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Auftrag an "Spiderman" Seider: Deutsche WM-Abwehr retten


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Deutschlands Torhüter Mathias Niederberger (M) und seine Teamgefährten Marco Nowak (2.v.l.) und Jonas Mueller (2.v.r.) in Aktion.

Von dpa

Allein die Präsenz von Moritz Seider mit an Bord auf dem Flug zur WM nach Tampere hob die Stimmung im Eishockey-Nationalteam so sehr, dass Kapitän Moritz Müller dem NHL-Star Superhelden-Status verlieh.

Mit dem Top-Verteidiger der Detroit Red Wings sieht sich die von etlichen Verletzungen gebeutelte Auswahl des neuen Bundestrainers Harold Kreis trotz des 3:6 im letzten Testspiel am Dienstag gegen die USA gerüstet für den WM-Start am Freitag.

"Ich habe zu ihm gesagt: 'Es ist wie bei Spiderman - aus großer Kraft folgt große Verantwortung'. Ich finde, er ist der Verantwortung gerecht geworden in dieser Situation", sagte Müller vor dem Abflug nach Tampere, wo am Freitag (19.20 Uhr/Sport1 und MagentaSport) das erste Vorrundenspiel gegen den elfmaligen Weltmeister Schweden ansteht.

Was Müller damit meinte, ist die nachträgliche WM-Zusage Seiders, der geplagt von einigen körperlichen Wehwehchen zunächst als einer von 15 Leistungsträgern abgesagt hatte. Wohl auch, um die anstehenden wichtigen Verhandlungen mit den Red Wings im Spätsommer nicht aufgrund einer Verletzung zu gefährden. Der 22 Jahre alte Seider dürfte in einigen Wochen zum Multimillionär aufsteigen.

Mit einigen Tagen Regeneration und Abstand wandte sich der neben Ausnahmestürmer Leon Draisaitl beste deutsche Spieler aber noch einmal an den Deutschen Eishockey-Bund. "Ich muss auch Respekt sagen an Mo, dass er kommt. Wir kennen alle seine Situation. Du weißt, was demnächst für ihn ansteht in Detroit", sagte Müller. "Trotzdem zu sagen 'ich mache das' - das ist wirklich eine starke Leistung von ihm. Das wissen wir sehr zu schätzen", sagte Müller.

Der Auftrag an den zum Superhelden ernannten Weltklassespieler lautet nun zwar nicht die ganze Welt zu retten, aber immerhin doch im Verbund mit den AHL-Verteidigern Kai Wissmann und Leon Gawanke die deutsche WM-Abwehr. Die wirkte in der Vorbereitung bislang etwas als Problemzone im Team. Auch am Dienstag gegen die USA, als das Nordamerika-Trio noch nicht dabei war, kassierte das deutsche Team von der noch gänzlich uneingespielten US-Truppe sechs Tore.

Auf das Selbstbewusstsein kurz vor dem WM-Start hatte dies aber anscheinend keine Auswirkung. "Das war natürlich die News für uns überhaupt, als der Mo kam", sagte Müller und strahlte trotz der Pleite. "Das ist eine unglaubliche Nachricht für uns", sagte auch der frühere NHL-Stürmer Dominik Kahun, der gegen die USA doppelt traf. "Er gehört mittlerweile zu den besten Verteidigern der Welt. Alle Jungs freuen sich, wenn er da ist."

Dass durch die nachträglichen Nominierungen von Seider, Wissmann (Providence) und Gawanke (Manitoba) kurz vor dem Abflug noch Routiniers wie Dominik Bittner und Marco Nowak aus dem Aufgebot gestrichen werden mussten, tat der Stimmung im Team ebenso wenig einen Abbruch wie die Verletzung von Angreifer Andreas Eder, der als 15. eigentlich eingeplanter Spieler für die WM ausfällt. Auch die sechs Gegentore und die inzwischen bedenkliche Armut von WM-tauglichen Stürmern im Kader interessierte das Team kaum.

"Wir werden sehr ordentlich performen", versprach Seider selbst. "Das sollte eine sehr coole WM werden." Der zum besten Verteidiger der WM 2021 gekürte Seider wirkt derzeit wie die Lichtgestalt im Kader schlechthin. Immerhin dürfte der Modellathlet auch offensiv zu einem nicht unwesentlichen Faktor werden. Er und Wissmann waren bei der WM im vergangenen Jahr zusammen mit Angreifer Marc Michaelis - der diesmal verletzt fehlt - die erfolgreichsten Scorer im deutschen Team. Da acht der zehn erfolgreichsten deutschen DEL-Torschützen der vergangenen Saison teilweise verletzt nicht bei der WM dabei sind, ist das deutsche Team dringend auf Scoring-Qualitäten angewiesen.

Doch wann Seider erstmals ins Turnier eingreifen wird, ist unklar. Lediglich Wissmann, der am Mittwoch direkt nach Tampere flog, dürfte gegen Schweden sogleich spielen können. Erst am Wochenende wird Gawanke in Finnland erwartet. Der künftige Mannheimer dürfte damit auch das zweite Spiel gegen Titelverteidiger und Gastgeber Finnland am Samstag (19.20 Uhr) verpassen.


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