Preußen Münster mit speziellem Modell

TSV 1860: Löwen spielen gegen eine "Studententruppe"


Routinier gegen Studenten: Sascha Mölders (li.) vom TSV 1860 gegen Jannik Borgmann und Ole Kittel.

Routinier gegen Studenten: Sascha Mölders (li.) vom TSV 1860 gegen Jannik Borgmann und Ole Kittel.

Von Patrick Mayer / Online

Der TSV 1860 empfängt am Samstagnachmittag Preußen Münster - das in der Dritten Liga eine komplette Elf nur aus Studenten stellen könnte.

München - "Studententruppe" - im Fußball ist dieser Begriff wenig schmeichelnd. Bei Preußen Münster, dem kommenden Gegner des TSV 1860 (Samstag, 14 Uhr, im AZ-Liveticker) nicht von einer Studententruppe zu sprechen, fällt dagegen fast schon schwer.

Preußen Münster hat elf Studenten im Team

Denn von 27 Profis im Kader des Drittligisten studieren elf Fußballer parallel zum Job - die meisten an der Uni Münster. Das ist im Profigeschäft wahrlich ein Alleinstellungsmerkmal!

"Wir haben da einen kleinen Wettbewerbsvorteil, weil Münster ein großer universitärer Standort ist. Das kann bei dem einen oder anderen Spieler den Ausschlag geben", erklärt Münsters Geschäftsführer Malte Metzelder der AZ: "Wir haben unter anderem eine Kooperation mit der WWU in Münster und aktuell zehn, elf Studenten in der Mannschaft. Wenn einer eine wichtige Prüfung hat, versuchen wir, das zu ermöglichen."

Noch besser: Unter den Studenten befinden sich nicht etwa nur junge Back-ups, sondern auch gestandene Stammspieler und Leistungsträger. Zum Beispiel Rechtsaußen Philipp Hoffmann, der Wirtschaftspsychologie studiert.

Löwen-Gegner: Studieren als Stütze im harten Geschäft

Oder Abwehrchef Ole Kittner, der sich in Hörsaal und Bibliothek der Psychologie widmet. Stammtorwart Maximilian Schulze Niehues studiert Sport und Geschichte auf Lehramt - na, wenn er später mal als ehemaliger Fußballprofi bei seinen Schülern keinen Bonus haben wird.

Abwehrchef Kittner in der Studentenstadt Münster

Für die Preußen-Studenten ist das Lernen indes keine Doppelbelastung, sondern vielmehr Stütze im harten Fußballgeschäft. "Einmal hat man das Sportliche, was sehr, sehr körperlich ist, was einen total erschöpfen kann. Studieren ist ja eher was für den Kopf. Das kann eine Ablenkung sein, gerade, wenn es schlecht läuft", erzählte Kittner jüngst in einer Reportage von Magenta Sport.

"Man braucht schon eine gewisse Disziplin, um das wirklich durchzuziehen. Es gibt Situationen, in denen man sich aufraffen muss", sagt Keeper Niehues. Und Kittner erklärt weiter: "Man hat mehr Termine als jemand, der sich nur auf eine der beiden Sachen konzentrieren muss. Da muss man auch mal koordinieren, wenn sich Termine überschneiden. Man muss hoffen, dass der Trainer oder der Prof an der Uni auch mal ein Auge zudrückt."

TSV 1860: Auch Löwen-Karrieren sind endlich

Ferner ist das Büffeln offensichtlich nicht nur lehrreich, sondern auch prägend für die Münsteraner Profis. "Wenn man mitbekommt, was für sch... Jobs die für ein paar Euro machen müssen", meint Niehues lachend: "Da kommt ein bisschen Demut auf und man weiß, in welch komfortabler Situation man ist."

Eine komfortable Situation, die für einen Drittliga-Fußballer jedoch endlich ist. Ob er nun das Preußen-Dress trägt oder das Löwen-Trikot.

Lesen Sie das AZ-Interview mit Malte Metzelder am Donnerstag in der Printausgabe der "Abendzeitung" und unter az-muenchen.de. Der Bruder von Ex-Nationalspieler Christoph Metzelder und Preußen-Geschäftsführer spricht darin über den spektakulären Stadionumbau in Münster, die riesige Herausforderung Dritte Liga - und den Wechsel von Adriano Grimaldi vor der Saison zum TSV 1860.

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