Rennserie droht das Aus
DTM-Champion René Rast muss auf Job-Suche
30. April 2020, 9:30 Uhr aktualisiert am 30. April 2020, 10:27 Uhr
Das DTM-Aus von Audi trifft den zweimaligen Gesamtsieger René Rast hart. "Ich war erst mal geschockt", sagt er in der AZ.
München/Minden - Auch Champions können plötzlich ihren Job verlieren. René Rast weiß das gerade am besten. Wenn Audi nach 2020 die DTM verlässt, ist auch der aktuelle Meister sein Cockpit los. Einer der besten deutschen Rennfahrer muss sich also eine neue Arbeit suchen.
Kein Wunder, dass der 33 Jahre alte Audi-Pilot derzeit ziemlich am Boden ist. Von der Entscheidung seines Arbeitgebers, nach der noch nicht mal begonnenen Saison die DTM zu verlassen, habe er selbst erst kurz vor der Öffentlichkeit erfahren - in einer Telefonkonferenz.
René Rast: Später Sprung in die DTM
"Klar war ich erstmal geschockt, es ist, als würde einem der Boden unter den Füßen weggezogen werden", berichtete Rast in einer Skype-Konferenz mit der AZ. In Rasts an Höhen und Tiefen reicher Renn-Laufbahn ist der Audi-Schock ein weiterer Tiefpunkt.
Lange kämpfte der 33-Jährige für seinen DTM-Traum, 2016 erst, mit 29 Jahren, schaffte er den Sprung in die Renn-Serie, der er aber dann seinen Stempel aufdrückte: Meister 2017 und 2019.
Und bald soll alles vorbei sein? "Die ganze Situation beschreibt ein wenig meine Karriere", sagt Rast leicht verbittert: "Immer geht vor mir eine Tür zu oder mir werden Steine in den Weg gelegt." Dennoch blickt er auch mit Dankbarkeit zurück: "Die DTM war immer mein großer Traum, ich bin froh, dass ich ein Teil davon war und dort Erfolge feiern durfte."
René Rast: "Ich will auf jeden Fall nochmal fahren"
Im schlimmsten Fall verschwindet der Mindener sogar leise durch die Hintertür. Denn in Zeiten der Corona-Krise ist nicht einmal gesagt, ob es die letzte Audi- und damit die letzte Rast-Saison überhaupt gibt. Ein Startzeitpunkt steht aktuell noch nicht fest.
"Ich will auf jeden Fall nochmal fahren", sagt Rast aber fest entschlossen: "Und sei es nur ein einziges Rennen. Ich will, dass sich Audi Sport würdig aus der DTM verabschiedet. Und hoffentlich auch vor den Fans."
Groll auf seinen Noch-Arbeitgeber hegt der Mindener nicht - zumindest nicht offiziell: "Man muss sich ja auch vor Augen führen, warum es Motorsport gibt: Es ist immer noch ein Marketing-Instrument für die Autobauer", meint Rast nüchtern über die Audi-Entscheidung gegen die DTM und für die Formel E: "Und die Zukunft der Autoindustrie ist eben elektrisch. Von daher ist die Entscheidung schon auch logisch."
René Rast: "Gerade jetzt sollte man alle Kräfte bündeln"
Loyal und nett war Rast schon immer. Die Frage aber ist, wie die DTM das Audi-Aus wegsteckt. Mit BMW gibt es nur noch einen Hersteller. Die traditionsreiche Renn-Serie droht zu verschwinden.
Rast würde sich wünschen, dass es auch nach ihm weitergeht: "Es wäre traurig, wenn alles auseinanderbricht. Generell ist zu sagen: Der deutsche Motorsport ist wichtig, Nachwuchsförderung ist wichtig. Gerade jetzt sollte man alle Kräfte bündeln, um den deutschen Motorsport nicht sterben zu lassen", mahnt er.
DTM-Aus? Diese Pläne favorisiert Hans-Joachim Stuck
Einer, der noch an die Zukunft der DTM glaubt, ist Renn-Legende Hans-Joachim-Stuck. Der 69-Jährige war lange Jahre Präsident des Deutschen Motor Sport Bundes (DMSB), 1990 war er zudem erster DTM-Champion für Audi.
"Wir werden in den kommenden Tagen über ein paar Szenarien reden", sagte er und machte in der "Stuttgarter Zeitung" den Vorschlag, man könne die DTM mit Fahrzeugen aus anderen Klassen bestücken, etwa mit Autos aus den GT-Serien.
Klaus Ludwig: "Zukunftschancen gehen gegen Null"
Eine andere DTM-Legende, Klaus Ludwig, sieht es weniger optimistisch: "Wenn Sie mich fragen, gehen die Zukunftschancen aktuell gegen Null. Ich sehe nicht, dass BMW alleine weitermacht, und ich sehe auch keine Kooperationsmöglichkeiten", sagte der dreimalige Champion (1988, 1992, 1994) der AZ.
Vor allem Stucks Pläne kann er nicht nachvollziehen: "Die GT-Fahrzeuge sind bereits unter dem Dach des ADAC gut positioniert. Besser geht es fast nicht." Außerdem fehle es den meisten DTM-Fahrern an Zugkraft, um andere Fahrzeuge oder Hersteller in die Serie zu locken, glaubt Ludwig.
Einen, den der Altmeister aber definitiv heraushebt, ist Rast. Doch der selbst kann sich davon erstmal nichts kaufen. Der Champion wird auf Jobsuche gehen müssen, auch wenn es schwerfällt. Und wohin? "Es weiß ja noch keiner, wie es mit dem Motorsport nach der aktuellen Situation weitergeht", sagt Rast über die Zeit nach Corona: "Daher macht es auch noch keinen Sinn über die Zukunft zu sprechen, wenn aktuell noch keiner weiß, wie die Zukunft aussieht."
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