Kritik an Hasan Ismaik
TSV 1860: Dritter Gesellschafter? Löwen sprechen mit "seriösen Interessenten"
20. März 2019, 19:25 Uhr aktualisiert am 20. März 2019, 21:33 Uhr
Löwen-Präsident Robert Reisinger gibt Investor Hasan Ismaik die Schuld am Stillstand beim TSV 1860 - weil der sich für keines der vier Rettungs-Szenarien entscheiden will. Gleichzeitig erzählt das Präsidium von Interessenten, die als dritte Gesellschafter einsteigen könnten.
München - Führt Sechzigs Strategie gegen eine Betonmauer? Oder haben die Löwen einen Plan? Einen, der den Traditionsverein über kurz oder lang wieder zurück in die Zweite Liga führt?
TSV 1860: Präsidium erklärt sich
Nach der scharfen Kritik von MAN-Betriebsrats-Chef und Ismaik-Sprecher Athanasios Stimoniaris am Kurs von Präsident Robert Reisinger im AZ-Interview schilderten die Vereinsbosse auf der e.V.-Homepage unter der Überschrift "Perspektive der Profifußball-Tochter für die kommenden drei Jahre" gestern ihre Sicht der Dinge. Und schoben die Schuld am Stillstand der Investorenseite zu.
In der Stellungnahme heißt es: Die Geschäftsführer Günther Gorenzel und Michael Scharold hätten in einer Aufsichtsratssitzung am 17. Februar vier Modelle präsentiert, die den Gesellschaftern zuvor übermittelt worden waren. Während das Präsidium ihren Favoriten Anfang Januar genannt hätte, sei von Investor Hasan Ismaik kein Signal gekommen. Reisinger und Co.: "Die Vertreter unseres Mitgesellschafters mochten sich in dieser Sitzung zu keinem der von der Geschäftsführung vorgestellten Modelle bekennen" - und das ohne Begründung.
TSV 1860: Vier Strategien zur Auswahl
Die vier Strategien, in einem "SZ"-Interview von Scharold im Januar offenbart und auf drei Jahre ausgerichtet lauten wie folgt: Szenario 1 beruht auf einer kompletten Eigenfinanzierung der Sechzger ohne Fremdmittel bei geringerem Etat von 3 bis 3,5 Millionen. Szenario 2 geht "auf ein Angebot des Vereins" zurück, "den finanziellen Spielraum" für die Profis zu erweitern, indem das Nachwuchsleistungszentrum so lange unter dem Dach des Vereins geführt werde, "bis der angestrebte Wiederaufstieg in die 2. Liga erreicht ist".
Das würde die KGaA und damit die Profis finanziell entlasten. Szenario 3: Ismaik schießt - wie bisher - weitere zwei Millionen pro Jahr nach dem Vorbild der jetzigen Saison zu. Szenario 4: unbegrenzte Darlehen durch den Investor. Sechzigs Planwirtschaft. Reisinger & Co. bevorzugen Szenario 2. Dadurch würden - im Vergleich zu Szenario 1 pro Jahr nach AZ-Informationen bis zu einer Million für die Mission Aufstieg frei.
Das Modell halte "Balance zwischen erforderlicher Konsolidierung und der Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit" der Profis, heißt es auf der e.V.-Seite. Weitere Ismaik-Darlehen (wie in Szenario 3 und 4) würden die "Unwucht der Gesellschaft nur weiter vergrößern", was "perspektivisch nicht sinnvoll" sei. Aufgrund der ablehnenden Haltung des Investors, sich auf einen Vorschlag einzulassen, müsse man vorerst an Szenario 1 festhalten.
Reisinger: Kein Sponsoring durch Ismaik
Reisinger und Co. erklärten, dass "mit finanziellen Zuwendungen" Ismaiks in "keiner Form mehr zu rechnen sei" - also weder durch Genuss-Scheine, noch Sponsoring. Schon die nötige Umwandlung bereits gewährter Darlehen in Genuss-Scheine habe Ismaik nicht getätigt. Nach AZ-Informationen bedeutet dies eine Strafe durch den DFB von 150 000 Euro für die KGaA.
Und: Nachdem Stimoniaris Sponsoren ins Spiel gebracht hatte, sprechen nun die Kluboberen nebst der Hoffnung auf Unterstützer von "seriösen Interessenten für einen Einstieg als dritter Gesellschafter". Namen nennen sie keine. Fazit: "Durch umsichtiges Wirtschaften, eine geschickte Transferpolitik und kluges Handeln lässt sich Substanz erzeugen", so Reisinger.
Sanfte Warnung an Bierofka und Gorenzel
Und: Was nach mehreren Hilferufen von Bierofka und Gorenzel einer sanften Warnung an das Duo gleicht: 1860 brauche "Mitarbeiter, die diese Herausforderung tatkräftig annehmen". Was Sechzig vor allem bräuchte, aber weit entfernt scheint: Gesellschafter, die sich irgendwie einigen.
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