Die fliegende Urbayer
Neuer Skisprung-Held: Die AZ stellt Karl Geiger von A bis Z vor
4. Januar 2020, 8:23 Uhr aktualisiert am 4. Januar 2020, 8:23 Uhr
In der Quali in Innsbruck untermauert Karl Geiger seinen Favoritenstatus bei der Vierschanzentournee. Die AZ stellt den neuen deutschen Hoffnungsträger vor: Von A wie Ausbildung bis Z wie Zoll.
Innsbruck - Allerspätestens am Freitag zeigte Karl Geiger, warum mit ihm bei dieser Vierschanzentournee zu rechnen ist. In der Qualifikation auf der Bergiselschanze in Innsbruck holte sich der Tournee-Zweite den dritten Platz und landete damit vor dem dritten von vier Tournee-Springen am Samstag (14.00 Uhr/ZDF und Eurosport) vor seinen direkten Rivalen, dem Japaner Ryoyu Kobayashi (5. Platz) und Dawid Kubacki (6.). Nur der Lokalmatador Stefan Kraft (Österreich) und Garmisch-Überraschungssieger Marius Lindvik sprangen weiter als Geiger. "Der Quali-Sprung war jetzt echt fein", sagte der Oberstdorfer nach seinem Satz auf 131,5 Meter.
Umso mehr, weil er eine furchtbare Nacht hinter sich hatte. "Er hat nur beschissen geschlafen. Der schläft hier in dem Hotel nicht immer ganz so gut", berichtete Zimmerkollege und Kumpel Markus Eisenbichler, der in der Quali Zwölfter wurde. "Aber er ist topfit. Er ist nie nervös, er schläft nur ab und zu scheiße".
So tickt Skisprung-Ass Karl Geiger
Klar, "Eisei" kennt Geiger aufgrund vieler gemeinsamer Dienstreisen wie kein anderer. Für alle anderen erklärt die AZ die deutsche Tournee-Hoffnung von A bis Z.
Ausbildung: Geiger hat nicht nur das Abitur in der Tasche, im Sommer machte er seinen Bachelor-Abschluss in Energie- und Umwelttechnik an der Hochschule Kempten. Thema seiner Bachelorarbeit: Der effiziente Energieeinsatz bei Eis-Präparierfahrzeugen.
Bundespräsident: Aus den Händen von Frank-Walter Steinmeier erhielt Geiger 2018 das Silberne Lorbeerblatt für seinen Erfolg mit dem Team bei den Olympischen Spielen.
Continental Cup: In der Zweiten Liga des Skispringens feierte Geiger erste internationale Erfolge: In Brotterode gewann er 2014 zweimal binnen 48 Stunden.
Doppelzimmer: Das teilt sich Geiger während sportlicher Dienstreisen mit Kumpel Eisenbichler. "Wir sind wie Yin und Yang", sagte "Eisei" über die Freundschaft der beiden.
Martin Schmitt ist Geigers großes Vorbild
Eltern: Die sind bei jedem Tourneespringen des Sohnes live dabei. Vater Roman ist Zimmermann, mit seiner Frau Monika betreibt er auch zwei Natur-Ferienwohnungen in Oberstdorf.
Fliegen: Geiger ist nicht nur ein guter Skiflieger, auch privat gehts gerne hoch hinaus: Das Gleitschirmfliegen ist sein großes Hobby. Wenn ihn aber richtig das Fernweh packt, nimmt Geiger das Flugzeug - nach Australien oder Lanzarote.
Größe: 183 cm misst Geiger, was für einen Skispringer relativ groß gewachsen ist. Dabei bringt er lediglich 64 Kilogramm auf die Waage.
Hüpfer: Seinen ersten kleinen Sprung machte Geiger mit fünf Jahren und auf Alpinskiern. Weite: sieben Meter.
Idol: Martin Schmitt ist Geigers großes Vorbild. Als der einstige Skisprungstar zwischen 1998 und 2000 dreimal das Auftaktspringen in Oberstdorf gewann, stand Geiger immer an der Schanze.
Johannes Rydzek: Bis zu seinem zwölften Lebensjahr fuhr Geiger zweigleisig, war auch Nordischer Kombinierer. Mit in seiner Trainingsgruppe: Der Olympia-Sieger und Weltmeister Rydzek.
Karle: Geigers gängiger Spitzname im Weltcupzirkus. Aufgrund ausufernder technischer Analysen in Teamsitzungen wird er mittlerweile auch "Ingenieur" genannt.
Lucia: Karls jüngere Schwester (15 Jahre) überreichte ihm in Oberstdorf den Pokal für Platz zwei. Neben Lucia hat Karl noch die ältere Schwester Verena (29).
Medaille: Bei Geigers olympischer Premiere gab es just das erste Edelmetall: Bronze im Team 2018 in Pyeongchang.
Geiger kann auch musikalisch
Naturbursch: Einen waschechten Allgäuer treibt es natürlich in die Berge. Neben dem Gleitschirmfliegen zählen auch Mountainbiking und Bergwandern zu Geigers Hobbys.
Ofenbank: So fing alles an. In der "Bild" erzählte Mama Ramona über Sohn Karl: "Mit vier Jahren ist er mit einem Freund schon von der Ofenbank gesprungen. Jeder wollte am weitesten springen. Schon damals war der Ehrgeiz groß."
Premiere: Die ging bei Geigers Tournee- und Weltcup-Debüt ziemlich in die Hose. Nach Platz 51 in der Oberstdorf-Quali musste er 2012 beim Wettkampf zusehen. "S'goat witr", sagte Vater Roman, "es geht weiter". Ging es in der Tat.
Quetschn: Geiger kann auch musikalisch: Das Akkordeon, auf Bayerisch "Quetschn", beherrscht er hervorragend.
Rosa: Geiger steht zu seiner Helmfarbe. Diese verdankt er seinem Sponsor, einem Wiener Waffelhersteller. Da passt es ganz gut, dass Geiger selbst das ein oder andere Mal gerne nascht.
Seelenverwandte: Hat Geiger bereits gefunden. Mit seiner Freundin Franziska, die sich selber für Skispringen begeistert, lebt er in einer Wohnung im Haus der Eltern in Oberstdorf.
Auch Geigers Verwandtschaft treibt fleißig Wintersport
Urbayer: Geiger ist fest in seiner Heimat Oberstdorf verwurzelt und stolzer Bayer. "Ich bin hier geboren und aufgewachsen. Das ist Heimat für mich", meint er.
Verwandtschaft: Halb Oberstdorf, so scheint es, ist von Geigern besiedelt. Mit Kombinierer-Star Vinzenz teilt sich Karl einen gemeinsamen Urgroßvater, mit Slalom-Spezialistin Christina, die nach ihrer Hochzeit Ackermann heißt, ist er aber nicht verwandt.
Weltmeister: Wurde Geiger 2019 zweimal, mit dem Männer- und dem Mixed-Team in Seefeld. Fast noch schöner war aber Silber im Einzel hinter Kumpel "Eisei".
X-Punkt: Früher nicht ganz so nervenstark, zählt Geiger mittlerweile zu den mental stäksten deutschen Springern. "Es gefällt mir im Moment ganz gut, mich auf den Punkt X zu konzentrieren. Es hilft, wenn man sich nicht groß stressen lässt", sagte er.
Youtube, Instagram, Facebook: Geiger ist in den gängigen sozialen Medien am Start, wie seine Teamkollegen aber eher zurückhaltend - viel Sportliches, wenig Schnickschnack gibt es für etwa 40.000 Insta-Abonnenten.
Zoll: Wie so viele andere Wintersportler ist auch Geiger bei der Bundesbehörde angestellt. Seit 2016 gehört er zu deren Ski-Team.