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343 Tage später: Hülkenbergs Comeback in der Formel 1
2. März 2023, 17:45 Uhr aktualisiert am 2. März 2023, 17:45 Uhr
Märchen, sie beginnen ja gerne mit den Worten: Es war einmal. . . Nun, es gab mal das deutsche Motorsportmärchen. Die Formel 1 boomte hierzulande regelrecht.
Michael Schumacher, mit sieben WM-Titeln immer noch Rekord-Champion (zusammen mit dem Briten Lewis Hamilton) und Quadruple-Weltmeister Sebastian Vettel - und mit Abstrichen Nico Rosberg (ein Titel) - waren die Dominatoren und Vorausfahrer.
Dazu der Große Preis von Deutschland am Nürburg- oder Hockenheimring - und mit Nick Heidfeld, Heinz-Harald Frentzen oder Ralf Schumacher hatte man Piloten, die zwar nie die Hauptrolle einnehmen konnten, aber auch nicht nur Komparsen waren, sondern in Nebenrollen glänzten und so die schwarz-rot-goldene Flagge hochhielten. Vergangene Saison hatte man noch Mick Schumacher, der zwar nur sehr selten überzeugte, den aber Glanz und Gloria seines Vaters Michael bei jedem Manöver und Gaspedal-Durchdrücken begleiteten.
Und in dieser Saison, die am Sonntag (16.00 Uhr, Sky) mit dem Großen Preis von Bahrain startet? Da hat Deutschland nur noch Nico Hülkenberg, der mit seinen 35 Jahren nach 343 Tagen Motorsport-Rentnerdasein wieder seinen Runden in der Formel 1 dreht. In dem Haas-Cockpit, das Mick Schumacher vergangene Saison noch besetzt hatte.
Dort wurde er - aufgrund mangelnder Resultate und Erfolge - aussortiert, er ist nun Ersatzfahrer bei Mercedes. Nur ein Deutscher in der Formel 1, das gab es in den vergangenen 30 Jahren nur 2020 (Vettel) und 1993 (Michael Schumacher).
2010 standen sieben Deutsche gleichzeitig am Start, unter ihnen Hülkenberg - nun ist er der Last Ger(Man) Standing.
Hülkenberg hat es in seiner Formel-1-Karriere bisher auf 181 Starts gebracht, 521 Punkte geholt - doch auf dem Siegertreppchen stand er nicht ein Mal. Das ist einer der Formel-1-Rekorde, den wirklich keiner haben will. Hülk, wie er genannt wird, war bisher vier Mal Vierter, mehr war nie drin.
Doch jetzt ist er wieder da. Weil er zuverlässig ist - und gut. Auf diese Chance hat Hülkenberg seit seinem Aus bei Renault Ende 2019 gehofft. "Die Renn-DNA ist so tief in mir verwurzelt, dass ich weiß, was zu tun ist. Ich bin bereit für den Angriffsmodus", sagte er.
Die Stammtischzeit im Fürstentum Monaco, wo Hülkenberg lebt, ist nun vorerst vorbei. "Sie sind alle sehr glücklich und freuen sich über mein Comeback", sagte Hülkenberg. AS Monacos Torwart Alexander Nübel, der vom FC Bayern an Monaco ausgeliehen ist, gehört ebenso zu der Runde wie Tennis-Olympiasieger Alexander Zverev oder auch Reality-Star Robert Geiss.
Hülkenberg bekommt bei seiner Rückkehr moralische Unterstützung von seiner Frau Egle. Sie ist in Bahrain vor Ort. Die gemeinsame Tochter bleibt aber daheim. "Noemis erstes Rennen wird wahrscheinlich in Monaco sein - also wird sie bei ihrem Heim-Grand-Prix sein." Tochter Noemi Sky wurde im September 2021 geboren.
Der Papa tut also wieder das, von dem er sagt, dass er "dafür geboren wurde". Und all das an der Seite eines Mannes, mit dem er heftig ver- und zerstritten war. 2017 beim Rennen in Ungarn gerieten Hülkenberg und Kevin Magnussen doppelt aneinander - erst auf der Strecke, dann verbal. Der Däne sei "wieder einmal der unsportlichste Fahrer im Feld", ätzte der damalige Renault-Fahrer Hülkenberg.
Magnussens nicht minder gesalzene Antwort ließ nicht lange auf sich warten: Er reagierte mit einer Beschimpfung weit unterhalb der Gürtellinie. Danach eisiges Schweigen zwischen den Renngockeln, die aber durch ihre Vaterrollen reifer geworden sind.
Und doch lag das Unausgesprochene zwischen den Streithansl-Piloten. Bis zur Fahrerparade vor dem Bahrain-Rennen 2022. Da begrüßte Hülkenberg den Dänen mit genau den Worten unter Gürtellinie, die Magnussen Jahre zuvor gewählt hatte.
Ein echter Eisbrecher auf Männer-Art. "Ich dachte, das wäre ganz lustig", so Hülkenberg: "Magnussen hat das "ziemlich gemocht."