Trainerwechsel
FC Bayern Basketball: Wie es nach Radonjics Entlassung weitergeht
8. Januar 2020, 8:41 Uhr aktualisiert am 8. Januar 2020, 11:47 Uhr
Die Bayern-Basketballer schassen Trainer Radonjic. "Im Profisport sind manchmal harte Entscheidungen notwendig und dies ist definitiv eine solche", sagt Sportdirektor Baiesi. Co-Trainer Kostic übernimmt.
München - Ein ungeschlagener Tabellenführer entlässt seinen Cheftrainer. Ob es das schon einmal gegeben hat?
Dass die Basketballer des FC Bayern am Dienstag ihren Coach Dejan Radonjic vor die Tür setzten, zeigt jedenfalls, in welchem Dilemma der deutsche Meister und Spitzenreiter aktuell steckt: Für die heimische Liga zu gut, in Europa zu schwach. Denn es war schließlich das bislang desaströse Abschneiden in der Euroleague, das Radonjic letztlich seinen Job kostete. Sein bisheriger Assistent Oliver Kostic übernimmt vorläufig und soll Bayern wieder in die Spur bringen.
"Im Profisport sind manchmal harte Entscheidungen notwendig und dies ist definitiv eine solche", sagte Bayern-Sportdirektor Daniele Baiesi: "Dejan verdient höchsten Respekt für seine Arbeit, die er bei uns geleistet hat, aber für uns war es nun an der Zeit, einen Wechsel vorzunehmen."
Radonjic-Aus kommt für Experten überraschend
Zweimal hatte der 49-jährige Montenegriner die Bayern nach seinem Amtsantritt im April 2018 zum deutschen Meistertitel geführt. Aktuell stehen sie in der Bundesliga mit 14 Siegen aus 14 Spielen wieder an der Spitze. International hinken die Bayern den Erwartungen aber weit hinterher. Und das, obwohl die Münchner massiv in den Kader investierten. Unter anderem kamen der NBA-erfahrene Center Greg Monroe und Nationalspieler Paul Zipser für den erhofften Euroleague-Angriff.
Der Zeitpunkt der Trennung kam für Basketball-Experte Michael Körner (Magenta Sport) nun dennoch überraschend. "Ich hätte gedacht, dass die Bayern vielleicht noch ein wenig warten, zumindest bis T.J. Bray zurückgekehrt und der Kader wieder komplett ist", sagte Körner zur AZ. Er findet: "Gerade auf den Guard-Positionen waren die Bayern zuletzt arg unterbesetzt und europäisch nicht konkurrenzfähig. Da konnte Radonjic auch nichts dafür."
Teilweise derbe Klatschen in der Euroleague
Doch zuletzt krankte es nicht nur offensiv, sondern auch defensiv - eigentlich Radonjics Stärke. In der Euroleague setzte es teilweise derbe Klatschen. Die Playoffs, die vor Saisonbeginn als Ziel angepeilt waren, liegen in weiter Ferne. Nach Auftritten wie beim 63:93 bei Roter Stern Belgrad, beim 60:93 bei Baskonia Vitoria oder auch dem 73:98 zu Hause gegen Zalgiris Kaunas wurde die Kritik zuletzt immer lauter. "Das waren dann zwei, drei hohe Niederlagen zu viel", sagt Körner. "Da waren dann Pesic (Geschäftsführer Marco Pesic; Anm. d. Red.) letztlich die Hände gebunden."
"Wir haben die Lage rund um die Mannschaft immer wieder zusammen analysiert, auch in den vergangenen Wochen. Wir sind jetzt zu dem Entschluss gekommen, einen neuen Impuls und Ansatz zu benötigen", sagte ebenjener Pesic zur Trennung von Radonjic. "Wir sind zusammen eine lange Strecke erfolgreich gegangen, dafür sind wir ihm sehr dankbar."
FCBB baut auf die "Hansi-Flick-Lösung"
Pesic hatte Radonjic nach der Trennung von Sasa Djordjevic unmittelbar vor den Playoffs 2018 verpflichtet. "Dejan hat uns damals in einer sehr schwierigen Situation spontan übernommen und den für unsere Entwicklung so elementar wichtigen Titel 2018 geholt, danach folgte die Titelverteidigung", sagte Pesic.
Einstweilen bauen die Bayern nun auf die "Hansi-Flick-Lösung", wie Körner sagt. Co-Trainer Kostic übernimmt das Team. "Bis auf Weiteres", meinen Pesic und Baiesi. "Wahrscheinlich bis Saisonende", meint dagegen Körner. "Denn der europäische Trainermarkt ist dünn."
Kostics Premiere hat es jedenfalls in sich, bei seinem Debüt kommt am Freitag (20.30 Uhr/Magenta Sport) Euroleague-Sieger ZSKA Moskau in den Audi Dome. Ob er da Bayerns Ansprüchen gerecht wird?