Überblick

Löwen und Wilderer

Ex-Trainer Köllner und der FC Ingolstadt schielen auf die Noch-Löwen Bär, Deichmann und Wörl."Ich kommentiere keine Gerüchte", sagt Trainer Jacobacci, gibt aber zu: "Die Konkurrenz ist groß"


Der Torjäger wird gehen, die beiden Mittelfeld-Löwen auch? (v.l.) die Noch-1860-Profis Bär, Wörl und Deichmann.  Fotos: sampics/AK (3)

Der Torjäger wird gehen, die beiden Mittelfeld-Löwen auch? (v.l.) die Noch-1860-Profis Bär, Wörl und Deichmann. Fotos: sampics/AK (3)

Von Matthias Eicher

München - Wenn ein Ex-Löwe im Territorium der Löwen wildert: Seit Ende Januar ist Michael Köllner nicht mehr der Dompteur auf Giesings Höhen. Doch nun kommt nach und nach ans Tageslicht, dass der neue Trainer des FC Ingolstadt den Sechzgern ein, zwei oder sogar drei Spieler abluchsen will.

Wie mehrere Medien übereinstimmend berichten, zeigen Köllner und die Schanzer Interesse an der Verpflichtung von Junglöwe Marius Wörl, Kampf-Löwe Yannick Deichmann und Sturm-Löwe Marcel Bär. Während Bär unlängst erklärt hat, seinen auslaufenden Vertrag nicht verlängern zu wollen, bereits verabschiedet wurde und seine Zukunft den Giesingern somit relativ gleichgültig sein kann, will 1860 Top-Talent Wörl und Führungsspieler Deichmann nicht nur halten, sondern als Herzstück weiter aufbauen (wir berichteten). Einzig: Das Duo zögert noch.

Nach AZ-Informationen haben beide Spieler ein für Drittliga-Verhältnisse gutes Vertragsangebot vorliegen. Für den Geldbeutel der Sechzger, deren Etat von gut sechs Millionen Euro bekanntermaßen auf etwa 4,5 Millionen sinken soll, jedenfalls ein stattliches Angebot.

Einziges Problem: Beide Akteure könnten andernorts mehr, teils deutlich mehr verdienen. Die kolportierten Zahlen im "Merkur" mit 25 000 Euro Monatsgehalt für Deichmann sind nach AZ-Infos zwar nicht korrekt, doch 1860 kann im Vergleich zur Konkurrenz aus der Zweiten und Dritten Liga nur bis etwa zwei Drittel davon bieten. Der ein oder andere Arbeitnehmer könnte da schon schwach werden. Doch gibt das Duo auf, was es sich bei 60 erarbeitet hat?

"Wir möchten mit Yannick und Marius weiterarbeiten, das ist ganz klar", bestätigte auch der 60 Jahre alte Chefcoach noch einmal. Interessant: Seine folgenden Aussagen lassen ganz darauf schließen, dass die Chancen auf einen Verbleib bei Wörl deutlich höher stehen als bei Deichmann: "Bei Yannick liegt es nicht an uns, es liegt am Spieler. Die Konkurrenz ist groß."

Dies gilt auch bei Wörl, doch der Youngster ist den Blauen trotz seiner Heimat in der Holledau und der Nähe zu Förderer Köllner durchaus gewogen. Jacobacci zeigt sich guter Hoffnung: "Er weiß ganz genau, dass wir mit ihm weiterarbeiten wollen. Günther Gorenzel hat alles daran gesetzt, um ihn hier zu behalten. Ich glaube, das ist mein Gefühl, dass wir ihn nächstes Jahr noch hier haben."

Übrigens: Die Wilderei im ursprünglichen Sinn bezeichnet ja das unberechtigte Jagen von Wildtieren. In den Augen der TSV-Fans dürfte der gerade in seinen ersten Jahren sehr beliebte, aber bei großen Teilen der Fans in Ungnade gefallene Köllner somit recht eindeutig zur Gattung der Wilderer gehören, sollte er sich bei Sechzig bedienen. Jacobacci wollte dazu auf Nachfrage keine Stellung nehmen: "Gerüchte möchte ich nicht kommentieren."

Zum Leidwesen von Gorenzel und Sechzig sei auch erwähnt, dass neben der Etatsenkung, damit einhergehenden finanziellen Zwängen, auch die Versäumnisse der Vergangenheit teuer zu stehen kommen könnten: Gerade Wörl, der aktuell für keine 400 Euro im Monat für 1860 aufläuft, hätte der Österreicher viel früher mit einem ersten Profivertrag ausstatten können.

Am Sonntag in Essen (13 Uhr) fehlt Wörl ebenso wie fünf weitere Löwen, Marco Hiller und Meris Skenderovic sind zudem fraglich. Aber keine Sorge: Die hat noch keiner weggeschnappt, sie fehlen aus anderen Gründen.