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AZ-Kolumne von Karl Geiger: Neujustierung nach turbulenter Vierschanzentournee
11. Januar 2023, 17:34 Uhr aktualisiert am 11. Januar 2023, 17:34 Uhr
Auffahrt zum Nebelhorn - Luisa setzt sich die Skibrille zurecht, bekommt zum ersten Mal die Skier an die Füße und wird zwischen Franzi und mir leicht hin und her geschoben. Es scheint die Sonne in Oberstdorf, in den Bergen hat es wieder ein wenig Schnee gegeben, nachdem in den Tourneewochen das Tal und die umliegenden Berge immer grüner geworden waren. Wir sind mit unserer Tochter unterwegs in der Natur, genießen die Ruhe nach der sehr turbulenten Vierschanzentournee.
Die Ereignisse haben sich überschlagen und das Team Deutschland förmlich mitgerissen. War der Auftakt in Oberstdorf mit Platz 6 und 4 für Andreas Wellinger und mich noch als eine gute Grundlage für die Gesamttournee zu sehen und hielt sich mein 11. Platz in Garmisch-Partenkirchen noch im Rahmen eines guten Niveaus, kam für mich der schwarze Tag in Innsbruck, der mich nicht in den Wettkampf ließ - in der Qualifikation gescheitert, der Abfall in der Gesamtwertung. Danach gerät man aus den Fugen, alle in der Mannschaft hatten Probleme, das Potenzial abzurufen - einen ausgenommen. Philipp Raimund hat als junger Springer und Vierschanzentournee-Debütant einen sehr ordentlichen Job gemacht. Für den Rest der Mannschaft galt und gilt, die "Reset-Taste" zu drücken, neu aufzubauen. Dies gelingt am besten, wenn man zunächst in die Ruhe geht und Abstand gewinnt von den Dingen, die einen vor Ort aufgerieben haben. Für mich bedeutete dies, nach Hause kommen, Telefon weglegen, sich mit der Familie beschäftigen und meiner kleinen Tochter bei ihren ersten Kurven auf Skiern zuzuschauen. Die Ruhe hat mir gutgetan und ermöglicht, den Blick nach vorne zu richten. Drei Tage habe ich Kraft getankt, um jetzt wieder einen klaren Kompass im Kopf zu haben.
Die Mannschaft wird nun nach Schanzen im Schnee suchen und trainieren. Wir werden Stellschrauben ausprobieren, um die Sprungperformance zu verbessern.