Aufstiegsheld verabschiedet sich

Marc Lais: Darum verlasse ich den SSV Jahn


Verlässt den SSV Jahn nach fünf Jahren: Marc Lais.

Verlässt den SSV Jahn nach fünf Jahren: Marc Lais.

Marc Lais verlässt den SSV Jahn Regensburg nach fünf Jahren. Im Interview erklärt er die Gründe und blickt auf seine Jahn-Zeit zurück.

Der SSV Jahn Regensburg verliert einen weiteren Aufstiegshelden aus den Jahren 2016 und 2017. Marc Lais verabschiedet sich nach fünf Jahren aus der Domstadt. Mit seinen beiden Treffern in der Relegation gegen 1860 hatte er maßgeblichen Anteil am Zweitliga-Aufstieg der Oberpfälzer und hat alleine deshalb seinen Platz in den Jahn-Geschichtsbüchern sicher. Lais war dabei lange eine Säule des Jahn-Spiels im zentralen Mittelfeld, in der vergangenen Saison kam er aber kaum noch zum Einsatz. Nun hat er sich zu einem Wechsel zum SV Wehen Wiesbaden entschieden. Im idowa-Interview erklärt er die Hintergründe und blickt auf seine Zeit in Regensburg zurück.

Herr Lais, nach fünf Jahren verlassen Sie den Jahn. Warum?
Marc Lais: Es gibt eigentlich nur einen Grund: Ich will unbedingt wieder auf dem Platz stehen und Fußball spielen - und das nicht nur auf dem Trainingplatz.

In der vergangenen Saison kamen Sie nur zu sechs Einsätzen für den Jahn, nur zwei davon von Beginn an...
Lais: Es war schon ein schweres Jahr, wenn ich daran zurückdenke. Mit den beiden Startelfeinsätzen im November, als ich das Gefühl hatte, dass ich es gut gemacht habe, hatte ich schon die Hoffnung, dass ich wieder zu mehr Einsatzzeiten kommen würde. Dann kam die Länderspielpause, in der ich mich leicht verletzt habe und danach habe ich kaum noch gespielt.

Ihr nächster Einsatz war im ersten Spiel nach der Corona-Unterbrechung gegen Kiel. In 20 Minuten waren Sie an zwei Toren beteiligt und haben den Weg zum Unentschieden geebnet...
Lais: Das Spiel ist super gelaufen für mich. Aber schlussendlich hat es leider auch nicht gereicht, dass ich danach mal wieder von Anfang an spielen durfte oder zumindest eine längere Einsatzzeit bekommen habe.

Wie waren nach der Saison die Gespräche mit den Verantwortlichen?
Lais: Mir wurde gesagt, dass es durchaus wieder vorkommen könnte, dass ich auf so wenig Einsatzzeit komme. Dann habe ich mir natürlich Gedanken gemacht und abgewogen. Ich wollte nicht nochmal so ein Jahr haben. Daraufhin kam der Kontakt mit dem SVWW zustande, die wollten das unbedingt machen. Es hat sich für mich gut angehört und dann ging es auch sehr schnell.

Wie schwer ist die Entscheidung, den Jahn zu verlassen, dennoch gefallen?
Lais: Ich weiß, wie schön es in Regensburg war, welch schöne Momente ich mit den Fans, der Mannschaft und den Verantwortlichen hatte. Wir hatten in den fünf Jahren ja nur Erfolg mit den beiden Aufstiegen und dem dreimaligen Klassenerhalt. Aber als Fußballer musst du immer im Hier und Jetzt leben und so wie die Situation die letzten eineinhalb Jahre war, ging es einfach für mich nicht weiter.

Nachdem Sie drei Jahre lang eine feste Größe im Jahn-Mittelfeld waren, haben Sie bereits vorletzte Saison weniger und letzte Saison fast gar nicht mehr gespielt. Konnten Sie sich das erklären beziehungsweise wurde Ihnen das erklärt?
Lais: Mir wurde es damit erklärt, dass es die anderen zum einen gut machen und dass ich in der einen oder anderen Situation für das Spiel, wie es der Jahn vorhat, zu große Schwächen habe. Wobei es in den Jahren davor ja auch gut gelaufen ist. Wenn vor allem gesehen wird, was man nicht so gut kann und weniger das, wofür man eigentlich steht, dann sind da eben andere Spielertypen gefragt. Da habe ich dann letztlich nicht mehr dazu gezählt.

Hatten Sie bis zuletzt das Gefühl, dass Sie dem Spiel des Jahn positive Impulse hätten geben können?
Lais: Ich denke, das hat man in den Spielen gesehen, als ich gespielt habe. Der größte Impuls war das Kiel-Spiel. Danach hat man auch gesehen, dass es nicht mehr hat sollen sein. Es ist schon schwer zu verstehen, wenn man beim Stand von 0:2 reinkommt und nach 20 Minuten steht es 2:2, dass man dann in den nächsten zwei Spielen nicht eine Minute spielt. Da habe ich dann gemerkt, dass nicht mehr auf mich gesetzt wird.

Haben Sie sich in der Phase auch selbst hinterfragt, ob Sie Ihren Spielstil vielleicht verändern sollten, wenn Ihre Art nicht mehr so gefragt war?
Lais: Ich wollte auf jeden Fall an meinen Schwächen arbeiten, da ging es vor allem immer um das Defensivverhalten. Aber man kann sich nicht zu einem anderen Spieler machen. Ich werde kein Benedikt Gimber oder Andi Geipl auf der Sechs werden, sie werden aber auch kein Marc Lais mit meinen Stärken werden.

Marc Lais über seine Zeit beim Jahn, die Relegation gegen 1860 und seine neue Aufgabe beim SVWW

Gehen Sie nach den nicht einfachen letzten eineinhalb Jahren auch mit negativen Gefühlen, oder überwiegt nach den fünf Jahren dennoch vor allem das Positive aus Ihrer Jahn-Zeit?
Lais: Der Jahn war meine erfolgreichste Zeit im Profifußball. Die beiden Aufstiege werde ich nie vergessen, da kann kommen was will, diese Bilder bleiben hängen. Der erste Aufstieg war ja noch eher Pflicht, aber der zweite war einfach nur der Wahnsinn. Im Fußball ist es eben so, dass Entscheidungen getroffen werden müssen, und da wurde in letzter Zeit öfter gegen mich entschieden. So ist der Fußball, nicht immer schön. Dennoch haben wir als Mannschaft die Ziele erreicht und waren erfolgreich. Ich bin da auch nicht nachtragend, weil eineinhalb Jahre für mich nicht so gut waren, sondern denke vor allem an die schöne Zeit.

Sie sind vor fünf Jahren zu einem Absteiger in die Regionalliga gewechselt, nun geht der Jahn in seine vierte Zweitliga-Saison am Stück. Wie blicken Sie unter dem Strich auf den Weg zurück, den Sie und der Jahn gemeinsam zurückgelegt haben?
Lais: Wenn sich die Verantwortlichen vor fünf Jahren etwas erträumt hätten, dann wäre es wahrscheinlich genau der Weg gewesen, den wir gegangen sind. Um die Entwicklung zu veranschaulichen, muss man nur mal an den Kaulbachweg gehen und sich vor Augen führen, wie es dort vor fünf Jahren ausgesehen hat. Da sieht man die großen Fortschritte des Clubs. Ich wünsche dem Jahn, dass es die nächsten Jahre genauso erfolgreich weitergeht.

Was war Ihr Highlight in den fünf Jahren? Waren es die Aufstiegsspiele gegen 1860 mit Ihren beiden Treffern?
Lais: Schön war auch das vorletzte Spiel der Drittliga-Saison gegen Chemnitz, als ich kurz vor Schluss den Siegtreffer erzielt habe, sonst wäre es gar nicht zur Relegation gekommen. Aber das Highlight waren schon die beiden Spiele gegen 1860, gerade auch das Rückspiel. Damals hatte ich mir noch den Zeh gebrochen und es war fraglich, ob ich überhaupt spielen kann. Dann hat es mit dem Tor und dem Aufstieg geklappt, ein unbeschreibliches Gefühl. Wenn ich Videos davon sehe, ist es heute noch sehr emotional für mich.

"Noch heute sehr emotional" ist es für Marc Lais (rechts, hier beim Jubel mit Marco Grüttner), wenn er an das Aufstiegsspiel gegen 1860 München in der Allianz Arena zurückdenkt. (Foto: imago)

"Noch heute sehr emotional" ist es für Marc Lais (rechts, hier beim Jubel mit Marco Grüttner), wenn er an das Aufstiegsspiel gegen 1860 München in der Allianz Arena zurückdenkt. (Foto: imago)

Christian Keller meinte, Sie werden in Regensburg stets ein willkommener Gast bleiben. Werden Sie dieses Angebot zukünftig wahrnehmen?
Lais: Auf jeden Fall. Da jetzt doch alles sehr schnell ging, werde ich auch noch irgendwann richtig verabschiedet werden. Aber auch danach, wenn mal freie Zeit sein sollte, schaue ich gern mal wieder vorbei. Ich habe mich super wohl gefühlt in der Stadt.

Blicken wir nach vorne: Worauf freuen Sie sich nun in Wiesbaden besonders?
Lais: Ich freue mich einfach darauf, wieder Fußball zu spielen und vielleicht wieder anders wahrgenommen zu werden. Die Aufgabe ist sehr spannend. Ich will schnellstmöglich wieder auf dem Platz stehen, der Mannschaft helfen und meinen Teil dazu beitragen, dass wir erfolgreich sind.

Sie wechseln eine Liga tiefer. Gehen Sie entsprechend auch mit dem Anspruch an die Aufgabe, in Wiesbaden Leistungsträger und Schlüsselspieler zu sein?
Lais: Definitiv.

Und wie sieht es mit der Mannschaft aus: Ist nach dem Abstieg der Wiederaufstieg das logische Ziel?
Lais: Ich weiß, wie die 3. Liga tickt. Da werden wieder gefühlt zehn Mannschaften aufsteigen wollen. In der Liga ist alles brutal eng, das hat sich letzte Saison erst wieder gezeigt. Wir wollen oben mitspielen, aber wir müssen nicht aufsteigen.

Aber wie man aufsteigt, das wissen Sie auf jeden Fall...
Lais: (lacht) Das weiß ich, ja.