Duell am Samstag
TSV 1860 gegen KFC Uerdingen: Was beide Klubs eint - und trennt
9. Februar 2019, 8:00 Uhr aktualisiert am 9. Februar 2019, 8:00 Uhr
Der TSV 1860 trifft am Samstag in Duisburg auf den KFC Uerdingen. Die beiden Klubs haben viel gemeinsam. Die AZ macht den Vergleich.
München - Sie kommen beide aus den Niederungen der Regionalliga. Beide schafften den Sprung zurück in den Profifußball. Am Samstag steht das zweite Duell beider Klubs in der Dritten Liga an: Um 14 Uhr steigt das Rückspiel des TSV 1860 beim KFC Uerdingen (hier geht's zum Liveticker).
"Von ihrer Qualität brauchen wir nicht reden, aber sie müssen die PS auch auf die Straße kriegen", erklärte der im Hinspiel mit 0:1 unterlegene Löwen-Trainer Daniel Bierofka vor dem Wiedersehen: "Jede Mannschaft, die gegen Uerdingen spielt, zerreißt sich, weil sie beweisen will, dass sie mit solchen Spielern wie Kevin Großkreutz und Co. mithalten kann." Ob die Bierofka-Löwen den hochambitionierten, aber zuletzt kriselnden KFC stoppen können? Die AZ zeigt, wie die Lage bei 1860 und den Krefeldern auf und neben dem Platz ist.
Sportliche Situation
1860 ist mit 27 Punkten aus 22 Spielen Zehnter, Uerdingen mit 37 Zählern Vierter. Für beide Teams gilt: Auftakt nach der Winterpause verpennt. 1860 (1:1 in Lotte, 1:2 gegen den VfL Osnabrück) holte einen Punkt aus zwei Spielen, der KFC (0:3 gegen Würzburg, 2:3 beim SV Meppen) ging sogar leer aus.
Für Bierofka zählt der Klassenerhalt, die Krefelder um Weltmeister Großkreutz und die Ex-Löwen Stefan Aigner, Maximilian Beister sowie Adriano Grimaldi wollen weiter aufsteigen. "Es wird eine Wundertüte, da wir nicht wissen, was Norbert Meier vorhat", sagte Bierofka, der "auf gewisse Sachen vorbereitet" sein will.
Winter-Transfers
Der TSV büßte Qualität ein, ließ Grimaldi und die langzeitverletzten Aufstiegshelden Simon Seferings und Nicholas Helmbrecht ziehen. Mit Stürmer Prince Osei Owusu holte man einen Leihspieler. Uerdingen rüstete mit satten acht Winter-Zugängen um besagten Grimaldi (fällt verletzt aus) auf. Bekannte Namen: Assani Lukimya, Adam Matuschyk, Osayamen Osawe und Dominic Maroh. Acht Spieler mussten gehen. Der Marktwert-Vergleich geht mit 8,48 Millionen zu 5,55 Millionen an Uerdingen (Quelle: transfermarkt.de).
Duell der Pokalsieger
Wie 1860, Meister von 1966 und zweimaliger Pokalsieger (1942, 1964), hat auch Uerdingen eine traditionsreiche Vergangenheit: Zwischen 1983 und 1995 spielte man weitgehend erstklassig und holte 1985 unter Trainer Karl-Heinz Feldkamp und Spieler Friedhelm Funkel, später Coach beider Klubs, den DFB-Pokal - durch ein 2:1 gegen den FC Bayern.
Vereinsikone gegen Neu-Coach
Bierofka hat Sechzigs Schleudersitz wohl irgendwie verklemmt und mit 71 Pflichtspielen schon mehr als seine Vorgänger Benno Möhlmann (22), Kosta Runjaic (15) und Vitor Pereira (20) zusammen. In Krefeld musste Aufstiegstrainer Stefan Krämer nach der Würzburg-Pleite gehen. Nun soll es Meier richten. "Wir haben noch eine gute Chance, schon diese Saison aufzusteigen. Dafür tun wir alles. Wenn nicht, sterben wir aber nicht, Herr Meier bekommt seine Zeit", sagte Investor Michail Ponomarew kürzlich der "Bild".
Der Trainer hatte neben einer Kampfansage an die Konkurrenz die Lacher auf seiner Seite: Weil am Donnerstag in den Kabinen kein Warmwasser lief, scherzte Meier: "Dann wird der Schniedelwutz halt mal in der Kälte geduscht. Das ist auch nichts Schlimmes."
Das Stadion
Sechzig wartet bekanntlich darauf, inwieweit das Grünwalder Stadion (derzeit mit 15 000 Zuschauern immer ausverkauft, aber unrentabel) ausgebaut werden darf. Resultat der Machbarkeitsstudie: nach AZ-Informationen zwischen April und Juni.
In Uerdingen wird die marode Grotenburg schon saniert. Kostenpunkt? Rund elf Millionen. Dauer? Etwa zwei Jahre. Aigner und Co. tragen ihre Heimspiele daher rund 20 Kilometer entfernt in Duisburg aus. "Heimbonus gibt es da keinen - im Gegenteil: Duisburg ist bei unseren Fans nicht allzu beliebt", sagte Aigner zur AZ. Das zeigt auch der Zuschauerschnitt: 3.882. Am Samstag wird es - auch dank 1.500 mitreisender Sechzger - deutlich voller.
Duell der Investoren-Klubs
Hasan Ismaiks Löwen gegen Ponomarews Krefelder - ähnliche Strukturen, doch gänzlich verschieden: Sechzigs sparende Vereinsbosse verschmähen aktuell weitere Darlehen und Genuss-Scheine von Ismaik. Der Russe Ponomarew (seit 2015 Unterstützer Uerdingens) ist beim KFC Geldgeber und Präsident in Personalunion. Er verstößt daher nicht gegen die 50+1-Regel, hebelt sie aber faktisch aus - wer zahlt, schafft also auch an. Und wer kann im sportlichen Duell der Spar-Löwen gegen die neureiche Wundertüte Uerdingen punkten?
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