Neuer Torwarttrainer

Ronny Zeiß: Dienstleister für die Jahn-Keeper


Ronny Zeiß ist der neue Torwarttrainer beim SSV Jahn Regensburg.

Ronny Zeiß ist der neue Torwarttrainer beim SSV Jahn Regensburg.

Ronny Zeiß ist der neue Trainer für die Torhüter des SSV Jahn Regensburg. Er will jeden einzelnen weiterbringen und sieht sich als Dienstleister.

Ronny Zeiß lebte zuletzt im fußballerischen Eldorado. Als Torwarttrainer der U17-Mannschaft von RB Leipzig hatte er sehr viel zur Verfügung, was das Herz begehrt. Die Bedingungen beim Champions-League-Halbfinalisten der abgelaufenen Saison suchen auch im Nachwuchsbereich schon ihresgleichen - was das Gelände, die Möglichkeiten oder auch den Trainerstaff angeht. Anfang August stand Zeiß dann plötzlich auf dem Trainingsplatz am Regensburger Kaulbachweg, am Trainingsgelände des SSV Jahn. Eine ganz andere Welt. Der Platz, auf dem trainiert wurde, ist auch schön, weil neu. Alles außen herum hatte aber wohl wenig mit dem zu tun, was Zeiß in den zurückliegenden Jahren gewohnt war. Der 48-Jährige ist der neue Torwarttrainer des Jahn und trat beim Oberpfälzer Zweitligisten die Nachfolge von Kristian Barbuscak an, der sich nach knapp sechs Jahren beim Jahn in Richtung FC Augsburg verabschiedet hatte.

Dass er in Regensburg nicht alles vorfindet, was er auch in Leipzig zur Verfügung hatte, stört Ronny Zeiß aber überhaupt nicht. Im Gegenteil: Vor seiner RB-Zeit war er für Energie Cottbus als Torwarttrainer tätig. "Das ist schon eher mit Regensburg zu vergleichen", sagt er. "Das sind natürlich andere Welten als in Leipzig. Aber das darf man nicht vergleichen, wenn man die Voraussetzungen in Leipzig sieht. In Regensburg wird mit dem, was möglich ist, sehr gute Arbeit geleistet."

Der Jahn ist ein Verein in der Entwicklung und macht seit Jahren große Fortschritte. Als Entwickler sieht sich auch Ronny Zeiß, wenn es um seinen Job als Torwarttrainer geht. "Ich sehe mich als Dienstleister für unsere Torhüter und will ihnen dabei helfen, sich stetig zu verbessern." Dafür hat er zu Beginn seiner Arbeit gleich mal ein Stärkenprofil der Torhüter erstellt und auch die Entwicklungsfelder herausgearbeitet. Jeder Torhüter hat ein individuelles Profil, denn "wir haben drei sehr unterschiedliche Torhüter", sagt Zeiß über Alexander Meyer, Alexander Weidinger und Kevin Kunz. "Jeder hat seine Stärken und ich denke, dass wir alle in der Vorbereitung schon ein Stück vorwärts gebracht haben."

Entwicklung durch Überfrachtung

In der täglichen Arbeit sei er ein "sehr intensiver Trainer", beschreibt Zeiß. Er überfrachte die Keeper auch mal mit Informationen - in der Hoffnung, dass sie den Großteil davon aufnehmen können. "Das braucht es, damit jeder einzelne den nächsten Schritt in seiner Entwicklung gehen kann", sagt der Torwarttrainer. Er versuche stetig zu perfektionieren, auch wenn er wisse, "dass Fußball nicht unbedingt etwas mit Perfektion zu tun hat." Und er arbeite mit den Torhütern grundsätzlich mit klaren Prinzipien, wie sie sich in verschiedenen Situationen zu verhalten haben. Daran orientiert sich auch die Trainingsarbeit: "Wir versuchen, möglichst gezielt Spielsituationen zu imitieren, wie sie in ähnlicher Form dann auch am Wochenende vorkommen können."

Mit Spaß bei der Arbeit: Ronny Zeiß. (Foto: Fabian Roßmann)

Mit Spaß bei der Arbeit: Ronny Zeiß. (Foto: Fabian Roßmann)

Zeiß' erster Eindruck von seinen Torhütern ist positiv - genauso wie der vom neuen Trainerteam. Mit 48 Jahren ist Zeiß darin schon der "Oldie" - was ihm aber nichts ausmacht. Auch in Leipzig habe er zu den ältesten Trainern der Akademie gehört. "Die jüngeren Kollegen können ihre Sichtweisen einbringen und ich kann meine Erfahrung aus 20 Jahren als Torwarttrainer einbringen. Das ergänzt sich wunderbar", findet er.

Beim Jahn wird sich Zeiß nicht nur bei den Profis einbringen, sondern soll auch als Koordinator für die Torwartausbildung der Jahnschmiede, dem Nachwuchsleistungszentrum des SSV Jahn, fungieren. Den ersten Kontakt zu den Torwarttrainern im Nachwuchsbereich habe er bereits gesucht, in nächster Zeit will er sich einen genaueren Überblick über die Torhüter im Nachwuchsbereich verschaffen und erarbeiten wo man ansetzen soll. Zukünftig schwebt ihm auch ein spezielles Talenttraining vor, in dem er mit den Top-Talenten aus den älteren Jugendteams regelmäßig zusätzlich trainieren möchte.

Ein richtig gutes Gefühl am Wochenende

Einen ganz großen Unterschied sieht Zeiß nicht darin, ob er sich im Jugend- oder im Herrenbereich um die Torhüter kümmert. "Nur der Fokus liegt etwas anders. Im Jugendbereich steht die Entwicklung noch viel mehr im Vordergrund als das Spiel am Wochenende. Im Profibereich müssen Entwicklung und Ergebnis einhergehen. Deswegen muss man auch immer darauf achten, dass sich der Torwart am Wochenende am Spieltag dann richtig gut fühlt."

Ronny Zeiß (rechts, hier im Gespräch mit Kevin Kunz) wünscht sich einen offenen Austausch mit den Torhütern. (Foto: Fabian Roßmann)

Ronny Zeiß (rechts, hier im Gespräch mit Kevin Kunz) wünscht sich einen offenen Austausch mit den Torhütern. (Foto: Fabian Roßmann)

Der Torhüter, der sich beim Jahn am besten fühlen muss, weil er spielt, wird auch in der kommenden Saison Alexander Meyer sein. "Ich glaube, das sehen auch alle drei Torhüter im Team so, dass er die Nase ein Stück vorne hat", sagt Zeiß. Weidinger und Kunz würden sich derweil um die Nummer zwei duellieren. Wobei Zeiß die Einordnung nach Torhüter Nummer eins, zwei und drei gerne vermeidet: "Für mich sind alle drei Torhüter gleich."

Moderner Torhüter? Der Ball darf nicht über die Linie!

Was Zeiß ebenfalls nicht gefällt, ist der Begriff vom modernen Torhüter. "Der beste Torhüter spielt jedes Spiel zu null", sagt er lachend. Zwar habe sich das Torwartspiel schon soweit verändert, dass die Keeper immer mehr fußballerisch können müssten. "Aber letztendlich geht es für den Torhüter darum, dass er verhindert, dass der Ball über die Linie geht. Das hat sich über die vergangenen Jahrzehnte nicht geändert." Wichtig ist für den Neuen im Jahn-Trainerteam auch, dass man den Spielern Fehler zugesteht. "Es darf nicht nur um Fehlervermeidung gehen. Wir wollen mutige Spieler haben."

Dass Zeiß, der im Nachwuchs bei Dynamo Dresden und später im Herrenbereich bis zur 3. Liga gespielt hat, im Tor gelandet ist, hat er übrigens seinem Vater zu verdanken. Als er als Sechsjähriger frisch in einen Verein eintrat, kam er zum ersten Training zu spät, weil sein Vater länger in der Arbeit war. Weil alle anderen schon trainierten, war für ihn damals nur der Platz im Tor übrig. Aus heutiger Sicht eine glückliche Fügung. "Auch wenn es mir im Feld ebenfalls Spaß macht und ich meinen Torhütern zum Ende des Trainings immer noch einen Ball reinhauen will - damit auch ich ein gute Gefühl habe", wie er mit einem Schmunzeln sagt.