedikt Gimber, die "Walz von der Oberpfalz" kommt vor den eigenen Fans so richtig auf Touren.

Kapitän Benedikt Gimber, die "Walz von der Oberpfalz" kommt vor den eigenen Fans so richtig auf Touren.

Selimbegovic gibt aber zu, dass er "absolut nichts dagegen hat, die 40 Zähler möglichst früh zu erreichen", um nicht wie in der vergangenen Saison bis zum letzten Spieltag um den Klassenerhalt bangen zu müssen, und als Zugabe noch einiges draufzupacken, sofern seine Schützlinge in engen Spielen vielleicht doch noch etwas frecher als nur unbequem auftreten würden.

Durchaus lohnenswert, bedenkt man, dass der Jahn in der Spielzeit 20/21 mit elf Unentschieden zum Remiskönig der 2. Liga avancierte, also mindestens ein Drittel der Begegnungen mit Regensburger Beteiligung auf des Messers Schneide stand.

Dass das "etwas frecher". auch im Zusammenhang mit der Rückkehr der Zuschauer ins Stadion zu tun haben werde, darüber sind sich Trainer und Mannschaft einig - mit Verweis auf die 3.000 zugelassenen Fans, die zu Beginn der letzten Saison (gegen Nürnberg und Karlsruhe) die Rothosen ebenso zu (vier) Punkten trieben wie die erlaubten 5.000, die zum diesjährigen Saisonauftakt beim 3:0-Heimsieg für prächtige Stimmung sorgten.

"Wir sind eben eine Mannschaft, die über die Emotionen kommt", meint Selimbegovic, der deswegen in gewisser Weise eine Abhängigkeit seiner Elf von den Fans erkennt, allerdings unter dem Strich auf ein Zusammenspiel zwischen der Mannschaft und den Zuschauern hofft, weshalb er sich ziemlich sicher sei, die magere Heimbilanz von 6-6-5 in der vergangenen Spielzeit aufpolieren zu können. Schließlich solle im Jahnstadion der Grundstein zum erneuten Ligaerhalt gelegt werden.

Das erste Erfolgserlebnis diesbezüglich gab es bereits vor Wochenfrist: Die Zusammenarbeit zwischen den Protagonisten auf dem Rasen und den Besuchern auf den Rängen habe also schon im ersten Heimspiel funktioniert, meint Kapitän Benedikt Gimber.

Beifall für einen gelungenen Saisonauftakt mit sechs Punkten aus zwei Spielen klatscht Mersad Selimbegovic seinen Schützlingen, für deren Bodenhaftung der Jahn-Trainer allerdings auch in diesem Fall sorgt.

Beifall für einen gelungenen Saisonauftakt mit sechs Punkten aus zwei Spielen klatscht Mersad Selimbegovic seinen Schützlingen, für deren Bodenhaftung der Jahn-Trainer allerdings auch in diesem Fall sorgt.

Fans verleihen Spielern "einen gewissen Kick"

"Wir haben uns alle riesig auf die Rückkehr unserer Fans ins Stadion gefreut und uns ganz fest vorgenommen, ihnen mit Leistung und einem Sieg Freude zu bereiten, was letztendlich auch gelungen ist", meint die "Walz von der Oberpfalz", die in dieser Saison mit Hilfe lautstarker Unterstützung von den Rängen her "so viele große Gegner wie möglich ärgern" wolle, "weil es uns einen gewissen Kick verleiht und es uns einfacher gemacht wird, enge Spiele auf unsere Seite zu ziehen.

In die gleiche Kerbe schlägt Torjäger Andreas "Hans" Albers, der nach wie vor von der deutschen Fankultur im Allgemeinen und der Regensburger im Speziellen beeindruckt sei und daher seine Tore (13 in der vergangenen Saison) "am liebsten vor der Hans-Jakob-Tribüne" schießt. Um sein persönliches, ambitioniertes Saisonziel von 20 Scorerpunkten zu realisieren, sei die Präsenz der Jahn-Anhänger im Stadion "brutal wichtig", so der dänische Stürmer.