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Bayern-Heldin Lea Schüller: Eine der Besten der Welt

Die Bayern-Frauen ringen im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League den FC Arsenal knapp nieder. Das 1:0 gibt Selbstbewusstsein fürs Topspiel gegen den VfL Wolfsburg. Matchwinnerin ist Lea Schüller.


Von Victoria Kunzmann

München - Die ganz besonderen, die unvergesslichen Momente, die teilt man am besten mit denen, die dem Herzen am nächsten sind. Und so packte sich Lea Schüller nach dem Spiel das Baby von guten Freunden und ging damit ihre ganz eigene kleine Ehrenrunde in der Allianz Arena.

Sie, die Matchwinnerin, die den Bayern-Frauen zuvor einen kollektiven und den spielentscheidenden Glücksmoment beschert hatte. Kurz vor der Pause hatte sie das 1:0 erzielt (39. Minute), das einzige Tor in diesem Viertelfinal-Hinspiel der Champions League gegen den FC Arsenal. Ein Sieg, und was für einer: Schüller war in bestechender Form - dank ihr sind die Bayern-Frauen in einer passablen Ausgangslage für das Rückspiel kommende Woche dann in London.

Es war ein geglückter Auftakt in die bislang härteste Woche der Saison. "Grundsätzlich bin ich froh, dass wir 1:0 gewonnen haben, das hätte auch anders ausgehen können. Jetzt haken wir das ab und richten den Blick auf Samstag", sagte die sportliche Leiterin Bianca Rech nach dem Spiel. Denn inmitten der beiden Viertelfinalpartien der Königsklasse ist auch noch der VfL Wolfsburg zu Gast in München. Schüller wird dringend gebraucht - und doch muss Trainer Alexander Straus bangen, denn die 25-Jährige wurde humpelnd in der 79. Minute ausgewechselt.

Zuvor war Schüller der einzige wahre Lichtblick der Bayern-Frauen, die sich gegen körperlich robuste Engländerinnen schwertaten. Untypischerweise unterliefen der Straus-Elf, die teils sehr passiv wirkte, viele Fehlpässe. Dabei wurden sie doch bei jedem Angriff von 20 000 Fans in der Allianz Arena nach vorne geschrien. Ansonsten blieb die Stimmung eher verhalten - der Kracher in der Gruppenphase gegen Barcelona lieferte eine euphorischere Geräuschkulisse.

Einen solchen Euphoriemoment gab es, als sich Schüller ihren Treffer sogar selbst vorlegte - und dann mit dem Kopf vollstreckte. "Wie sie zum Kopfball hochgeht, überragend", schwärmte Mittelfeldspielerin Sydney Lohmann. "Sie ist eine typische Neunerin, genau das brauchen wir von ihr."

In der zweiten Halbzeit hatte das Publikum wenig Gelegenheit, frenetisch zu jubeln. Statt das zweite Tor zu machen, brachen die Bayern ein, gaben die Partie aus der Hand. Arsenal attackierte früh und hart. Die Ausfälle der Topstars Beth Mead und Vivienne Miedema fielen nicht auf. In der 70. Minute standen die Engländerinnen nach einem Eckball hauchdünn vor dem Ausgleich - und auch hier war es Schüller, die den Vorsprung rettete und auf der Linie den Schuss Leah Williamsons klärte.

Der Ausgleich, er fiel nicht - sehr zur Freude für den FC Bayern, der in Form von Maxi Rall noch die Chance auf das 2:0 bekam (86.) Sie scheiterte an Torfrau Manuela Zinsberger, die fünf Jahre in München gespielt hat. Das war es dann. Ein ordentlicher Vorsprung fürs Rückspiel - dank Schüller. "Seit ich im vergangenen Sommer gekommen bin, ist sie eine andere Spielerin geworden", sagte Trainer Straus über die Matchwinnerin. "Eine komplettere Spielerin."

Beweis: die Rettungsaktion. Vor einigen Monaten hatte Schüller im AZ-Interview erzählt, dass sie sich an das neue System erst gewöhnen muss. Eingewöhnung erfolgreich beendet.

"Eine Torjägerin war sie schon immer, jetzt ist sie viel mehr involviert. Lea hat das Potenzial, eine der besten Spielerinnen der Welt auf dieser Position zu werden", lobte Straus, der genau weiß, wie wichtig Schüller für sein Team ist. Gute Nachricht: Nach dem Spiel gab es leichte Entwarnung: Schüllers Verletzung scheint nicht so schlimm zu sein. Ohne die beste Bayern-Frau würde am Samstag (17.55 Uhr/BR) das Topspiel in der Bundesliga mit möglicher Vorentscheidung im Titelkampf ungleich schwerer.

Die Wölfinnen haben zwei Punkte Vorsprung auf Bayern, könnten also bei einem Sieg davonziehen.