Kurzarbeit, auslaufende Verträge

Was die Corona-Krise für die Fußball-Profis bedeutet


Leere Fußballplätze, deutschlandweit! Aber wie lange noch? Schließlich geht es auch für die Profis irgendwann ums Geld.

Leere Fußballplätze, deutschlandweit! Aber wie lange noch? Schließlich geht es auch für die Profis irgendwann ums Geld.

Von Guido Verstegen / Online

Gehalt, auslaufende Verträge, Kurzarbeit? Bislang gibt es kaum Antworten für die Fußballer. Das sagt die Vereinigung deutscher Vertragsfußballspieler (VDV).

München - Muss die Saison vorzeitig beendet werden oder kann in diesem Jahr überhaupt kein Fußball mehr gespielt werden, was Virologen wie Jonas Schmidt-Chanasit bereits für gut möglich halten? Wie auf der ganzen Welt herrscht auch unter den deutschen Profis aufgrund der Corona-Krise große Verunsicherung.

Das Telefon von Ulf Baranowsky steht deshalb kaum noch still. "Die Sachlage ändert sich ständig", sagt Baranowsky, als die AZ den Geschäftsführer der Vereinigung deutscher Vertragsfußballspieler (VDV) am Freitagnachmittag erreicht: "Wir behalten die Hoffnung und die Zuversicht, dass es nicht ganz so schlimm kommt - und die Worst-Case-Szenarien nicht eintreten werden."

VDV und die Corona-Krise: Leidensdruck unterscheidet sich

Die Spielergewerkschaft ist aktuell "sehr stark eingebunden, da natürlich unsere Mitglieder zahlreiche Fragen zu ihren Rechten und Pflichten als Arbeitnehmer während einer Pandemie haben". Es sind insbesondere Spieler aus der Dritten Liga sowie der Regionalliga, die sich aktuell beim VDV melden. "Schwerpunktmäßig geht es dabei um das Thema Kurzarbeit", sagt Baranowsky.

Man sei aber auch mit Erst- und Zweitliga-Profis - und zwar ausnahmslos aus allen Teams - in Kontakt, die gerade Rat und Hilfe suchen. Der Fokus sei "je nach Leidensdruck unterschiedlich". Von den Topspielern wurden verstärkt "große Sorgen geäußert, was die Gesundheit angeht", so Baranowsky.

Weiß um die Sorgen der Profis: VDV-Boss Ulf Baranowsky.

Weiß um die Sorgen der Profis: VDV-Boss Ulf Baranowsky.

Corona-Krise: Erste Drittligisten haben Kurzarbeit angemeldet

Insbesondere am Freitag, den 13. März, diesem Schicksalstag des deutschen Fußballs, an dem der geplante (26.) Geisterspieltag abgesagt und der Spielbetrieb bis auf Weiteres eingestellt wurde. Für die Spieler unterer Klassen sind die Auswirkungen der Corona-Krise auch wirtschaftlich existenzbedrohend.

Unter anderem die Drittligisten Kaiserslautern, Meppen, Braunschweig und Jena haben bereits Kurzarbeit angemeldet. Beim VDV laufen "permanent weitere Kurzarbeitsanfragen" ein. Die Beitragsbemessungsgrenze dafür liegt in Westdeutschland bei 6.900 Euro und im Osten bei 6.450 Euro, die Agentur für Arbeit übernimmt bis zu 67 Prozent davon.

Gladbach-Profis verzichten auf Teile ihres Gehalts

Es gelte, "den Klubs Luft zum Atmen zu geben", sagt Baranowsky, verweist aber darauf, dass "an manchen Stellen zu Unrecht Druck aufgebaut wird". Wie der "Blick" berichtet, hat der Schweizer Erstligist FC Sion seinem kompletten Profiteam fristlos gekündigt, weil die Spieler der Kurzarbeit nicht zustimmten - was dafür notwendig ist.

Mit ähnlichen Drohungen musste sich auch der VDV bereits auseinandersetzen. Baranowsky hält solche Kündigungen aber "für nicht rechtswirksam". Wie man in der Krise füreinander einstehen kann, machten die Spieler von Borussia Mönchengladbach vor. Sie verzichten freiwillig auf Teile ihres Gehalts - Trainerstab, Geschäftsführer und Klubdirektoren schlossen sich an. Der Verein soll so monatlich nun mehr als eine Million Euro einsparen.

Corona-Krise: Was ist mit den auslaufenden Verträgen?

Bei Profis, die sich in eine staatlich angeordnete Quarantäne begeben müssen, könnten sich die Vereine das Gehalt sogar vom Staat zurückholen. Das sieht das Infektionsschutzgesetz so vor. "Für mich scheint es schwer vorstellbar, dass die Behörden für sechs Wochen das volle Gehalt eines Profifußballers zahlen", sagt Arbeitsrechtler Lennard Martin Lürwer, "rein formal betrachtet müsste es aber so sein."

Ein weiteres Problem stellen die nur noch bis zum 30. Juni gültigen Verträge dar - sofern die aktuelle Saison bis dahin nicht zu Ende gespielt werden kann. Ab 1. Juli gilt nämlich laut dem renommierten Juristen Johan-Michel Menke: "Sagt ein Profi, er will gehen, ist er arbeitsrechtlich nicht zu halten." Laut "transfermarkt.de" trifft das auf 72 der rund 600 Lizenzspieler der Bundesliga zu.

Leipzigs Mintzlaff: "Kein Transferfenster wie in der Vergangenheit"

Hinzu kommen noch zahlreiche Leihspieler und Profis mit Verlängerungsklauseln im Kontrakt. Ungeachtet dessen hat die englische Premier League angekündigt, die Saison auf jeden Fall durchzuziehen - notfalls auch nach dem 30. Juni. Im Falle von bereits vereinbarten Transfers könnte das zu einem Drahtseilakt werden.

Die Forderungen an den Fußballweltverband Fifa, die Rahmenbedingungen anzupassen, werden immer daher lauter. Oliver Mintzlaff, Geschäftsführer von RB Leipzig, ist sich sicher: "Es wird im Sommer kein Transferfenster wie in der Vergangenheit geben."

Inmitten der Corona-Krise genau wie der gesamte Fußball: Nebensächlich! "Es gibt momentan andere, viel größere Probleme", findet Baranowsky.

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