Sechs Profis im Kader
Wie der FC Bayern die deutsche Nationalmannschaft prägt
6. Juni 2019, 6:24 Uhr aktualisiert am 6. Juni 2019, 6:24 Uhr
Bundestrainer Joachim Löw setzt beim Projekt EM-Triumph 2020 auf harmonierende Gruppen, gleich sechs Profis des FC Bayern stehen aktuell im Kader. "Die Vorteile sind unbestreitbar", meint Ersatz-Bundestrainer Marcus Sorg.
Aachen/Venlo - Die Blockbildung gehört in der deutschen Nationalmannschaft zum guten Stil - und zu den Erfolgsgeheimnissen im Land des viermaligen Weltmeisters. "Die gab's ja eigentlich schon immer, auch in den Zeiten unter Franz", erinnert sich Klaus Augenthaler, der Weltmeister von 1990, in der AZ. "Für einen Trainer ist sie ein Vorteil, weil die Spieler untereinander wissen, wie sie ticken."
Augenthaler kam selbst mehrmals in den Genuss der Rudelbildung. 1986 wurde er mit der DFB-Elf Vize-Weltmeister in Mexiko, drei Bayern-Kollegen begleiteten ihn während des Turniers. Auch der HSV und Köln (je drei Spieler) waren stark vertreten.
Starke Blöcke als Erfolgsgeheimnis der Nationalmannschaft
1990 gelang Augenthaler in Italien der große Triumph, Trainer Franz Beckenbauer setzte auf insgesamt sechs Stars der Münchner. "1986 hat es nicht so harmoniert, trotzdem haben wir es bis ins Finale geschafft", sagt Augenthaler heute. "1990 waren wir hingegen eine echte Einheit. Da gab es auch verschiedene Blöcke aus Bayern, den Italien-Legionären und Spielern anderer Mannschaften, aber wir haben uns verstanden."
Genauso war es beim WM-Sieg 1954 mit fünf Spielern des 1. FC Kaiserslautern, 1972 beim EM-Triumph mit sechs Bayern und drei Gladbachern, 1974, als sieben Bayern, sechs Gladbacher und drei Kölner die WM gewannen, beim EM-Erfolg 1996 mit sieben Münchnern und sechs Dortmundern oder auch 2014 in Brasilien, als sieben Bayern das Weltmeister-Team entscheidend prägten.
Und 2020? Auch bei der EM im kommenden Jahr soll die Blockbildung zum Erfolg führen.
Die AZ erklärt die Gruppen im aktuellen Kader:
Der Bayern-Block: Die Weltmeister Thomas Müller, Mats Hummels und Jérôme Boateng sind nicht mehr in der Nationalelf vertreten - und trotzdem stellt der FC Bayern die größte Einheit im Team von Bundestrainer Joachim Löw. Torhüter Sven Ulreich ist erstmals dabei, Manuel Neuer, Niklas Süle, Joshua Kimmich, Leon Goretzka und Serge Gnabry gehören schon länger zum festen Stamm. Und das wird auch so bleiben.
"Kimmich ist der Anführer der Zukunft", sagt Augenthaler: "Er ist in seinen jungen Jahren bereits Führungsspieler. Und auch Goretzka gefällt mir. Er hat mit seinen Leistungen und Toren gezeigt, dass er zum FC Bayern passt."
Und zum Nationalteam. Es sei bestimmt "kein Nachteil, wenn man sechs Spieler aus einem europäischen Top-Team hat", sagte Löw im "Kicker" über seine Bayern-Gruppe, die mit den Offensivstars Leroy Sané und Timo Werner noch anwachsen könnte. "Die Qualität der Spieler muss im Vordergrund stehen", erklärt Ersatz-Bundestrainer Marcus Sorg, "aber es hilft natürlich, wenn Spieler sich tagtäglich gemeinsam mit Fußball befassen und gewisse Abläufe und Intuition untereinander gefördert wird." Die Vorteile der Blockbildung seien daher "unbestreitbar".
BVB-Block in der Nationalmannschaft wächst an
Das neue Dortmund: Marco Reus war lange Zeit ein einsamer Vertreter des BVB, doch damit ist jetzt Schluss. Die Dortmunder sicherten sich die Dienste der Nationalspieler Julian Brandt (kam für 25 Millionen Euro aus Leverkusen) und Nico Schulz (für 25,5 Millionen von 1899 Hoffenheim verpflichtet).
"Zwei erfahrene Bundesliga-Spieler", meint Augenthaler. Und zwei Kollegen für Reus, der nun nicht mehr allein zu Länderspielen anreisen muss.
Die Bullen-Power: Was mit Leipzig-Stürmer Timo Werner passiert, ist unklar: Geht er schon in diesem Sommer zum FC Bayern, im Jahr 2020 - oder kommt er gar nicht? Die Aussicht, unter dem neuen Coach Julian Nagelsmann Champions League zu spielen, ist für Werner reizvoll. Im Nationalteam gehört der wuselige Angreifer zu den Etablierten. Seine RB-Kollegen, die Außenverteidiger Marcel Halstenberg und Lukas Klostermann, haben sich ebenfalls gut eingefunden. "Entscheidend ist, dass die verschiedenen Gruppen harmonieren", sagt Augenthaler. Aktuell scheint es ganz gut zu funktionieren.
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