Finanzloch oder leere Ränge
Was ein Saison-Abbruch den TSV 1860 kosten würde
5. Mai 2020, 7:04 Uhr aktualisiert am 5. Mai 2020, 7:04 Uhr
Ein Saison-Abbruch käme die Drittligisten teuer zu stehen. "Es würde einem Scherbenhaufen gleichkommen", klagt Löwen-Boss Gorenzel. Geisterspiele wären dagegen nur halb so schlimm.
München - Diese Zeilen lesen sich, als würden die Löwen tatsächlich gegen die Zebras auflaufen. "Es ist die 90. Minute, Spielstand 1:1 gegen Duisburg. Letzte Aktion der Partie: Freistoß für die Löwen, 18 Meter zentral vor dem MSV-Tor", schrieb der TSV 1860 am Montag in den Sozialen Medien über das Heimspiel gegen Tabellenführer MSV Duisburg - nur um ein Gewinnspiel folgen zu lassen, wer den fälligen, imaginären Standard treten darf.
"Egal, Bruder, mach dir nichts draus, dass dich keiner mehr schießen sehen will", scherzte Efkan Bekiroglu daraufhin in Richtung Daniel Wein, da der Spielmacher in der zugehörigen Umfrage deutlich häufiger genannt wurde als sein Kollege.
Bei Abbruch: 3. Liga droht wohl Millionenverlust
Ob das ursprünglich für 14. März terminierte Duell überhaupt noch stattfinden kann und die Drittliga-Spielzeit eine Fortsetzung findet, ist nach den Ereignissen von Montag ungewisser denn je: Das Konzept der DFL für die beiden obersten Spielklassen des deutschen Fußballs, an dem sich die Dritte Liga eng orientiert, gerät durch zehn bestätigte Coronavirus-Infektionen in der Ersten und Zweiten Bundesliga ins Wanken. Ein Skandal-Video von Hertha-Star Salomon Kalou über die Nicht-Beachtung der Hygieneregeln setzte noch einen drauf.
"Ein freiwilliger Abbruch würde einem Scherbenhaufen gleichkommen", hatte Sechzigs Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel am Wochenende in der Radiosendung "Heute im Stadion" bei Bayern 1 erklärt. Einem Bericht des "kicker" zufolge droht den Drittliga-Klubs im Falle eines Saisonabbruchs ein Finanzloch in Höhe von 31 Millionen Euro - im Durchschnitt wären das 1,55 Millionen für die 20 Vereine. Nicht einberechnet in diese Prognose sind allerdings die Einsparungen durch die Kurzarbeit.
Geisterticket-Aktion ist gut angelaufen
Bei einer Saison-Fortsetzung mit Geisterspielen würde sich der Verlust auf zwölf Millionen belaufen, also rund 600.000 Euro pro Klub. Aufgrund verschiedener Kurzarbeitsmodelle der Klubs und unterschiedlicher Voraussetzungen dürfte 1860 die Krise als Traditionsklub mit großer Fanbasis wohl besser meistern als der ein oder andere Kontrahent.
Die Geisterticket-Aktion der Giesinger sei nach Vereinsangaben gut angelaufen, einen Zwischenstand konnten die Sechzger auf AZ-Anfrage allerdings noch nicht mitteilen. Ob sie sich demnächst mit dem Saison-Abbruch auseinandersetzen müssen?
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