Löwen-Anführer wieder da

TSV 1860 München: So emotional lief die Rückkehr von Timo Gebhart


Gegen Münster gut zehn Minuten dabei: Timo Gebhart.

Gegen Münster gut zehn Minuten dabei: Timo Gebhart.

Von Steffen Trunk

Rückkehrer Timo Gebhart gibt gegen Münster sein Comeback im Team der Löwen. "Ich habe immer geschaut: 'Wann ruft mich der Trainer?', sagt er. "Ich freue mich schon so krass auf nächste Woche."

Neunundsiebzigeinhalb Minuten waren gespielt, da wurde es laut, oben auf dem Giesinger Berg. Ohrenbetäubend laut. Nummer zwanzig vom Feld, leuchtete in roter Schrift auf der Wechseltafel. Und in grün: Nummer zehn rein! Er ist zurück, und er wurde mit Sprechchören begrüßt: "Timo Gebhart!"

Timo Gebhart: Die Löwen haben ihren Anführer wieder

Der TSV 1860 hat seinen Spielmacher wieder. Seinen Anführer. In der 80. Spielminute der Drittliga-Saisoneröffnung am Freitagabend gegen Preußen Münster (1:1) ersetzte Rückkehrer Gebhart Mittelfeld-Mann Efkan Bekiroglu - und hatte eigenen Aussagen zufolge Gänsehaut-Feeling pur. "Total! Ich habe mich sehr darauf gefreut, habe immer geschaut: Wann ruft mich der Trainer? Wann ruft er mich?", schildert der bullige Spielgestalter mit Glatze seine ersten Minuten im 1860-Trikot seit dem 5. Mai 2018, damals noch in der Regionalliga bei Sechizgs Gastauftritt beim FC Pipinsried (3:0).

Jetzt, 440 Tage später, kam der Ruf von Trainer Daniel Bierofka nach dem alten und neuen Alpha-Löwen. Dessen Ungeduld kannte zuvor keine Grenzen mehr: "Das könnt ihr euch sicher vorstellen", erklärte Gebhart den Medienvertretern lachend über die langen Minuten seiner Wartezeit, bevor der Zehner seine ersten zehn Minuten bekam.

Siegestreffer blieb Timo Gebhart verwehrt

Gebharts Fazit des eigenen Kurz-Auftritts: "Ich habe erst drei, vier Mal mittrainiert. Ich denke, es war in Ordnung." Es wäre die Geschichte des Spiels gewesen, hätte der gebürtige Memminger seinen Herzensklub noch zum Sieg geschossen. Kaum eine Minute drin, lief Gebhart auf den Strafraum der Gäste zu - und wurde während des Schussversuchs von Münsters Fridolin Wagner gestoppt. "Ich hatte eine sehr gute Torchance vor dem 16er. Ich hab' ja einen guten Schuss und ich denke, das wäre die Chance gewesen, das Spiel noch zu gewinnen", erzählte Gebhart und pochte darauf, von seinem Gegenspieler mit unfairen Mitteln gebremst worden zu sein: "Ich dachte, ich bekomme das Foul." Er bekam es nicht.

Der 2:1-Siegtreffer blieb dem von Investor Hasan Ismaik finanzierten Publikumsliebling verwehrt. Auch ein Doppelpass mit Benjamin Kindsvater und eines seiner unnachahmlichen Solos wollten nicht auf Anhieb klappen. Dass auch Kollege Sascha Mölders in der Schlussminute eine Riesen-Chance vergab, kommentierte Gebhart so: "Normalerweise macht er so einen. Aber da braucht man nicht lange rumschwätzen - den nächsten macht er!"

"Der Druck ist groß"

Und doch zeigte sich der 30-Jährige nach Sechzigs erstem Punkt der neuen Saison zufrieden. "Es ist das erste Spiel, der Druck ist groß", sagte der so oft von Verletzungen geplagte Profi: "Die erste Halbzeit war nicht so gut, dann sind wir besser reingekommen." Seine Ankündigung: "Ich denke, es wird von Spiel zu Spiel besser."

Womit wir bei den nächsten Auftritten der Giesinger wären - mutmaßlich mit mehr Spielzeit des Taktgebers. Angesprochen auf die eingangs erwähnten Sprechchöre erklärte Gebhart: "Klar kriegt man das mit, das pusht einen." Angesichts dieser feierlichen Rückkehr habe man "noch mehr Bock", meinte Gebhart, um sich gleich zu widersprechen: "Aber ich hab' immer Bock." Mit Worten, die auch aus dem Munde eines Teenagers hätten kommen können, ergänzte er grinsend: "Ich freue mich schon so krass auf nächste Woche und auch auf das nächste Heimspiel."

Na dann, Herr Gebhart: Samstag, 14 Uhr und Mittwoch, 19 Uhr: Erst steht Sechzig bei Aufstiegsaspirant Eintracht Braunschweig vor einer Mammut-Aufgabe, dann kommt der FSV Zwickau ins Grünwalder Stadion. Die nächsten Chancen für Gebhart, seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen - womöglich mit den nächsten Sprechchören. Klar ist: Bock darauf hat der extrovertierte Ausnahmekönner mit Sicherheit.

Lesen Sie auch: Ismaik kritisiert Umbaupläne - und pocht auf neuen Standort