Abensberg/Rötz

David Krämer: Vom Talent zum Bundesligaathleten


David Krämer.

David Krämer.

Von Michael Resch

Mit blutjungen 18 Jahren entschied sich Judoka David Krämer dazu, den großen Schritt zu wagen und beim Deutschen Judo Rekordmeister aus Abensberg auf die Matten zu treten. Seitdem sind nun schon fünf Jahre vergangen und aus dem jungen Talent wurde eine feste Größe bei den Babonen. Im Interview erzählt der Oberpfälzer, wie er zum Judosport gekommen ist, und spricht über seine Entwicklung sowie die Verbindung von Sport und Studium

David, während sich der Großteil an jungen Burschen für Sportarten wie Fußball, Leichtathletik oder Tennis entscheidet, zog es dich zum Judosport. Wie kam es zu dieser Entscheidung und was führte dich zu uns, der Abensberger Judoabteilung?
David Krämer: Ausschlaggebend waren zuerst einmal meine Nachbarn. Sie machten alle beim 1. FC Rötz Judo, da dachte ich mir, dass ich das auch mal ausprobieren könnte. Nach dem ersten Schnuppertraining gefiel mir die Sportart echt gut und dann bin ich auch dabeigeblieben. Zum TSV bin ich über Philip Graf gekommen. Er ist ja auch wie ich aus dem Landkreis Cham und fuhr schon des Öfteren nach Abensberg, um dort trainieren zu können. In Rötz fehlte mir ab einem gewissen Zeitpunkt die Perspektive, sodass ich mich Philip anschloss und bei den Trainingseinheiten in Abensberg teilnahm. Als Judofreund war einem der TSV natürlich ein Name und es war zugegebener Maßen schon ein kleiner Traum für mich, auch mal in diesem Team Judo machen zu dürfen.

Nun, fünf Jahre später, befindest du dich mit deinen 23 Jahren in einer sehr entscheidenden Phase als Sportler. Innerhalb der letzten zwei Jahre musstest du die große Umstellung vom Junioren- in den Erwachsenenbereich bewältigen. Wie hast du diesen Sprung in den Herrenbereich erlebt?
Krämer: Einerseits war die Umstellung nicht so gravierend, da ich mich schon während meiner Zeit bei den Junioren das ein oder andere Mal bei den Herren versuchte. Aus physischer Sicht jedoch hatte ich schon größere Probleme. Selbst heute muss ich noch weiter an meinen Defiziten im Kraftbereich arbeiten, da weht im Herrenbereich schlicht ein anderer Wind.

Wenn man nun einen Blick auf deine Ergebnisse aus diesem Wettkampfjahr wirft, kann man dennoch getrost sagen, dass du bei den "Großen" angekommen bist. Das Jahr 2016 scheint dir wohl gesonnen zu sein, oder?
Krämer: Ja, durchaus. In diesem Jahr hat schon Einiges so hingehauen, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ob der 2. Platz beim Belgian Open in Vise oder zuletzt beim 3. Platz in Bratislava, das alles tat mir und meinem Selbstbewusstsein sehr gut. Nur mit dem Ergebnis bei den Deutschen Einzelmeisterschaften bin ich nicht ganz so zufrieden, da bin ich nicht so über mich hinausgewachsen, wie ich es mir vorgenommen hatte. Das soll sich im nächsten Jahr ändern, mein klares Ziel ist es, Deutsche Spitze zu werden.

Nicht nur im "Einzel" läuft es bei dir derzeit. Auch mit der Mannschaft konntest du schon einen erfolgreichen Start in die 2. Liga Saison hinlegen. In welcher Rolle siehst du dich eigentlich innerhalb dieser, mit Hochkarätern bestückten Mannschaft, und welche Ziele verfolgst du mit deinem Team?
Krämer: An dieser Stelle muss ich zuerst einmal meinem Mannschaftskollegen, Chris Völk, meinen Dank aussprechen. Chris kämpft wie ich in der Gewichtsklasse -73 kg und war in gewisser Weise wie ein Mentor für mich. Er führte mich langsam an die bevorstehenden Aufgaben heran und überließ mir die ein oder anderen Kämpfe. Auf lange Sicht gesehen, möchte ich in der Gewichtsklasse in Chris' Fußstapfen treten und die Stammkraft in der Gewichtsklasse werden. Als großes, gemeinsames Ziel haben wir den sofortigen Aufstieg zurück in die 1. Liga ausgeschrieben. Dafür müssen wir dieses Jahr alles geben, dass unser Vorhaben auch in Erfüllung geht.

Neben dem Leben auf der Matte findet man dich unter Tags auch des Öfteren in verschiedenen Hörsälen oder der Bibliothek. Als Sportler deines Formats wäre das in anderen, populäreren Sportarten wohl eine Sache der Unmöglichkeit, den Leistungssport und die Beanspruchung im Studium so zu kombinieren. Wie groß ist diese Hürde für dich und als wie "gerecht" empfindest du diese doch gravierenden Unterschiede innerhalb der Sportarten?
Krämer: Für mich ist es wirklich eine gewisse Hürde. Oft ist es einfach nur schwer zu vereinbaren, zwei Mal pro Tag zu trainieren und gleichzeitig das Studium sauber durchzuziehen. Da ist schon eine große Menge an Disziplin gefragt. Gleichzeitig ist es aber wie ein zweites Standbein. Wenn es mal im Studium nicht wie gewünscht läuft, spendet mir der Judosport Trost. Natürlich ist es im Vergleich zu anderen Sportarten ein gewisser Nachteil, dass im Judo so manche Strukturen nicht derart professionell sind, wie wir das aus anderen sportlichen Disziplinen kennen. Aber ich habe mir das selbst so ausgesucht, ich will neben dem Sport ein fundiertes Studium machen, da darf man dann nicht jammern.

Nicht nur die Bewältigung des Trainingsalltages, auch die Zeit nach der sportlichen Karriere muss bei einem Judoka sehr wohl bedacht sein. Hast du denn schon konkrete Pläne, wo es beruflich für dich einmal hingehen soll? Ist eventuell auch ein Job in der Sportbranche für dich denkbar?
Krämer: Ein klares Ziel habe ich beruflich noch nicht. Im Fokus steht, erst einmal das Studium erfolgreich zu Ende zu bekommen. Sehr interessant fände ich aber eine Tätigkeit in der Immobilien - bzw. Steuerbranche. Über einen Job im Sportbereich denke ich momentan nicht nach. Wichtig ist mir aber, dass ich dem Judosport verbunden bleibe und immer wieder mal aktiv auf der Matte stehe.

Am Ende unseres Interviews würden wir von dir noch gerne wissen, ob du unseren Nachwuchsathletinnen und Athleten, welche du ja teils selbst noch trainiert hast, einen "Tipp" mit auf den Weg geben kannst?
Krämer: Meiner Meinung nach ist das Wichtigste, die Begeisterung für den Sport zu behalten. Denn wenn man es schafft, sich vom Sport begeistern zu lassen, steigt zeitgleich auch die Motivation und dann kommt der Erfolg.