Löwen fürchten Geisterspiele

TSV 1860: Warum Spielverlegungen problematisch sind


Ebenfalls betroffen vom Coronavirus: Die Löwen-Bosse Michael Reisinger (r.), Michael Scharold (M.) und Günther Gorenzel.

Ebenfalls betroffen vom Coronavirus: Die Löwen-Bosse Michael Reisinger (r.), Michael Scharold (M.) und Günther Gorenzel.

Von Bernhard Lackner

Das sich weiter ausbreitende Coronavirus hat immer größere Auswirkungen auf die Sportwelt. Auch die 3. Liga ist betroffen und somit auch der TSV 1860. Die kommenden beiden Spieltage wurden bereits verschoben.

München/Frankfurt - Es ist wie die vielzitierte Wahl zwischen Pest oder Cholera, vor der die 3. Liga aktuell steht. Sollen die angesetzten Partien verlegt oder ohne Zuschauer ausgetragen werden? Fakt ist: In Zeiten der Coronakrise ist ein regulärer Spielbetrieb in Deutschlands dritthöchster Spielklasse nicht möglich.

Über das weitere Vorgehen diskutiert der DFB aktuell mit dem Ausschuss 3. Liga und den Klubs. In Bayern wurden Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Zuschauern bereits untersagt, selbiges gilt für Nordrhein Westfalen und Thüringen.

Mit dem TSV 1860 München, FC Bayern München II, der SpVgg Unterhaching, dem FC Ingolstadt und den Würzburger Kickers spielen alleine fünf bayerische Klubs in der 3. Liga. In Thüringen ist der FC Carl Zeiss Jena betroffen, als nächstes mit dem für Sonntag angesetzten Heimspiel gegen den Chemnitzer FC. In Nordrhein-Westfalen wäre das Spiel des SC Preußen Münster gegen den Halleschen FC tangiert.

Coronavirus: TSV 1860 fürchtet Geisterspiele

Wie geht es nun also weiter mit der 3. Liga? In seiner Sitzung am Montag hatte sich der Ausschuss 3. Liga grundsätzlich dafür ausgesprochen, die betreffenden Partien auf einen anderen Termin zu verlegen, anstatt sie ohne Zuschauer auszutragen. Grund ist die im Vergleich zu Erst- und Zweitligaklubs höhere Abhängigkeit von den Zuschauereinnahmen, die bei Drittliga-Klubs im Schnitt mehr als ein Fünftel der Gesamteinnahmen ausmachen.

Wie der DFB nun am Mittwoch bekanntgab, werden die Spieltage 28 und 29 abgesagt und zu einem noch unbekannten Zeitpunkt "frühestens Anfang Mai" nachgeholt. Wie es ab dem 30. Spieltag weitergeht, darüber wird erst am Montag nächster Woche entschieden.

3. Liga: Spielverlegungen sind schwer umzusetzen

Doch ist das überhaupt überhaupt umsetzbar? Freilich lassen sich einzelne Spiele verlegen, allzu viel Spielraum gibt der Terminkalender jedoch nicht her. Bis zum Sommer müssen die restlichen Saisonspiele aus logistischer und rechtlicher Sicht absolviert sein. Am 12. Juni beginnt die Europameisterschaft, Ende Juni laufen (nicht nur bei den Löwen) zahlreiche Verträge aus. Wann in der Dritten Liga wieder Spiele mit Zuschauern stattfinden können, ist aktuell jedoch nicht absehbar.

Eine seriöse Prognose zur Entwicklung des Virus ist derzeit nämlich nicht möglich, wie Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Dienstag erklärte. Alle getroffenen Entscheidungen würden demnach permanent evaluiert und der Lage angepasst, der Freistaat fahre "auf unmittelbare Sicht". Sein Fazit: "Die Coronakrise ist voll in Bayern angekommen". Das aktuelle Verbot für Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Zuschauern gilt zunächst bis zum 19. April. Wie es danach weitergeht, weiß noch niemand.

TSV 1860 erleichtert über Spielverlegungen

Auch der TSV 1860 beobachtet die aktuelle Entwicklung genau. In den Zeitraum des von der bayerischen Staatsregierung erlassenen Veranstaltungsverbots fallen alleine vier Heimspiele - den Löwen droht also ein massiver Wegfall an Einnahmen durch Kartenverkäufe und Catering. "Geisterspiele sind für uns das am wenigsten wünschenswerte Szenario", erklärte Finanz-Geschäftsführer Michael Scharold, selbst die Lizenz für die kommende Saison sei in Gefahr. Wie hoch der wirtschaftliche Schaden im Falle von Geisterspielen wäre, konnte er am Dienstag noch nicht beziffern.

Die Verlegung der Partien ist aus wirtschaftlicher Sicht zunächst einmal eine gute Nachricht für die Löwen. Ob dann bei den Nachholpartien Fans dabei sein werden, lässt sich aber noch lange nicht sagen.