Überblick

Bayerns französisches Duell: Warum Pavard vor Upamecano liegt

Dayot Upamecano hat seinen Muskelfaserriss auskuriert und drängt zurück in die Startelf des FC Bayern. Das Problem: Benjamin Pavard brilliert auf dieser Position. Wie entscheidet sich Thomas Tuchel?


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Von Maximilian Koch

München - Wenn Thomas Tuchel im Sturm ähnliche Luxusprobleme wie in der Abwehr hätte, wäre der 49-Jährige wohl ein ziemlich entspannter Trainer.

An diesem Samstag, im drittletzten Saisonspiel des FC Bayern zu Hause gegen Schalke 04 (15.30 Uhr/Sky live) kann Tuchel zwischen zwei äußerst begabten Innenverteidigern wählen. Da wäre zum einen Benjamin Pavard (27), der seit Monaten in Bestform agiert und neben seiner Abwehrarbeit auch offensiv brilliert: Sieben Tore und eine Vorlage stehen in Pavards Saisonbilanz.

Und zum anderen gibt es ja auch noch Dayot Upamecano (24). Der etatmäßige Partner des gesetzten Niederländers Matthijs de Ligt (23) hat sich dieser Tage nach zwei Wochen Verletzungspause im Mannschaftstraining zurückgemeldet. Die Frage lautet nun: Vertraut Coach Tuchel sofort wieder auf Upamecano nach dessen Muskelfaserriss - oder lässt er die zuletzt gut funktionierende Defensive unverändert?

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Wer darf in den letzten drei Bundesliga-Spielen in der Innenverteidigung ran? Dayot Upamecano (l.) ist wieder fit, Benjamin Pavard spielt in absoluter Bestform. Fotos: David Rawcliffe/imago, Sven Hoppe/dpa, GES/Augenklick

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Gesetzt in der Abwehrmitte: Der Niederländer Matthijs de Ligt.

Das französische Duell in der Innenverteidigung ist eines mit Würze. Denn es geht auch um die mittelfristige Perspektive der Nationalspieler Upamecano und Pavard. In den vergangenen Wochen und Monaten hat sich dabei Pavard einige Vorteile erspielt, nachdem er in der Hinrunde noch mehrmals öffentlich Abschiedsgedanken geäußert hatte. Doch die Versetzung in die Abwehrmitte, die schon Tuchel-Vorgänger Julian Nagelsmann mit der Umstellung auf eine Dreierkette initiierte, hat Pavard beflügelt.

Inzwischen ist eine Verlängerung über Vertragsende 2024 hinaus gut vorstellbar.

"Wir werden Gespräche führen und sehen, wie er sich fühlt. Ich habe überhaupt nichts dagegen. Ich freue mich, dass er bei uns ist", sagte Sportvorstand Hasan Salihamidzic der AZ: "Benji spielt eine sehr gute Rückrunde, er zeigt souveräne Leistungen, macht insgesamt einen sehr guten Job.” Tuchel sieht es genauso. "Pavard hat mein Vertrauen bekommen und gerechtfertigt", sagte der Trainer: "Er wird manchmal ein bisschen unterschätzt. Dabei kann er sich auf extrem hohem Niveau anpassen." Pavard gehe "in der individuellen Betrachtung manchmal unter, für uns ist er aber superwichtig", führte Tuchel aus: "Damit ist erst einmal ein klares Statement gegeben."

Pro Pavard. Allerdings möchte der französische Weltmeister von 2018 beim Gehalt zulegen, aktuell verdient er geschätzt acht Millionen Euro pro Jahr. Topklubs wie der FC Barcelona beobachten Pavard schon länger. Ob Sportvorstand Hasan Salihamidzic eine Lösung findet? Klar ist: Pavard möchte auch in Zukunft in der Innenverteidigung spielen, rechts hinten hat sich mittlerweile Noussair Mazraoui (25) etabliert. Die Statistik gibt Pavard übrigens recht: Alle zehn Pflichtspiele dieser Saison, in denen der Franzose zentral verteidigen durfte, gewann Bayern.

Upamecano hingegen leistete sich wie schon in der Vorsaison einige entscheidende Fehler.

Er patzte etwa in beiden Viertelfinal-Partien der Champions League gegen Manchester City, daraus resultierten zwei Gegentore. Pavard tritt insgesamt konstanter, zuverlässiger auf.

De Ligt, der als neuer Abwehrchef der kommenden Jahre aufgebaut werden soll, äußert sich diplomatisch über das Duell. "Pavard ist ein anderer Spieler als Upa, auch ein anderer Spieler als ich", sagte der Niederländer: "Das Wichtigste ist, dass wir zusammenspielen. Das kann ich gut mit Upamecano, das kann ich auch gut mit Benji." Pavard habe "viel Erfahrung und weiß, was er machen muss, wenn er als Innenverteidiger spielt", ergänzte de Ligt.

Für Tuchel stehen daher spannende Entscheidungen an - in den verbleibenden drei Spielen und dann auch im Sommer mit Blick auf die kommende Spielzeit. Nicht zu vergessen: Lucas Hernández (27), der dritte französische Abwehr-Star der Münchner, schuftet gerade beherzt an seinem Comeback.

Hernández hatte sich bei der WM in Katar einen Kreuzband-riss zugezogen, inzwischen absolviert er schon wieder Teile des Mannschaftstrainings.

In der Saison 2023/24 wird Hernández ebenfalls um einen Stammplatz in der Innenverteidigung kämpfen. Mit de Ligt, Upamecano und wahrscheinlich auch Pavard hat er dann drei starken Rivalen. Nur zwei von vier können spielen. Ein Luxusproblem.