Bad Wiessee
Vorzeitig aus Haft entlassen: Uli Hoeneß ist wieder frei
29. Februar 2016, 9:46 Uhr aktualisiert am 29. Februar 2016, 9:46 Uhr
Uli Hoeneß hat es geschafft. Er muss nicht mehr ins Gefängnis. Nach 21 Monaten in Haft wurde der 64-Jährige vorzeitig entlassen. Erst einmal will er Urlaub machen, wie es heißt. Im Sommer fällt angeblich die Entscheidung über seine Zukunft beim FC Bayern.
Uli Hoeneß ist wieder ein freier Mann. Nach der Hälfte seiner dreieinhalbjährigen Gefängnisstrafe wurde der 64-Jährige am Montag vorzeitig aus der Haft entlassen, wie das bayerische Justizministerium der Deutschen Presse-Agentur in München auf Anfrage mitteilte. Einzelheiten zum genauen Zeitpunkt und zum Ort der Entlassung nannte das Ministerium nicht. Hoeneß kam auf Bewährung frei. Die Bewährungsfrist beträgt drei Jahre. Nach Angaben seines Sohnes Florian ist Uli Hoeneß bereits daheim in Bad Wiessee am Tegernsee.
Das Münchner Landgericht hatte Hoeneß am 13. März 2014 wegen Steuerhinterziehung von 28,5 Millionen Euro zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Am 2. Juni 2014 trat er seine Strafe im Gefängnis von Landsberg am Lech an. Bereits Anfang 2015 wurde er Freigänger. Er arbeitete seitdem tagsüber in der Jugendabteilung des deutschen Fußball-Rekordmeisters FC Bayern, dessen Präsident er bis zu seiner Verurteilung war. Die meisten Wochenenden verbrachte er daheim, da ihm Urlaub zustand.
Hoeneß schweigt vorerst
Hoeneß-Anwalt Steffen Ufer machte ebenfalls keine näheren Angaben zur Entlassung des 64-Jährigen. Sein Mandant wolle kein Aufhebens um seine Person, sagte Ufer lediglich. Hoeneß werde sich vorerst nicht öffentlich äußern, auch nicht zu seiner Zukunft. Dafür durfte er sich daheim am ersten Tag nach der Entlassung womöglich über ein Blasmusikständchen freuen. Am Vormittag marschierten jedenfalls Mitglieder einer Trachtenkapelle zum Anwesen hoch über dem Tegernsee.
Hoeneß kam aufgrund der selten angewandten Halbstrafenregelung bereits nach 21 Monaten Gefängnis frei. Üblicherweise werden Haftstrafen erst nach zwei Dritteln zur Bewährung ausgesetzt. Paragraf 57 des Strafgesetzbuchs ermöglicht aber in Ausnahmefällen die Aussetzung der Strafe schon nach der Hälfte der Zeit. Hoeneß darf sich in den drei Jahren strafrechtlich nichts zuschulden kommen lassen. Die Bewährungszeit wurde in seinem Fall auf drei Jahre festgelegt. Auflagen machte das Gericht nicht - mit einer Ausnahme: Hoeneß muss jeden Wohnortwechsel melden.
Bei der Entscheidung zugunsten des 64-Jährigen wurden unter anderem dessen Persönlichkeit, sein Vorleben, die Umstände der Tat und das Verhalten während der Haft berücksichtigt. Hoeneß habe sich trotz seiner Position stets in die Gefangenengemeinschaft integriert, so das zuständige Gericht. Bei seinen zahlreichen Ausgängen sei es zu keinen Beanstandungen gekommen. Den Schaden habe er durch Zahlungen in Höhe von mindestens 43 Millionen Euro wieder gutgemacht.
Erster öffentlicher Auftritt am 13. März
Hoeneß dürfte als freier Mann erst einmal Urlaub machen, hieß es aus seiner Umgebung. Am 13. März hat er einen öffentlichen Auftritt: In Mönchengladbach will Hoeneß die Laudatio auf Trainer-Urgestein Jupp Heynckes (70) halten. Der frühere Bayern-Coach erhält den Ehrenring seiner Heimatkommune für "seine herausragenden Verdienste um die sportliche Bedeutung der Stadt". Es war der Wunsch von Heynckes, dass kein anderer als sein Sportsfreund Hoeneß die Laudatio hält.
Mitte des Jahres will Hoeneß dann angeblich seine Entscheidung bekanntgeben, ob er beim FC Bayern wieder an vorderster Front mitmischt. Fans, Mitglieder und Freunde würden ihn gerne wieder auf dem Vereinsthron sehen. Die Präsidentenwahl findet im November statt, eine Ämterteilung mit dem amtierenden Präsidenten Karl Hopfner ist vorstellbar. Hoeneß könnte den FC Bayern als Präsident führen, Hopfner den Posten als Aufsichtsratsvorsitzender an der Seite einflussreicher Wirtschaftsführer behalten. Hopfner hatte mehrfach betont, nicht gegen Hoeneß um das Präsidentenamt zu kandidieren.
FC Bayern-Ehrenpräsident Franz Beckenbauer sagte der "Bild"-Zeitung (Montag) über seinen Freund Hoeneß: "Ich glaube, er wird vielleicht in seinem Urteil etwas nachsichtiger sein und nicht mehr ganz so besessen." Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge ergänzte: "Als sein Freund freue ich mich sehr, dass Uli die für ihn sicher schwierige Zeit nun hinter sich gelassen hat."
Viele Bayern-Anhänger haben noch die Worte von Hoeneß bei der letzten Mitgliederversammlung vor seiner Inhaftierung im Mai 2014 im Ohr: "Und dann, wenn ich zurück bin, werde ich mich nicht zur Ruhe setzen", hatte der Fußballmanager damals gesagt und hinzugefügt: "Das war's noch nicht!"