Chamer Tennisprofi

Peter Heller: "Es fehlt nicht viel zu den Top-Spielern"


Peter Heller spielte vergangene Woche in Neuss sein erstes Tennisturnier nach der Corona-Pause.

Peter Heller spielte vergangene Woche in Neuss sein erstes Tennisturnier nach der Corona-Pause.

Tennisprofi Peter Heller über das erste Turnier nach Corona, den Abstand zu den Top-Spielern und seine Ziele.

Um den Tennisspielern auch in der schwierigen Corona-Zeit Spiele zu ermöglichen, hat der Deutsche Tennis Bund (DTB) die "German Pro Series" ins Leben gerufen. Auch der Chamer Peter Heller (27) hat vergangene Woche in Neuss an dem Turnier teilgenommen und unter anderem gegen Deutschlands Nummer zwei Jan-Lennard Struff gespielt. Im idowa-Interview spricht Heller über das Turnier, die Corona-Zeit für Tennisspieler und seine Ziele.

Herr Heller, vergangene Woche durften Sie in Neuss wieder unter Wettkampfbedingungen spielen. Wie war die Woche für Sie?
Peter Heller: Es war ganz cool. Im Vorfeld hat man sich wie ein kleines Kind darauf gefreut, endlich wieder zu spielen. Endlich ging es wieder um etwas, das war einfach schön.

Sie haben auf Platz fünf abgeschnitten. Zufrieden?
Heller: Das ist schwer mit ja oder nein zu beantworten. Mein erstes Match war noch ziemlich schwach, da war ich noch nicht so drin. Das war nach der langen Pause und der langen Anreise am Montag aber auch zu erwarten. Die weiteren Matches waren dann aber ganz gut.

Sie haben unter anderem gegen Deutschlands Nummer zwei Jan-Lennard Struff gespielt...
Heller: Das war ein gutes Match. Man ist zunächst mal happy, dass man gegen einen solchen Spieler antreten kann. Er ist die Nummer 33 der Welt, das ist schon eine Hausnummer, er hat schon einige Spieler aus den Top 10 geschlagen. Entsprechend hoch ist dann auch die Motivation.

Am Ende haben Sie mit 3:6 und 4:6 verloren.
Heller: Ich war nicht so weit entfernt. Im ersten Satz habe ich ein, zwei dumme Breaks kassiert. Das ist gegen einen solchen Spieler zu viel. Im zweiten gab es dann nochmal ein Break. Zum Ende hin hatte ich dann nochmal Chancen auf ein Re-Break, konnte diese aber nicht nutzen.

Was fehlt noch zu einem solchen Top-Spieler?
Heller: Nicht viel. Er schlägt besser auf, spielt insgesamt aggressiver. Vor allem im Aufschlag und im Return ist er schon noch ein Level drüber. Aber das sind Nuancen, so wie ohnehin alles sehr eng ist im Tennis.

Das Turnier fand aufgrund der Corona-Situation unter besonderen Hygiene-Regeln statt. Geben Sie uns bitte einen Einblick in die Abläufe.
Heller: Wir waren im Hotel untergebracht und die Abläufe waren schon etwas anders als sonst. Zum Beispiel gab es kein Buffet, sondern das Essen wurde zu den Tischen gebracht. Auf dem Platz fiel dann der Handshake weg, die Bänke waren gegenüberliegend platziert. Alles war ein bisschen anders, aber nicht dramatisch, nicht zu einschränkend. Der Kontakt unter den Spielern war auch relativ normal, man hat sich auch mit dem nötigen Abstand getroffen und unterhalten. Es war also alles schon ziemlich normal.

Wenn man dieser Tage Bilder aus Belgrad sieht, wo ein Tennis-Turnier mit Alexander Zverev vor vielen Zuschauern und quasi ohne Abstandsregeln stattfindet, kommt einem das vor wie in einer anderen Welt. Wie nehmen Sie das wahr?
Heller: Ich weiß nicht, wie die Fallzahlen derzeit in Belgrad sind. Ich finde, man muss das von Ort zu Ort unterschiedlich bewerten. Für mich ist es auch ein gutes Zeichen, dass allmählich wieder Normalität zurückkehrt. Es ist einfach eine andere Motivation und Atmosphäre da, wenn du vor Zuschauern spielst.

Auch bei Ihrem Turnier war eine begrenzte Anzahl zugelassen.
Heller: Genau. Maximal 100 Zuschauer durften rein, damit die Abstandsregeln noch eingehalten werden konnten. Es war auch ganz cool, dass einige Zuschauer da waren.

Peter Heller über das Training in der Corona-Pause, seine Zukunft und seine Ziele

Wie geht es nun für Sie weiter?
Heller: Aktuell bin ich zu Hause in Cham und werde dort die Woche über trainieren. Kommende Woche folgt dann aufbauend auf das Turnier in Neuss noch eine Bonusrunde. Was dann kommt, ist noch offen, die Verbände ATP und ITF wollen die nächsten Tage ein Statement veröffentlichen.

In den letzten Monaten konnten Sie gar keine Wettkämpfe bestreiten. Wie war das für Sie?
Heller: Die ersten Wochen habe ich tatsächlich gar nicht Tennis trainiert, denn die Sportstätten waren ja geschlossen und es war nicht erlaubt. Ich habe mich dann mit Laufen, Radfahren, Kraftübungen und Schwimmen fitgehalten. Die Motivation ist bei dieser Art des Trainings aber nicht immer voll da. Als ich dann wieder Tennis spielen durfte, bin ich wieder schnell recht gut reingekommen.

Konnten Sie die Pause auch nutzen, um mal runterzufahren?
Heller: Nein, nicht wirklich. Ich mache neben dem Tennis ein Master-Studium in Wirtschaftspsychologie und habe die Zeit dafür genutzt.

Als Tennisspieler sind Sie darauf angewiesen, dass Wettkämpfe stattfinden und Sie Preisgelder einspielen können. Wie schwierig ist die aktuelle Phase in finanzieller Hinsicht?
Heller: Für einen Tennisspieler hat es natürlich eine enorme Bedeutung, dass Turniere und auch die Bundesliga, die früh abgesagt wurde, stattfinden. Durch den Ausfall fehlen natürlich Einnahmen, auf der anderen Seite hat man durch die wegfallenden Reisen aktuell auch weniger Ausgaben. Dadurch ist es schon machbar. Jetzt hoffe ich, dass es bald wieder weitergeht und die Einnahmen wieder fließen.

Macht man sich in solch unsicheren Zeiten Gedanken darüber, wie es weitergeht? Wie Sie erwähnten, bereiten Sie sich mit einem Studium ja ohnehin auch bereits auf die Zeit nach der Karriere vor.
Heller: Die Gedanken sind schon da. Aber aktuell habe ich Tennis und Studium ganz gut im Griff und beides läuft. Solange ich noch Lust und Spaß habe zu spielen, solange ich heiß und motiviert bin und mein Körper mitmacht, werde ich definitiv noch weiterspielen.

Foto: imago

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Im vergangenen Jahr rutschten Sie in der Weltrangliste auf einen Schlag von Platz 273 auf 601 ab, weil die ITF-Turniere nicht mehr für die ATP-Weltrangliste gewertet wurden. Wie hart war das für Sie?
Heller: Das war anfangs natürlich sehr frustrierend. 2018 war mein bestes Jahr, ich habe viele Turniere gewonnen. Ich hatte gute Aussichten und war nicht weit von den Top 250 entfernt, wo man die Chance auf die Grand-Slam-Qualifikation hätte. Plötzlich waren fast alle Punkte weg, die du dir erst wieder verdienen musstest.

Inzwischen haben Sie sich wieder auf Rang 408 hochgearbeitet.
Heller: Seit Mitte letzten Jahres gibt es wieder nur eine Weltrangliste, das wurde zum Glück schnell wieder geändert, nachdem sich die Spieler zusammengeschlossen und Druck gemacht haben.

Was sind Ihre Ziele für die kommenden Jahre?
Heller: Ich will in die Top 250, Top 200 und bei Grand-Slam-Turnieren spielen. Mein Hauptziel sind die Top 100. Erst beim Match gegen Jan-Lennard Struff habe ich wieder gesehen, dass das nicht so weit entfernt ist. Die Unterschiede sind da, klar, aber sie sind klein. Diese Lücke gilt es zu schließen, noch besser und konstanter zu werden. Dann traue ich mir schon noch einiges zu.