Überblick

Sechzigs Plan für den Endspurt

Sechs Spieltage vor Schluss geht es für die Löwen nur noch um die blaue Ananas. Was das Team und die Bosse nun vorhaben


Saison-Endspurt ohne Ziele? Von wegen! Die Löwen um Trainer Maurizio Jacobacci haben sich für die verbleibenden Spiele noch eine Menge vorgenommen.

Saison-Endspurt ohne Ziele? Von wegen! Die Löwen um Trainer Maurizio Jacobacci haben sich für die verbleibenden Spiele noch eine Menge vorgenommen.

Von Matthias Eicher

Nur 13 Siege, aber sieben Unentschieden und zwölf Niederlagen. Macht 46 Punkte aus 32 Spielen, bei zehn Zählern Rückstand auf den Relegations-Aufstiegsplatz und 15 Punkten Vorsprung auf den entsprechenden Playoff-Platz nach unten. Die Löwen, sie liegen im absoluten Niemandsland der Tabelle.

Was gilt es also noch zu tun, während die Spitzenteams um die Zweite Liga und die Kellerkinder ums Drittliga-Überleben kämpfen? Abwehrchef Jesper Verlaat drückte es nach dem 0:2 des TSV 1860 am vergangenen Samstag beim SV Wehen Wiesbaden wie folgt aus: "Wir wollen der Saison einen guten Nachgeschmack geben."

Ein bittersüßes Ende also, wobei nach dem zerplatzten Aufstiegstraum und dem verpassten Minimalziel DFB-Pokal-Qualifikation kaum zu vermeiden sein wird, dass die saure Note deutlich mehr durchschlägt. Längst geht es nur mehr um die goldene Ananas. Oder, übertragen auf den Löwen-Kosmos: Sechzigs K(r)ampf um die blaue Ananas.

In erster Linie sollte es aber auch jetzt noch für jeden Sportler hauptsächlich darum gehen, die bestmögliche Leistung auf den Rasen zu bringen. Schließlich ist auch ein Fußball-Profi ein Arbeitnehmer und wird dafür je höherklassiger, desto besser entlohnt. Aktuell heißt das nun einmal, in den sauren Apfel, pardon, die unreife blaue Ananas zu beißen. Bei schon acht Punkten Rückstand auf Rang sieben muss Sechzig sogar zusehen, auf einem einstelligen Tabellenplatz zu bleiben.

Dabei gilt es, sportliche Rechnungen zu begleichen: Etwa mit der SpVgg Bayreuth. Im Hinspiel musste sich 1860 beim Tabellen-Schlusslicht mit 0:1 geschlagen geben: Eine Blamage und der Anfang vom Ende der Köllner-Löwen, deren schleichender Abschwung durch das Bayreuth-Debakel begann.

Zudem gilt es, die Fans zu versöhnen: Wie Verlaat schon anklingen ließ, wäre ein versöhnliches Ende der angebrochenen wie abgehakten Spielzeit 2022/23 wichtig. Nicht zuletzt, um die treuen Fans des Traditionsklubs zu versöhnen: Sie sind es, die stets ins Grünwalder Stadion pilgern und auch zu hunderten und tausenden die Auswärtsreisen antreten. Sie lieben und leben Sechzig, sie feiern und leiden mit dem sportlichen Abschneiden. "Wir sind es den Fans schuldig", sagte zuletzt Verteidiger Niklas Lang.

Eine wichtige Zutat für eine geschmackvolle Zukunft ist es, Jacobaccis Jünger zu erwählen: Trainer Maurizio Jacobacci dürfte demnächst mit einem neuen Vertrag ausgestattet werden (AZ berichtete). Der 60-jährige Italiener braucht demnach für die kommende Saisonüberzeugte Jünger, die einen neuen Anlauf wagen, den Aufstieg endlich nicht nur anzupacken, sondern auch einzutüten.

Und das, wie sich abzeichnet, mit einem deutlich geringeren Etat als die gut sechs Millionen Euro der laufenden Saison - übrigens trotz knapp 50 Prozent mehr TV-Einnahmen ab der kommenden Spielzeit. 1,31 Millionen Euro bekommt künftig jeder Drittliga-Klub aus der Vermarktung.

Der Trainer muss sehen, wie sich die Spieler-Spreu vom Weizen trennt: Welche Akteure dürfen und wollen bleiben, um einen neuen Angriff auf die Zweitklassigkeit zu wagen? Joseph Boyamba gilt als Jacobacci-Spieler, da es der Neu-Coach im Gegensatz zu seinem Vorgänger Michael Köllner verstanden hat, den technisch beschlagenen Offensivwirbler in die Spur zu bringen. Auch Kapitän Stefan Lex könnte den verlorengegangenen Spaß, den es für eine Fortsetzung der Karriere braucht, zuletzt durchaus wiedergefunden haben.

Die Verantwortlichkeit für das Ganze liegt weiterhin bei Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel. Nachdem dieser bislang nicht abberufen ist, obliegen nach wie vor ihm die Zukunftsplanungen - die es im Rahmen des Machtkampfs der Bosse in möglichst mundgerechte und allseits verträgliche Häppchen zu verpacken gilt.