Abschiedsbrief in der AZ

TSV 1860: Löwe Christian Köppel - Warum ich Sascha Mölders ewig dankbar bin


Seit der Jugend beim TSV 1860: Christian Köppel (2.v.li.).

Seit der Jugend beim TSV 1860: Christian Köppel (2.v.li.).

Von Patrick Mayer / Online

In der AZ schreibt Löwe Christian Köppel einen Abschiedsbrief an die Fans des TSV 1860. Und er nennt seine Ziele für die Zukunft.

Liebe Löwen,

zwölf Jahre war ich alt, als ich ein Löwe wurde. Damals ging ein Traum in Erfüllung. Ich konnte es kaum glauben, als es nach dem Probetraining hieß: "Wir nehmen dich!" Jetzt kann ich es kaum glauben, dass es zwölf Jahre später soweit ist: Ich sage Servus.

Von damals bis heute durfte ich erfahren, wofür Sechzig München steht: kämpfen, kratzen, beißen. Niemals aufgeben. Das habe ich auch nicht getan, als ich die Jugendmannschaften durchlaufen habe. Zwei Mal hieß es aus sportlichen Gründen: Könnte eng werden, Köppi. Ich habe es trotzdem geschafft. So schlimm der Doppel-Abstieg in die Regionalliga auch war, für mich und meine Mitspieler war er eine Chance. Wir durften uns plötzlich Profis nennen. Die Meisterfeier in und um das Grünwalder Stadion - gigantisch! Es ging hoch in die Dritte Liga.

Christian Köppel: "Ich habe es schon geahnt..."

Als ich beim Auftakt auf dem Betzenberg nicht einmal im Kader war, ist eine kleine Welt zusammengebrochen. Traditionsduell Lautern gegen Sechzig - und ich war raus. Ich habe in der letzten Saison nur selten das Vertrauen bekommen, aber in den Spielen konnte ich zeigen, dass ich Dritte Liga kann. Im März wurden wir über die Auswirkungen des Konsolidierungskurses informiert und ich habe es schon geahnt: Es schaut schlecht aus mit einem neuen Vertrag.

Ich kann mit Emotionen ganz gut umgehen. Eigentlich. Aber als ich im letzten Heimspiel in der legendären Westkurve stand, war es wie beim letzten Abendmahl. Ein letztes Mal noch die Fans abklatschen - das war’s! Da konnte ich die Tränen nicht mehr zurückhalten. Da war eine Trauer, dass eine wunderbare Zeit zu Ende geht. Da war auch Erleichterung über das 3:2 gegen Fortuna Köln, den Klassenerhalt. Und eine innere Freude, dass ich das alles erleben durfte.

Musste wegen seines Löwen-Abschieds getröstet werden: Christian Köppel (re.), hier mit Kollege Nono Koussou.

Musste wegen seines Löwen-Abschieds getröstet werden: Christian Köppel (re.), hier mit Kollege Nono Koussou.

Jetzt möchte ich einfach Danke sagen. Danke an alle Löwen, an meine Mannschaftskollegen und unsere unvergleichlichen Fans, die uns immer unterstützt haben. Danke an Daniel Bierofka und Torsten Fröhling, meine Trainer, von denen ich immens viel gelernt habe. Danke an Physio Stephan Rainer - ohne den ich nie so weit gekommen wäre. An meine Jungs Marco, Felix und Eric (Hiller, Weber und Weeger, d. Red.), denen ich verbunden bleiben werde. Ich werde nie vergessen, was wir zusammen erreicht haben. Mit Mohamad Awata habe ich einen Freund fürs Leben gefunden.

Köppel: "Mölders hat mir den Kopf gewaschen"

Ich werde auch nie vergessen, wie mir Sascha Mölders den Kopf gewaschen hat. Der sagt dir knallhart seine Meinung und du denkst dir: Boah! Dann merkst du: Er meint es nicht böse und will dich weiterbringen. Nachdem mich Timo Gebhart wegen meines Glaubens "Papst" getauft hat, wurde das im Team zum running gag: "Hast du Scheiße gebaut, geh doch zum Köppi - ab zum Beichten!" Es gibt einen Psalm, der mich dort hingebracht hat, wo ich heute bin: "Vertraue auf den Herrn, sei stark und mutig, vertraue auf den Herrn."

Daran glaube ich auch jetzt, wo eine neue Herausforderung ansteht. Es ist noch nichts unterschrieben, aber ich bin optimistisch, dass ich weiter in der Dritten Liga spielen kann. Wenn sich eine Türe schließt, öffnet sich eine andere. Wie es auch kommt: 1860 ist wie eine Familie für mich - und wird es auch bleiben.

Euer Christian "Köppi" Köppel

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