Stadtrat entscheidet über Ausbau
TSV 1860: Der Grünwalder-Entscheid - Was Löwen-Fans jetzt wissen müssen!
23. Juli 2019, 16:04 Uhr aktualisiert am 23. Juli 2019, 17:51 Uhr
Großer Tag für den TSV 1860 und Giesing: Am Mittwoch entscheidet der Münchner Stadtrat in seiner Vollversammlung über den Ausbau des Grünwalder Stadions. Die AZ verschafft einen Überblick.
München - Die Entscheidung rückt näher. Wird das Grünwalder Stadion, Heimstätte des TSV 1860, erweitert oder nicht? Am Mittwoch ist der Ausbau Thema im Stadtrat. Vergangene Woche hat Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) bereits über erste Ergebnisse der Machbarkeitsstudie informiert - offiziell entschieden ist allerdings noch gar nichts!
Vor dem wichtigen Termin zählt die AZ fünf Punkte auf, die jeder Löwen-Fan jetzt zum Grünwalder-Entscheid wissen muss:
1. Grünwalder: Was wird wann entschieden?
Nach monatelangen Diskussionen könnte nun, an diesem Mittwoch, endlich eine Entscheidung über den Ausbau des Grünwalder Stadions fallen.
Bei der Vollversammlung des Stadtrats besprechen die Fraktionen die Ergebnisse, die das Frankfurter Architekturbüro Albert Speer + Partner in einer Machbarkeitsstudie zusammengefasst hat. Das Referat für Bildung und Sport legt dem Stadtrat die Ergebnisse vor.
Beginn der Vollversammlung ist um 9 Uhr - bis es zur möglichen Grünwalder-Entscheidung kommt, dürfte es allerdings einige Zeit dauern. Der Einladung zufolge ist das Stadion-Thema auf Tagesordnungspunkt 18. Die Stadt München überträgt die Vollversammlung live im Internet - unter diesem Link können Sie die Übertragung ab etwa 9.10 Uhr ansehen.
2. Wie soll das Grünwalder umgebaut werden?
OB Reiter hat bereits darüber informiert, dass das Grünwalder Stadion maximal auf 18.060 Plätze ausgebaut werden könne. Andernfalls würde der Bestandsschutz nicht mehr gelten - im schlimmsten Fall wäre dann gar kein Fußball mehr auf Giesings Höhen möglich.
Durch den Umbau, der etwa 30 Millionen Euro kosten soll, würde das Grünwalder Stadion zweit- und unter Umständen sogar erstligatauglich werden. Dafür müssen jedoch einige Punkte verändert werden - unter anderem muss das gesamte Stadion überdacht werden, was sich auch auf den Schallschutz auswirken würde.
Zu weiteren wichtigen Umbauten zählen die Verlängerung der Haupttribüne sowie ein Oberrang über der Ostkurve. Daneben sollen Sitzplätze im freistehenden Block Q installiert werden. Insgesamt soll das Grünwalder Stadion nach dem Ausbau 8.000 Sitzplätze haben. Damit wäre eine wichtige Auflage der Deutschen Fußball Liga (DFL) erfüllt. Ebenfalls geplant ist ein "Business-Club" mit Logen, der auf der Rückseite der Stehhalle entstehen soll.
3. Welche Fraktionen unterstützen OB Reiter?
Wie die AZ erfahren hat, trägt ein Großteil der Rathaus-Fraktionen Reiters Ausbau-Vorschlag mit.
An vorderer Front natürlich Reiters SPD, die mit mehreren Anträgen auf einen Ausbau des Stadions gedrängt hatte.
Wie CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl mitgeteilt hat, wird auch der Koalitionspartner den Plänen zustimmen. Auch die Grünen haben ihre Unterstützung zugesichert - der Plan sei laut Stadtrat Sebastian Weisenburger "ein fairer Kompromiss". Auch die Bayernpartei wird der Vorlage zustimmen, die Fraktion möchte sogar nochmals prüfen lassen, ob nicht doch noch ein Ausbau auf 23.000 Plätze möglich ist.
4. Wie reagieren der TSV 1860, Hasan Ismaik und die Fans?
Auch der TSV 1860 hat bereits vor der offiziellen Entscheidung reagiert. "Erst einmal freue ich mich, dass Zweitligafußball im Grünwalder Stadion möglich scheint", sagte Geschäftsführer Michael Scharold der AZ: "Für den TSV 1860 ist es wichtig, überhaupt einen Standort für mehr als Dritte Liga zu haben, denn einen solchen hatten wir bisher nicht."
Das Löwen-Präsidium um Robert Reisinger schlug ähnliche Töne an: "Dass die Stadt München auch nicht so finanzkräftigen Klubs eine sportliche Entwicklungsmöglichkeit oberhalb der Regionalliga und eine Zukunft innerhalb der Stadtgrenzen ermöglichen möchte, ist eine gute Nachricht", meinte Oberlöwe Reisinger. Nur dass Fassungsvermögen von etwas mehr als 18.000 Zuschauern sei "zunächst betrüblich".
Ganz anders sah es da bei Investor Hasan Ismaik aus, der Jordanier reagierte via Facebook auf das Reiter-Statement. Ihm zufolge sei das Ergebnis der Studie "sehr ernüchternd". Bei 30 Millionen Euro Kosten für 3.000 zusätzliche Plätze zweifelt der Sechzig-Investor am Kosten-Nutzen-Faktor. Stattdessen fordert Ismaik eine "große Lösung" - eine neue Spielstätte an einem gänzlich neuen Standort. Mit diesem Vorschlag dürfte der Mehrheitseigner aber nicht den Konsens der vielen Löwen-Fans treffen.
Die Fan-Initiative "Sechzig im Sechzger" hat sich via Facebook bei Reiter für das Engagement bedankt. "Tausende Löwenfans innerhalb und außerhalb des Stadtgebiets haben darauf seit Jahren gewartet", schreiben sie in ihrem Statement. Sollte die Entscheidung für den Ausbau fallen würden sie sich jedoch wünschen, in die Pläne miteinbezogen zu werden. "Bezüglich möglicher Umbaumaßnahmen wäre es wünschenswert - wie in anderen Städten und Stadien schon positiv praktiziert - die Fans mit ins Boot zu holen, um eine für beide Seiten gewinnbringende Lösung auf den Weg zu bringen."
5. Grünwalder: Welche Fragen sind noch offen?
Im Stadtrat gibt es mit ziemlicher Sicherheit eine Mehrheit, die für den Ausbau stimmt. Eine endgültige Entscheidung über den Ausbau wird also wohl am Mittwoch fallen. Trotzdem sind noch einige Fragen offen.
Zum Beispiel, ob das Lärmschutzkonzept des Architekturbüros mit der vollständigen Überdachung des Stadions genügt? Wie sieht es mit der Infrastruktur und Verkehrsanbindung aus, bei der auch diverse Auflagen der DFL erfüllt werden müssen? Was sind die genauen Pläne mit dem Olympiastadion, das auf seine Fußballtauglichkeit geprüft werden soll?
Und die vielleicht wichtigste Frage für viele Löwen-Anhänger: Wann kann nach einem Beschluss mit dem Ausbau des Grünwalder Stadions begonnen werden?
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