Wintersport
Biathlon-WM in Oberhof: Hoffnungen ruhen auf Herrmann-Wick
6. Februar 2023, 7:05 Uhr aktualisiert am 9. Februar 2023, 18:00 Uhr
Erstmals seit elf Jahren findet wieder eine Biathlon-Weltmeisterschaft in Deutschland statt. Von Mittwoch an werden in Oberhof insgesamt 160.000 Fans erwartet. An neun Wettkampftagen geht es um zwölf Titel. Die Deutsche Presse-Agentur beantwortet vor dem Saison-Highlight der Skijäger in Thüringen die wichtigsten Fragen.
Oberhof ist zum zweiten Mal Ausrichter der Weltmeisterschaft der Skijäger. 2004 hatte es Festspiele gegeben, Deutschland gewann sieben Medaillen, darunter die WM-Titel für Ricco Groß in der Verfolgung und die Männer-Staffel. Millionen-Summen wurden nun in die Modernisierung der Arena am Rennsteig gesteckt. Oberhof mit seinen gut 1500 Einwohnern ist auch ein wichtiger Trainingsstützpunkt für die deutschen Biathletinnen und Biathleten. Während der WM schläft das Team in der Bundeswehrkaserne der Sportfördergruppe am Grenzadler, um dem großen Trubel zu entgehen.
Hervorragend. Hatte es vor wenigen Wochen noch gar keinen Naturschnee gegeben, ist nun dank perfekter Vorbereitung mit Kunst- und Naturschnee alles bereit. Bei winterlichen Temperaturen erwarten die WM-Stars beste Bedingungen. In der ersten Wettkampfwoche, die am Mittwoch (14.45 Uhr/ZDF und Eurosport) mit der Mixed-Staffel beginnt, soll es kalt und sonnig werden. Sollten die Temperaturen doch noch steigen und die Strecke schmelzen, liegen in den Depots mehr als ausreichende 35.000 Kubikmeter Kunstschnee bereit.
Mit nur zwei Medaillen schlechter als erhofft. Eine Goldmedaille gab es vor zwei Jahren in Slowenien nicht. Zweimal Silber lautete die magere Bilanz einer Weltmeisterschaft unter Corona-Bedingungen ohne Fans an den Strecken. Der mittlerweile zurückgetretene Arnd Peiffer holte mit Silber im Einzel das einzige Edelmetall für die Männer, die in der Staffel nur Siebter wurden. Bei den Frauen gab es in der Staffel Silber, dafür gingen Denise Herrmann-Wick und Co. in den Einzelrennen leer aus. Viele Top-Ten-Platzierungen schönten das Bild, im Kopf bleiben aber trotzdem die wenigen großen Erfolgserlebnisse.
Vor allem Denise Herrmann-Wick. Die Einzel-Olympiasiegerin hat die einzigen Saisonsiege in den Individualrennen geschafft, zuletzt in der Verfolgung in Antholz. Bei den Frauen könnte Vanessa Voigt, die Olympia-Vierte im Einzel, auf ihrer Hausstrecke für eine Überraschung sorgen. Bei den Männern ruhen die Hoffnungen im Kampf gegen die übermächtigen Norweger auf Benedikt Doll. Der Schwarzwälder hatte 2017 Sprint-Gold in Hochfilzen gewonnen und sich sensationell gegen Dominator Johannes Thingnes Bö durchgesetzt. In den Staffelrennen gibt es Medaillenchancen trotz starker Konkurrenz.
Eben jener Bö aus Norwegen muss auch in Oberhof geschlagen werden. Der 29-Jährige ist läuferisch eine Klasse für sich, trifft er gut, ist er nicht zu schlagen. Dazu kommen seine Teamkollegen Sturla Holm Laegreid, Vetle Sjastad Christiansen und Bruder Tarjei Bö - im Gesamtweltcup stehen fünf Norweger in den Top Acht. Auch die Franzosen um Doppel-Olympiasieger Quentin Fillon Maillet werden mitreden wollen. Bei den Frauen werden ausgeglichenere Rennen erwartet. Gesamtweltcup-Spitzenreiterin Julia Simon aus Frankreich wird ebenso viel zugetraut wie den schwedischen Schwestern Elvira und Hanna Öberg, den Italienerinnen Dorothea Wierer und Lisa Vittozzi oder der Norwegerin Marte Olsbu Röiseland.
Als erste Biathletin gewann Röiseland 2020 in Antholz sieben Medaillen. Fünfmal Gold und zweimal Silber nahm die Norwegerin mit - und war erfolgreicher als ihre Teamkollegin Tora Berger und Laura Dahlmeier. Beide hatten jeweils sechs Medaillen gewonnen, für Dahlmeier gab es 2017 fünfmal Gold und einmal Silber. Johannes Thingnes Bö gewann 2020 in Italien sechs Medaillen (dreimal Gold, dreimal Silber). Fünf Medaillen schafften unter anderem Rekord-Weltmeisterin Magdalena Neuner und der Franzose Martin Fourcade.
Die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF teilen sich wie gewohnt die Übertragungen und betreiben für das Heimspiel wie schon bei der WM 2012 in Ruhpolding großen Aufwand. In der ersten WM-Woche ist das ZDF an der Reihe, in der zweiten steigt die ARD an. Außerdem zeigt Eurosport alle Wettkämpfe. Der Deutsche Skiverband hofft wie vor elf Jahren auf einen neuen Biathlon-Boom, als in der Spitze einmal sogar mehr als sieben Millionen Fans vor den TV-Geräten dabei waren. An der Strecke können täglich bis zu 27.000 Fans dabei sein, vor allem an den Wochenenden wird es voll.
Männer: Benedikt Doll (32/Breitnau), Roman Rees (29/Schauinsland), Johannes Kühn (31/Reit im Winkl), David Zobel (26/Partenkirchen), Justus Strelow (26/Schmiedeberg), Philipp Nawrath (29/Nesselwang).
Frauen: Denise Herrmann-Wick (34/Oberwiesenthal), Vanessa Voigt (25/Rotterode), Anna Weidel (26/Kiefersfelden), Sophia Schneider (25/Oberteisendorf), Janina Hettich-Walz (26/Schönwald), Hanna Kebinger (25/Partenkirchen).