Grasfresser-Suche beim TSV 1860

Verbannt Bierofka Weber und Grimaldi auf die Bank?


Von Ludwig Vaitl / Onlineredaktion

Bierofka fordert mehr Überzeugung und Kampfgeist von seinen Spielern. Im Fokus: Kapitän Weber und Torjäger Grimaldi. "Wir haben ein Gespräch mit ihm geführt. Wir wissen, woran es liegt", sagt Gorenzel.

München - Dieser Satz blieb hängen. "Ich muss die Jungs aufstellen, die Gras fressen, die wissen, um was es geht", erklärte Trainer Daniel Bierofka nach der 2:3-Pleite seiner ziemlich zahnlosen Löwen beim Karlsruher SC.
Klar, Bierofkas Herausforderung besteht nun darin, jene Profis auf dem Platz zu vereinen, deren Überzeugung und Kampfgeist derart ungebrochen sind, dass sie den TSV am Samstag im wichtigen Heimspiel gegen den FSV Zwickau (14 Uhr im AZ-Liveticker) zum Sieg führen. (Lesen Sie auch: Nächster Löwen-Gegner in Geldnot)

TSV 1860: Rasiert Bierofka seine Alpha-Löwen?

Stichwort führen: Eine Anführer-Diskussion hatten Bierofka und Sportchef Günther Gorenzel zuletzt selbst entfacht. Jeder müsse sich hinterfragen, auch er selbst, erklärte der 39-Jährige. Gorenzel pflichtete bei, dass man sich von "zwei, drei Führungsspielern" erwarte, ihre Leader-Qualitäten zu zeigen. Beim Blick auf Sechzigs Trainingseinheiten musste man sich fragen: Rasiert Bierofka seine Alpha-Löwen?

Übernimmt beim TSV 1860 viel Verantwortung: der Sportliche Leiter Günther Gorenzel (li.).

Übernimmt beim TSV 1860 viel Verantwortung: der Sportliche Leiter Günther Gorenzel (li.).

Kapitän Felix Weber und Torjäger Adriano Grimaldi zählen zu Sechzigs Stammelf-Stützen. Eigentlich. Denn: Wie zuletzt mehrfach und hauptsächlich am Mittwoch im letzten öffentlichen Training der Woche ersichtlich, lief das Duo nicht von Beginn an in der A-Formation auf. Weber hatte Bierofka schon gegen Eintracht Braunschweig (2:0) und Sonnenhof Großaspach (2:2) auf die Ersatzbank verbannt - Leistungstief. In Karlsruhe musste der Spielführer zur Pause weichen.

"Felix hatte schon Gelb", rechtfertigte sich Bierofka, klar war aber auch: Weber machte es seinem Coach nicht allzu schwer, ihn vom Feld zu nehmen. Grimaldi, zuvor in vier Partien tor- und vorlagenlos, gelang zwar noch das späte 2:3 beim KSC. In Sachen Präsenz ist der Neuzugang von Preußen Münster im Vergleich zu seinem Start bei 1860 aber kaum wiederzuerkennen.

Gorenzel: "Es ist etwas verloren gegangen."

Sechzigs Problem ist unverkennbar: Wenn selbst die Führungs-Löwen wackeln, bleiben nicht mehr viele Akteure übrig, um den Kollegen als Vorbilder voranzugehen. So kommt nicht von ungefähr, dass Gorenzel auf AZ-Anfrage über Kapitän Weber pauschal antwortet: "Es ist etwas verloren gegangen. Jeder ist zu viel mit sich selbst beschäftigt. Da müssen wir uns wieder herausziehen und da nehme ich die Jungs ganz bewusst in die Verantwortung."

Bei Grimaldi wird Gorenzel konkreter. "Wir haben ein Gespräch mit ihm geführt. Ich werde den Teufel tun und die Details nach außen geben, aber wir wissen genau, woran es liegt. Er weiß es auch. Ich bin sicher, dass der Junge wieder in die Spur kommt." (Lesen Sie auch: Löwen bitten Grimaldi und Mölders zu Einzelgesprächen)

Fragt sich nur, ob es gegen Zwickau noch zum Stammplatz reicht. Im zweiten Durchgang des letzten Spiels wie im Training von Beginn an wühlte Sascha Mölders, seines Zeichens Mentalitätsmonster, im Sturm. Mit 33 Jahren ist Mölders nicht mehr der Schnellste, aber wenn es um Einstellung und Einsatzbereitschaft geht, macht dem Routinier keiner was vor. In der Abwehr war es übrigens Aaron Berzel, der Weber ersetzte.

"Sascha lebt die Emotionen auf dem Platz", sagte Gorenzel, bevor er genau dies von allen Sechzgern forderte: "Als Erstes zählt die Emotion in der Gruppe. Erst danach kommen taktische oder technische Aspekte." Will heißen: Bierofka wird in den verbleibenden Geheimtrainings nicht nur bei Weber und Grimaldi genau hinschauen, wer auch für Samstag zum Grasfresser taugt.