Vor Duell gegen Fortuna Köln

Weggesperrt: Warum Bierofka beim TSV 1860 jetzt den Pereira macht


Trainer des TSV 1860: Daniel Bierofka.

Trainer des TSV 1860: Daniel Bierofka.

Von Christina Stelzl

Wie unter Vitor Pereira schottet nun auch Trainer Daniel Bierofka die Mannschaft des TSV 1860 ab - und trainiert unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Die angeschlagenen Profis Karger, Mölders und Lorenz sollen rechtzeitig fit sein.

München - 0:1, 0:1, 0:3, 0:3, 2:5. Wie lange soll das noch (gut-)gehen, Löwen? Die Abstiegsgefahr in der laufenden Saison ist für den TSV 1860 nach fünf Pleiten in Serie größer als je zuvor. Damit der befreiende, klassenerhaltssichernde Sieg endlich gelingt, machen die Sechzger die Schotten dicht.

"Wir wollen keinen Aktionismus betreiben und vertrauen auf unsere Stärken", erklärte Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel am Dienstag und warnte davor, im Kampf um den Drittliga-Verbleib alles über den Haufen zu werfen.

Alle Trainingseinheiten unter Ausschluss der Öffentlichkeit

Und doch gibt es eine wesentliche Änderung im Vergleich zu den vergangenen Monaten: Der TSV hält alle fünf Trainingseinheiten zwischen dem Beginn der Vorbereitung am Dienstag auf Konkurrent und Gegner Fortuna Köln und dem immens wichtigen Heimspiel-Finale am Samstag (13.30 Uhr, Magenta Sport und im AZ-Liveticker) unter Ausschluss der Öffentlichkeit ab.

Gorenzel: "Wir bereiten uns unter der Woche in Ruhe auf das Spiel vor und gehen am Freitag ins Hotel, um uns etwas abzuschotten." 1860 abgeschottet ins Abstiegs-Finale!

Vitor Pereira sperrte die Löwen vor zwei Jahren auch weg

Da werden Erinnerungen wach, denn: Derart weggesperrt hatte sich Sechzig bisher nur einmal - vor zwei Jahren unter Vitor Pereira. Der Abstiegs-Horror nach der Relegation gegen Jahn Regensburg (1:1, 0:2) ist hinlänglich bekannt. "Wir haben zwei Endspiele", hatte Trainer Daniel Bierofka auch jetzt über den Saison-Endspurt erklärt.

Gorenzel widerspricht, denn: "Ich bezeichne es bewusst nicht als Endspiel, denn das ist vom mentalen Fokus schon wieder etwas anderes." Vielmehr hätten die Giesinger "zwei Matchbälle" gegen Köln und Carl Zeiss Jena (18. Mai) - mit einem Sieg oder zwei Remis wäre man gerettet. Sechzigs Sport-Boss der KGaA weiter in der Tennis-Fachsprache: "Wir haben zuletzt die Matchbälle vergeben. Jetzt haben wir noch zwei und wollen den am Samstag verwandeln."

Bei 1860 krachend gescheitert: Vitor Pereira.

Bei 1860 krachend gescheitert: Vitor Pereira.

Gorenzel: "Müssen uns an die eigene Nase packen"

Doch wie den Negativ-Lauf durchbrechen, wo so vieles gegen 1860 spricht? Das Selbstvertrauen der Sechzger völlig am Boden, andauernde Verletzungen, Sperren (jetzt: Kapitän Felix Weber) und fragwürdige Schiedsrichter-Entscheidungen - von den ungewissen Zukunftsaussichten ganz zu schweigen.

"Wir brauchen keine Alibis. Wir müssen uns", so Gorenzel, "an die eigene Nase packen. Wir müssen uns auf die Dinge fokussieren, die wir beeinflussen können." In die Bewertung der eigenen bedrohlichen Lage müssten zwar alle Faktoren einfließen, doch mehr als sämtliche Störvariablen ausblenden und einen "ganz klaren Appell an den DFB" richten, am Samstag "einen erfahrenen Mann ins Stadion zu schicken", könne man nicht tun.

Karger, Gorenzel und Mölders werden wohl rechtzeitig fit

Positiv für den TSV: Nico Karger kann nach AZ-Informationen wieder ins Training einsteigen. Auch die restlichen angeschlagenen Spieler wie Simon Lorenz oder Torjäger Sascha Mölders seien laut Gorenzel fit: "Sie werden alle heute trainieren und stehen uns hoffentlich zur Verfügung." Und damit zu den Dingen, die Bierofka und Co. beeinflussen können. Gorenzel weiß: "Wir müssen unser Offensiv- und Defensivspiel verbessern. Wir stehen im Block viel zu weit auseinander, spielen viel zu mannorientiert und unterstützen uns gegenseitig zu wenig. Wenn du so viele individuelle Fehler machst wie in Zwickau, kannst du kein Spiel gewinnen."

Ob Sechzig den Matchball verwandelt oder nicht: Verabschiedungen scheidender Löwen werde es nach den vier abgeschotteten Tagen beim letzten Auftritt im Grünwalder Stadion nicht geben, so Gorenzel: "Jeder Spieler, der sich Verdienste erworben hat und nächstes Jahr vielleicht nicht mehr an Bord ist, muss verstehen, dass diese Dinge hinten angestellt sind." Denn jetzt zählt nur eins: Spiel, Satz und Sieg gegen Köln.

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