Sieben-Minuten-Schwäche
Handballer verlieren zum EM-Auftakt
16. Januar 2016, 21:15 Uhr aktualisiert am 16. Januar 2016, 21:15 Uhr
Die deutschen Handballer sind mit einer Niederlage in die EM in Polen gestartet. Eine schwache erste Hälfte verhinderte einen möglichen Punktgewinn gegen Spanien. Am Montag ist Schweden der nächste Gegner.
Großer Kampf, aber keine Belohnung: Die deutschen Handballer haben am Samstag in Breslau bei der EM in Polen ihr Auftaktspiel gegen den Gruppenfavoriten Spanien mit 29:32 (15:18) verloren. Vor rund 5.000 Zuschauern kostete eine siebenminütige Schwächephase zwischen dem 10:10 (16.) und dem 11:18 (23.) die junge deutsche Mannschaft einen möglichen Punktgewinn gegen den zweimaligen Weltmeister. Beste deutsche Torschützen waren Christian Dissinger mit sechs und Tobias Reichmann mit fünf Treffern.
Nach einem spielfreien Tag ist am Montag (20.30 Uhr/ARD) Schweden der nächste Gegner. Mit einem Sieg hätte die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) gute Chancen auf das Erreichen der Hauptrunde.
"Es fehlten Kleinigkeiten"
"Ich ärgere mich über die Niederlage. Wir hätten vielleicht etwas holen können, aber es war nicht unser Tag. Wir haben gut gekämpft, gut gespielt. Es fehlten Kleinigkeiten", sagte Bundestrainer Dagur Sigurdsson und beschwerte sich über die Schiedsrichter: "Wenn man sieht wie Entscheidungen oder Nicht-Entscheidungen getroffen wurden, dann muss man sagen, dass Spanien einen kleinen Bonus hatte."
Auch der wegen Wadenproblemen und einer Reizung der Achillessehne ausgefallene Kapitän Uwe Gensheimer lobte seine Teamkollegen. "Man hat gespürt, dass wir nah dran waren. Wir können mit dem Auftreten zufrieden sein. Wir müssen nur die kleinen Fehler abstellen, dann können wir viel erreichen", sagte Gensheimer, der bei der EM wie Patrick Groetzki (Wadenbeinbruch) zum Zuschauen verurteilt ist. Beide hatten vor dem Spiel den Teamkollegen mit Botschaften über die sozialen Netzwerke noch Mut gemacht.
Angesichts der Statistik waren die Aufmunterungen auch nötig. Von 20 Spielen bei Olympischen Spielen, WM, EM und Qualifikationen dafür seit 1992 hatte die DHB-Auswahl lediglich vier gewonnen. Auch die Gesamtbilanz las sich mit 24 Siegen in 60 Spielen kaum besser.
Wechselnde Führung
In den ersten 15 Minuten sah auch Gensheimer, dass die deutsche Mannschaft alle Statistiken Lügen strafen wollte. Vom 1:0 (1.) lag das DHB-Team bis zum 6:4 (6.) vorn. Die Spanier nahmen eine Auszeit und drehten die Partie. Die deutsche Mannschaft aber war vom 6:7 (9.) unbeeindruckt und übernahm mit 9:7 (12.) wieder die Führung.
Danach riss der Spielfaden, im Angriff gingen die Bälle reihenweise verloren. Es fehlte an Präzision beim Torwurf und bei den Abspielen. Ein ums andere Mal wurde das mit knapp 25 Jahren mit Abstand jünsgte Team ausgekontert. Obendrein bekamen die Torhüter Carsten Lichtlein und zunächst auch der für ihn eingewechselte Andreas Wolff im Gegensatz zu Spaniens Arpad Sterbik keinen Ball zu fassen. Nach 24 Minuten lief die DHB-Auswahl einem hoffnungslos scheinenden 11:18 hinterher.
Danach nahmen die deutschen Spieler ihr Kämpferherz in die Hände. Kurz vor der Pause überschlugen sich die Ereignisse: Erst verkürzte der WM-Siebte auf 15:18 (30.), dann kassierten die Spanier binnen weniger Sekunden zwei Zeitstrafen, und zusätzlich sah Jorge Maqueda Rot wegen grober Unsportlichkeit. Der Rückraumspieler warf dem deutschen Kapitän Weinhold einen Freiwurf aus Nahdistanz direkt ins Gesicht.
Allerdings konnte das DHB-Team die Überzahl zu Beginn der zweiten Halbzeit nicht nutzen. Die routinierten Spanier wehrten auch dank Sterbik immer wieder die deutschen Bemühungen ab, wenigstens noch ein Unentscheiden zu erreichen und einen Punkt zu gewinnen.