Löwen-Aufsichtsrat tagt

TSV 1860: So geht es nach dem Scharold-Aus bei Sechzig jetzt weiter


Hört nach der Saison als Geschäftsführer beim TSV 1860 auf: Michael Scharold.

Hört nach der Saison als Geschäftsführer beim TSV 1860 auf: Michael Scharold.

Von Guido Verstegen / Online

1860-Trainer Michael Köllner bedauert den Rückzug von Geschäftsführer Michael Scharold. "Kontinuität und Stabilität tun einem Verein gut." Wie geht es weiter? Am heutigen Mittwoch tagt der Aufsichtsrat der Löwen.

München - Michael Scharold sagt Sechzig Servus, das ist nun Gewissheit. Für Michael Köllner dreht sich die Löwen-Welt nach dem angekündigten Rücktritt des Geschäftsführers weiter - hinter den Kulissen werden auch schon längst neue Schachzüge auf dem weiß-blauen Spielbrett getätigt.

"Scharold hat seine eigene Entscheidung getroffen", sagte der Trainer des TSV 1860 über den am Montag angekündigten Rückzug des kaufmännischen Geschäftsführers für Ende Juni, den man "akzeptieren und respektieren" müsse.

TSV 1860: Mit Scharold geht auch ein Stück Beständigkeit

Der 50-Jährige verwies darauf, mit Sportchef Günther Gorenzel deutlich "mehr Berührungspunkte" gehabt zu haben. Dennoch sei Scharolds Abschied - laut Köllner - "schade", denn: "Kontinuität und Stabilität tun einem Verein gut."

Mit Scharold geht ein umstrittener, weitgehend untergetauchter KGaA-Boss, aber auch ein Stück Beständigkeit flöten. Was die Zukunft anbelangt, äußerte Köllner zweierlei: eine Hoffnung - und eine Forderung.

Köllner: "Über allem steht der Verein"

Erstens: "Er hört erst im Sommer auf, bis dahin ist noch Zeit. Es ist wie mit der Mannschaft: Es gibt noch 45 Punkte zu holen", verglich der Oberpfälzer den Job des Chefcoaches und seines Teams mit den wirtschaftlichen Hausaufgaben des Noch-KGaA-Bosses: "Genauso gibt es für ihn da oben noch einiges zu tun in den kommenden Monaten, damit er für sich - und das ist sein Anspruch - ein bestelltes Feld hinterlässt."

Heißt: Scharold soll sich ein letztes Mal gewissenhaft um die Lizenzierung für die kommende Spielzeit kümmern. Nach AZ-Informationen sowohl für die zweite, dritte aber auch vierte Liga.

Zweitens: Scharolds Aus müsse für 1860 weitgehend folgenlos über die Bühne gehen: "Für den Verein darf das keine großen Auswirkungen haben." Köllner erklärt am Beispiel von Vereinsikone Daniel Bierofka, dessen Demission in den Augen vieler einem Weltuntergangsszenario geglichen hatte: "Der Trainerwechsel vor ein paar Wochen war auch ein Riesen-Thema, aber das haben wir ganz gut hinbekommen. Über allem steht der Verein."

Ismaik setzt sich für Schäfers Rückkehr ein

Folglich müsse "der Verein jetzt eine gute Lösung finden, egal, wie die dann aussieht". Investor Hasan Ismaik hat bereits einen Lösungsvorschlag geäußert. "Meiner Meinung nach ist der Weg für Robert Schäfer frei, weil er den Löwen im Herzen trägt", erklärte der Jordanier der AZ.

Damit warb Ismaik nicht nur für Sechzigs Ex-Geschäftsführer, der im letzten Heimspiel gegen Mannheim (1:1) auf der Haupttribüne gesessen hatte. Er warb kurioserweise damit für einen klaren Verfechter der 50+1-Regel.

Nach AZ-Informationen zeigte sich die Vereinsführung von Ismaiks Vorschlag überrascht. Eine Verpflichtung Schäfers, den die AZ telefonisch nicht erreichte, wäre zudem teuer. Ob sich der 43-Jährige die Löwen überhaupt "antun" würde? Immerhin hat er zwischen 2010 und 2013 bereits viele (negative) Erfahrungswerte des fortwährenden Gesellschafterstreits aus erster Hand, sein Vertrag als Vorstandsvorsitzender bei Bundesligist Fortuna Düsseldorf, wo Schäfer im April 2019 entlassen worden war, läuft zudem noch bis Sommer 2021.

Aufsichtsrat des TSV 1860 tagt am Mittwoch

Typisch Sechzig: Einige Gegner Ismaiks kritisieren sein öffentliches Werben, unterstellen ihm ein taktisches Manöver. Die kuriose Vorveröffentlichung der Pressemitteilung zum Scharold-Rücktritt im e.V.-nahen "Wochenanzeiger" zählt ebenfalls zu den wohl einzigartigen Vorgängen beim tief gespaltenen TSV: Die Stellungnahme war wohl einem Mitarbeiter des Mediums, der verschiedenen Berichten zufolge für die Vereinsbosse tätig ist, nur zum Gegenlesen zugeschickt worden.

Scharolds Nachfolger dürfte jedenfalls Thema sein in Giesing: Wie Gorenzel vor Wochen erklärte, ist für den heutigen Mittwoch eine Aufsichtsratssitzung anberaumt. Dürfte ähnlich spannend werden wie ein enges Schachspiel.

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