Das Konzept steht

Formel 1: Saisonbeginn in Spielberg?


Spielberg im Juni 2019: Die Fahrer nach dem Start beim Grand Prix von Österreich.

Spielberg im Juni 2019: Die Fahrer nach dem Start beim Grand Prix von Österreich.

Von Agnes Kohtz

Die Formel 1 plant den Saisonbeginn in Spielberg. Auch in Hockenheim könnte gefahren werden, verrät Experte Christian Danner der AZ. Über die Zeit nach der Corona-Krise sagt er: "Es wird spannend".

Auf packende Zweikämpfe zwischen Lewis Hamilton und Sebastian Vettel müssen die Motorsport-Fans vorerst noch verzichten. Keine heulenden Motoren, keine quietschenden Reifen, auf den Strecken ist alles ruhig.

Hinter den Kulissen der Formel 1 wird dafür ordentlich debattiert. Es geht um die Zukunft, kurz- wie langfristig. Zumindest die brennendste Frage, die eines baldigen Saisonstarts 2020, scheint aber geklärt.

Eröffnungswochenende scheint nichts im Wege zu stehen

"Alle Verantwortlichen, mit denen ich gesprochen habe, Teamchefs oder Manager, haben mir signalisiert, dass das Konzept steht", sagt Ex-Pilot und Rennsport-Experte Christian Danner in der AZ. Damit scheint dem geplanten Eröffnungswochenende um den 5. Juli im österreichischen Spielberg nichts mehr im Wege zu stehen. "Die Regierung Österreichs hat das auch schon abgesegnet. Sollte nichts Gravierendes mehr dazwischenkommen, wird das Ding laufen", meint Danner.

Damit tastet sich auch die Motorsport-Königsklasse langsam aus der Krise, wenn auch vorerst in ungewohnter Form. Die Rennen werden abgeschottet ohne Zuschauer stattfinden. Ein Modell wie in Österreich, mit gleich zwei Rennen an einem Ort, könnte in diesem Jahr zur Gewohnheit werden, meint Danner, schließlich drängt die Zeit: "Die Zahl der Rennen, die Liberty Media unbedingt erreichen muss, ist die 15. 15 Rennen sind die Maßgabe aller übertragenden Fernsehsender", sagt Danner über das Problem des Formel-1-Rechte-Inhabers: "Kommt man da drunter, gibt es weniger Geld." Nun wird dringend nach Strecken gesucht, die trotz Corona-Pandemie Rennen stemmen können.

Das bringt eventuell auch wieder Hockenheim ins Spiel. "Ich weiß, dass Hockenheim willens und in der Lage ist, ein Rennen auszurichten", sagt Danner, der wegen der jüngsten Beschlüsse seitens der deutschen Politik auch keine Probleme sieht. Denn "ein Konzept, wie es der Fußball entwickelt hat, hat auch die Formel 1 in der Schublade", meint er.

"Anpassungen in Sachen Budget"

Nicht minder spannend ist die Frage nach der langfristigen Zukunft der Königsklasse. Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise und die damit einhergehenden Diskussionen um weitere Budget-Senkungen halten die Szene in Atem. An Horror-Szenarien, dass sich die Werk-Teams ganz zurückziehen könnten, glaubt Danner aber nicht: "Ich erwarte eine gesundgeschrumpfte Formel 1, aber man wird weiter deutliche Anpassungen in Sachen Budget machen müssen - auch wenn das Ferrari nicht schmeckt. Denn das Geld sitzt erstmal nicht mehr so locker."

Der italienische Traditionsrennstall und Etat-Riese hatte sich zuletzt vehement gegen eine Budget-Reduzierung auf 145 Millionen Euro gewehrt, auch weil man sonst Mitarbeiter entlassen müsse.

Das werde auch nicht ausbleiben, fürchtet Danner. "Es wird alles nicht so leicht, weil die Teams personell abspecken müssen", meint er, "aber es lässt sich hinkriegen." Dafür könnte der neutrale Fan profitieren. Denn "die Teams müssen sich neu definieren, dadurch werden die zuletzt zementierten Strukturen ein wenig durcheinandergerüttelt werden. Es wird definitiv wieder spannender", verspricht Danner: "Ein Reset tut der Formel 1 ganz gut."

Ein Reset, der auch Fahrer-Wechsel bei den Top-Teams beinhaltet? Zuletzt hatten schon Größen wie Ex-Rennfahrer Eddie Jordan oder der einstige Formel-1-Boss Bernie Ecclestone spekuliert, Hamilton könnte zu Ferrari wechseln, weil sie bereit wären, ein hohes Gehalt zu bieten.

Möglich, aber eher unwahrscheinlich, findet Danner. "Will Hamilton das erfolgreichste Auto, muss er bleiben. Will er nochmal abkassieren, muss er zu Ferrari gehen."

Und Vettel? "Er muss finanziell sicher abspecken", sagt der Rennsport-Experte über den Ferrari-Star, dessen Vertrag ausläuft: "Wobei das immer noch nicht heißt, dass er Antidepressiva braucht." Letztlich meint Danner aber, "wird Vettel bei Ferrari bleiben". Dann könnten sich die Fans noch weiter über packende Duelle gegen Hamilton freuen.

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