Überraschendes Gold

Biathlet Peiffer feiert WM-Coup in Östersund


Triumphator bei der Biathlon-WM: Arnd Peiffer aus Deutschland.

Triumphator bei der Biathlon-WM: Arnd Peiffer aus Deutschland.

Von Guido Verstegen / Online

Überraschung im schwedischen Östersund: Der deutsche Biathlet Arnd Peiffer sichert sich bei der Weltmeisterschaft Gold im Einzel über 20 Kilometer.

Östersund - Arnd Peiffer hat endlich seine Rechnung beglichen und sich zum ersten deutschen Einzel-Weltmeister seit 20 Jahren gekrönt. Noch nie hatte der 31-Jährige im Klassiker über 20 Kilometer auf dem Podest gestanden, jetzt avancierte der Harzer bei der WM in Östersund ein Jahr nach seinem Olympiasieg erstmals zum "König der Biathleten".

"Ich hatte mit dem Einzel immer noch eine Rechnung offen. Deswegen bin ich froh, dass ich da jetzt auch einen Haken dran machen kann. Mir bedeutet der Titel viel, weil ich jetzt Frieden mit diesem Einzel geschlossen habe", sagte Peiffer am Mittwoch.

Dank einer perfekten Schießleistung bei schwierigen Bedingungen feierte Peiffer am Mittwoch seinen zweiten WM-Einzeltitel nach Sprint-Gold 2011 und seinen fünften Titel insgesamt. Damit avancierte er zum ersten Einzel-Champion seit Sven Fischer 1999.


Arnd Peiffer jubelt mit Teamkameraden. Foto: Sven Hoppe/dpa

WM-Gold für Peiffer: Nie "so richtig warm mit dem Einzel"

"Einzel-Weltmeister - das hat uns jetzt noch gefehlt. Wahnsinn, das hat Arnd super gemacht", sagte Bundestrainer Mark Kirchner, der nach dem letzten Schuss von Peiffer freudestrahlend die Faust geballt hatte. Silber sicherte sich überraschend der Bulgare Wladimir Iljew, der nach einem Fehler 1:08,7 Minuten hinter Peiffer lag. Bronze ging an den Norweger Tarjei Bö (1/1:09,1 Minuten).

Erik Lesser hätte sogar für den ersten deutschen WM-Doppel-Erfolg seit 2007 sorgen können. Doch der Thüringer vergab mit seinem einzigen Fehler im letzten Schuss die Silbermedaille und wurde am Ende guter Elfter. "Das ist ärgerlich. Aber ich könnte jetzt sinnieren, warum, wieso, weshalb. Wenn ich die Saison betrachte, hätte ich im Dezember nicht gedacht, dass ich bei der WM so gut da stehe", sagte Lesser, der im Dezember wegen massiver Rückenprobleme Rennen auslassen musste.

Umso größer war die Freude für seinen Zimmerkollegen. Peiffer und Lesser bilden das "Papa-Zimmer", sie sind beide in dieser Saison Vater einer Tochter geworden. "Ich hoffe, Arnd wird heute Abend mit mir ein Bier trinken", sagte Lesser. Auch der Zehnte Benedikt Doll freute sich für Peiffer: "Eine tolle Leistung. Es ist immer super, wenn einer aus dem Team durchkommt." Roman Rees (zwei Fehler) kam als 20. ins Ziel.

Peiffer erinnerte sich nach seinem Rennen an die Heim-WM 2012 in Ruhpolding, als er beim letztem Schießen auf Goldkurs liegend zwei Fehler schoss und am Ende Siebter wurde. Einer weniger und es wäre Gold geworden. "So richtig warm bin ich mit dem Einzel noch nicht geworden", sagte Peiffer nach seinem perfekten Rennen.

Peiffer: "Ich dachte, mir fliegt die Schädeldecke weg"

"Den Sprint gewinnen Jungs, das Einzel gewinnen Männer" - diesen legendären Spruch des zurückgetreten Norwegers Emil Hegle Svendsen würde wohl jeder Skijäger unterschreiben. Denn der Klassiker gilt als das schwerste Rennen. In Östersund mussten die Skijäger 775 Höhenmeter überwinden. Dazu der Druck von einer Strafminute pro Fehler.

"Ich dachte, mir fliegt die Schädeldecke weg. Aber das Leiden hat sich gelohnt", berichtete Peiffer von seinem Kampf. Wie Peiffer konnte bisher keiner der anderen Deutschen ein Einzel zuvor gewinnen. Der letzte deutsche Einzelsieg im Weltcup datiert vom Dezember 2008, als in Östersund Michael Greis siegte.

Doch diesmal war bei leichtem Schneefall alles bereitet für Peiffers Triumph. Schon beim Anschießen hinterließ er einen sicheren Eindruck. Der akribische Arbeiter, der jede Einheit und jedes seiner Rennen analysiert, teilte sich sein Rennen optimal ein. So hatte er genug Kraft und Konzentration, um am Schießstand perfekt zu arbeiten und trotz schwieriger Bedingungen alle 20 Scheiben abzuräumen.

Am Donnerstag WM-Premiere der Single-Mixed-Staffel

"Ich habe einen guten Laufrhythmus gefunden und am Anfang nicht zu viel gepusht", sagte Peiffer. Denn er wusste, dass er am Ende noch genug Kraft braucht. "Man wird unruhiger und die Konzentration lässt nach. Das dritte und vierte Schießen war schon hart."

Favorit Johannes Thingnes Bö, der bereits zweimal Gold und einmal Silber gewann, schoss sich mit drei Fehlern aus den Medaillenplätzen und wurde am Ende Neunter. Damit hat das deutsche Team nach Verfolgungs-Gold von Denise Herrmann, Silber in der Mixedstaffel und zweimal Bronze durch Laura Dahlmeier (Sprint, Verfolgung) bisher fünf Medaillen geholt.

Am Donnerstag (17.10 Uhr) steht die WM-Premiere in der Single-Mixed-Staffel an. Dort greifen Herrmann und Lesser nach der nächsten Medaille.

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