Vom HSV nach Regensburg

Jahn-Neuzugang Christoph Moritz liebt den Wettbewerb


Neu im Jahn-Trikot: Christoph Moritz (rechts).

Neu im Jahn-Trikot: Christoph Moritz (rechts).

Jahn-Neuzugang Christoph Moritz hat schon zahlreiche Spiele in der 1. und 2. Bundesliga bestritten. Wegbegleiter loben ihn als Spieler und als "einen einwandfreien Charakter mit sehr viel Persönlichkeit".

Christoph Moritz, vergangene Saison noch für den Hamburger SV aktiv, wollte sich in diesem Sommer bestmöglich auf eine neue Aufgabe vorbereiten. Er hat sich zum Beispiel physiotherapeutisch behandeln lassen und im athletischen Bereich gearbeitet - und er hat mit seinem ehemaligen Trainer beim Hamburger SV, Christian Titz, viel individuell und fußballspezifisch trainiert. Moritz wollte bereit sein, wenn ein neues Kapitel für ihn beginnt. Dieses neue Kapitel seiner Fußballkarriere führt ihn nun in die Oberpfalz, der 30-Jährige hat kürzlich einen Zweijahresvertrag beim SSV Jahn Regensburg unterschrieben.

Das Warten auf den richtigen Verein hat Moritz dabei gelassen überstanden, wie Christian Titz im Gespräch mit idowa erzählt. Er hat ihn diesen Sommer fünf Wochen lang individuell betreut. "Und Christoph war immer total selbstbewusst. Er wusste, dass er Qualität hat, und hat die Situation mit der nötigen Gelassenheit angenommen, im Wissen, dass irgendwann der richtige Verein auf ihn zukommen würde, wo es zueinander passt."

Christian Titz kennt Moritz schon seit circa zehn Jahren. Der Fußballlehrer bietet mit seinem Unternehmen Individualtraining an und Spielerberater Marcus Noack kam damals auf Titz zu, ob er nicht auch mit Christoph Moritz arbeiten würde. "Wir haben uns getroffen, haben eine gemeinsame Einheit gemacht und es hat sofort gepasst", erinnert sich Titz. Damals war Moritz gerade von Alemannia Aachen zu Schalke 04 gewechselt. Er habe den Mittelfeldspieler bereits damals als "unglaublich intelligenten, angenehmen jungen Mann, der sehr bodenständig ist", kennengelernt, erzählt Titz.

Bundesliga-Debüt unter Felix Magath

Auf Schalke wurde Christoph Moritz auch zum Profi und gab im August 2009 unter Felix Magath sein Debüt in der Bundesliga, als er mit 19 Jahren am ersten Spieltag in Nürnberg sofort in der Startelf stand. Nach vier Jahren auf Schalke folgten bis heute Stationen bei Mainz, Kaiserslautern, Hamburg und Darmstadt (Leihe). Insgesamt 96 Spiele in der Bundesliga und 89 weitere in der 2. Bundesliga stehen bislang auf seinem Konto. Aus gemeinsamen Tagen in Mainz kennt ihn bereits sein neuer Mitspieler beim Jahn, Benedikt Saller. Nach Moritz' Wechsel nach Regensburg waren die beiden auch gleich am ersten Tag gemeinsam Mittagessen. "Er ist ein lustiger und offener Typ", beschreibt Saller seinen alten und neuen Teamkollegen. "Wir sind damals in Mainz gut miteinander ausgekommen und haben uns auch in den letzten Jahren nach Spielen gegeneinander immer wieder gut unterhalten. Ich schätze ihn als Menschen sehr."

In Mainzer Tagen hat Saller auch bereits den Wettbewerbsdrang von Moritz kennengelernt. "Für ihn ist typisch, dass er immer um irgendetwas spielen will", sagt Saller. Das kann Marcel Correia nur bestätigen. Der Verteidiger, der bis zu diesem Sommer in Regensburg gespielt hat, hat mit Moritz eine Saison in Kaiserslautern zusammengespielt. "Er versucht aus allem ein Spiel zu machen. Da kann es passieren, dass man beim Essen um die Rechnung spielt, indem man die Distanz zwischen zwei Städten schätzt", erzählt Correia. "Mit Christoph gibt es kaum eine ruhige Minute." In Mainz haben sie oft Tischtennis gespielt, erzählt Saller - und beim Fußballtennis sei er "unschlagbar", berichtet Correia. Und auch die eine oder andere Runde Karten dürfte zukünftig beim Jahn gespielt werden. "Er spielt gerne Karten. Schafkopf kann er wahrscheinlich noch nicht. Aber wie ich ihn kenne, lernt er das in nur einer Woche, ich werde es ihm auf jeden Fall beibringen", kündigt Saller an.

Verstehen sich prächtig: (von links) Benedikt Saller, Marcel Correia und Christoph Moritz, hier noch im Trikot von Darmstadt 98. (Foto: imago)

Verstehen sich prächtig: (von links) Benedikt Saller, Marcel Correia und Christoph Moritz, hier noch im Trikot von Darmstadt 98. (Foto: imago)

Correia und Moritz sind auch heute noch befreundet. "Er ist ein unfassbar feiner Typ, der ganz klare Prinzipien hat und zu dem steht, was er sagt", schätzt der Ex-Jahnler ein. "Chris mag wie ich Ehrlichkeit und Demütigkeit." Diese Interessen vertrete er auch und sei sich nicht zu schade, das eine oder andere anzusprechen. "Wenn man mit ihm ehrlich und gut umgeht, dann kriegt man das im vollen Paket von ihm zurück. Bei ihm weiß man auch immer, woran man ist. Der Jahn darf sich auf einen einwandfreien Charakter mit sehr viel Persönlichkeit freuen."

"Fußball- und sportverrückt"

Auf dem Platz ist Moritz "extrem ehrgeizig", wie Christian Titz sagt. "Er will sich immer weiterentwickeln und verbessern." Das zeigt sich nicht zuletzt darin, dass er eben neben dem normalen Training noch Individualtraining macht, wenn es die Zeit erlaubt. In der Arbeit mit Titz geht es vor allem um die Bereiche Handlungsschnelligkeit und Entscheidungstraining. "Er sieht immer wieder Aspekte, in denen er sich verbessern möchte. Da ist er für den Trainer fast nicht zu bändigen." Moritz sei zudem "wirklich fußball- und sportverrückt", sagt Titz. "Er wäre am liebsten von morgens bis abends sportlich aktiv. Ich habe auch selten einen Spieler erlebt, der über eine solche Physis verfügt wie er, Christoph ist enorm belastbar."

Durch die jahrelange Zusammenarbeit sei das Verhältnis "sehr vertrauensvoll und wertschätzend, sowie von beiden Seiten von großem Respekt geprägt", sagt Titz. 2018 hat er ihn schließlich auch zum Hamburger SV geholt, als er dort die Profis trainierte. "Als Trainer wünscht man sich einen solchen Spieler", sagt Titz. "Christoph ist ein absoluter Teamplayer, reiht sich in die Mannschaft ein und ordnet sich auch dem Mannschaftserfolg unter. Gleichzeitig hat er eine sehr hohe Sozialkompetenz und Führungsqualität - nicht nur bei den Spielern, die spielen, sondern er hat vor allem auch ein unglaublich gutes Gespür für die Spieler, die am Wochenende nicht zum Einsatz kommen."

Kein Lautsprecher, aber für die Kabine wichtig

Bei seinen Führungsaufgaben sei Moritz aber "keiner, der laut herumschreit. Er sucht lieber die direkte Ansprache an die Spieler, meistens ruhig und sachlich." Moritz habe dabei auch die Qualität, "die richtigen Worte für den richtigen Typen zu finden. Für den einen ist er Freund, für den anderen eine Art Bruder, für einen jüngeren Spieler vielleicht sogar eine Art Vaterfigur", sagt Titz. "Er passt sich den Situationen an und ist ein ganz wichtiger Spieler für ein Mannschaftsgefüge." Das sieht auch Marcel Correia so: "Chris ist nicht unbedingt der Lautsprecher in der Kabine. Aber er spricht Sachen an, die nicht passen. So etwas lässt einen Spieler innerhalb einer Kabine wichtig werden." Zudem schlage Moritz sowohl im Erfolgs- als auch im Misserfolgsfall nicht zu sehr in die Extreme aus, sagt Titz. "Im Erfolg hebt er nicht ab, sondern bleibt bodenständig, im Misserfolg versucht er, die anderen mitzureißen."

Misserfolge würden ihn laut Titz sehr beschäftigen - "weil er ein extremer Wettbewerbstyp ist." So schätzt ihn auch Correia ein. Aber dennoch lasse er sich auch in schlechten Phasen den Optimismus nicht nehmen: "Chris ist ein sehr positiver Mensch." Das sei ihm in der Abstiegssaison in Kaiserslautern "fast schon zum Verhängnis geworden, weil er in der schwierigen Saison auch mal ein Grinsen im Gesicht hatte. Aber er war einer unserer konstantesten Spieler und war immer extrem ehrgeizig."

Hatten eine kurze gemeinsame Zeit beim HSV: Christian Titz (links) und Christoph Moritz. (Foto: imago)

Hatten eine kurze gemeinsame Zeit beim HSV: Christian Titz (links) und Christoph Moritz. (Foto: imago)

Die Stärken von Moritz sieht Titz darin, "dass er ein Spiel lesen kann. Er weiß, wann er es schnell oder langsam machen muss, hat zudem ein sehr gutes Passspiel und eine ganz geringe Fehlerquote, wenn er am Ball ist." Auch das typische Jahn-Spiel, ist Titz überzeugt, kann Moritz liegen: "Das hohe Pressing passt sehr gut zu ihm, das haben wir in Hamburg auch gespielt. Er ist ein Spieler, der gut rausschieben kann, um den Gegner so zu lenken, wie man es als Mannschaft haben will. Auch nach einem Ballgewinn, kann er mit Tempo den Raum überbrücken, oder auch den Ball in die Tiefe spielen."

Tackling und Ruhe

Dass das Jahn-Spiel zu Moritz passt, davon ist auch Benedikt Saller überzeugt: "Ihn zeichnet seine Ruhe am Ball aus, und er ist ein absoluter Dauerläufer, ist sich für keine Wege zu schade. Das passt zu unserem laufintensiven Spiel. Er will sich auch nicht hinten reinstellen und abwarten, sondern powern. Das passt." Ähnlich sieht es Marcel Correia: "Chris ist extrem laufstark und ballsicher, ist sich aber auch für ein Tackling nicht zu schade. Er bringt ein spielerisches Element mit, das dem Jahn nur extrem gut tun kann. Er hat eine sehr unaufgeregte Art Fußball zu spielen. So eine Ruhe kann für jede Mannschaft ein Geschenk sein."

Moritz ist auch ein Spieler, der immer alles für die Mannschaft gibt, wie seine Wegbegleiter berichten. Hier kann sich Titz noch gut an die gemeinsame Zeit in Hamburg erinnern. Als er ihn damals zum HSV geholt hat, kannten sich die beiden schon einige Jahre. Titz entschied sich in der Anfangsphase der Saison aber auch mal für andere Spieler. "Da hat mir schon imponiert, dass er sich trotzdem voll in den Dienst der Mannschaft gestellt hat. Da gibt es andere Spieler, die sind eingeschnappt und ziehen sich zurück. Er hat direkt auf dem Trainingsplatz wieder Leistung angeboten. Das zeigt auch, dass er differenzieren kann. Es gibt den Trainer, der auch mal schwierige Entscheidungen treffen muss, und es gibt den Menschen. Das eine hat dann mit dem anderen nichts zu tun." Und so hat das gute Verhältnis auch diese Phase überstanden. Als Typ habe sich Moritz in den vergangenen zehn Jahren ohnehin kaum verändert, findet Titz: "Er ist natürlich reifer geworden. Aber er ist immer noch der bodenständige Typ, der aus einem kleinen Dorf kommt und einfach rausgehen und kicken möchte."

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